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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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mal eines Wortes würdigen will.«
    Jetzt trank McSkee: zuerst Wein, um eine Grundlage in den Magen zu kriegen; dann Brandy, weil der so eine schöne, leicht zerknautschte Würde besitzt; und schließlich Rum, wegen der puren Freundlichkeit dieses Getränkes.
    »Könnt Ihr Euch vorstellen, daß alle großen Durchbrüche von ganz einfachen Menschen wie ich vollbracht werden?« fragte McSkee unvermittelt.
    »Ich kann mir jedenfalls nicht vorstellen, daß Ihr ein ganz gewöhnlicher Mensch seid«, meinte der Saure John.
    »Ich bin der gewöhnlichste Mensch, den Ihr jemals gesehen habt«, beharrte McSkee; »ich bin aus demselben Lehm und Salz, aus dem die Erde ist, und aus dem Humus von verrotteten Behemoths. Vielleicht haben sie ’n bißchen Extraschleim hinzugetan, als sie mich gemacht haben, aber irgendwelche seltenen Erden sind bei mir nicht drin. Das mußte schon ein Mann wie ich sein, der dieses System ausknobeln konnte. Die Gelehrten können das nicht; denen fehlt der Saft. Und weil sie keinen Saft haben, verpassen sie’s gleich von Anfang an.«
    »Was denn, McSkee?«
    »Das ist doch so einfach, John: Daß ein Mensch sein Leben nach dem Rezept ›Immer nur ein Tag auf einmal‹ leben muß.«
    »Na und?« fragte der Saure John etwas von oben herab.
    »Merkt Ihr nicht, wie harmlos einem das eingeht, John? Das klingt doch beinahe wie ein Spruch auf einem Wandkalender.«
    »Aber es ist keiner?«
    »Nein, nein; dazwischen rummelt das Donnergrollen von hundert Welten. Das ist das Tor zu einem ganz neuen Universum. Aber es gibt noch einen anderen Spruch, der da lautet: ›Deine Tage, o Mensch, sind gezählte Das ist der einzige unerbittliche Spruch. Das ist die Grenze, die nicht verbogen und nicht durchbrochen werden kann, und das ist der Dämpfer für uns fröhliche Sünder allzumal. Das stellt Menschen wie mich vor ein Problem – Menschen, die zu fleischlich sind, um sich die ewige Glückseligkeit auf einem anderen Plan zu verdie nen; Menschen, die zuviel Saft in sich haben, als daß ihnen die völlige Auslöschung am Ende willkommen wäre, und die aus persönlichen Gründen bestrebt sind, die Qualen der Verdammnis solange wie möglich hinauszuschieben.
    Aber, John, es gab (und gibt) klügere Menschen als mich auf dieser Welt. Daß ich das Problem bis zu einem gewissen Grade gelöst habe, und die nicht – das bedeutet nur, daß es für mich brennender war als für sie. Das mußte schon ein ganz wüster Kerl sein, der die Lösung fand; und ich habe nie einen Menschen getroffen, der mit mehr Leidenschaft hinter den wüsten Dingen des Lebens her ist, als ich.«
    »Ich auch nicht«, sagte der Saure John, »und wie habt Ihr das Problem gelöst?«
    »Mit einem feinen kleinen Trick, Mr. John. Ihr werdet schon noch merken, wie das funktioniert, wenn Ihr heute nacht in meiner Nähe bleibt.«
    McSkee hatte zu essen aufgehört. Aber während er sich mit den Mädels befaßte, und mit Raufen, Krakehlen und Singen, soff er dabei immer weiter. Was er mit den Mädchen anstellte, darüber wird hier nichts gesagt, aber der Polizeibericht dieser Nacht enthält einen saftigen Katalog. Gehen Sie einmal aufs Revier, wenn Mossback McCarthy Nachtwachthabender ist; er wird ihn raussuchen und Ihnen zu lesen geben. Dieser Bericht ist so etwas wie ein Klassiker auf dem Revier. Wenn sich ein Mann mit Flüster-Susie Kutz einläßt, und mit Mercedes Moreno und mit Dotty Peisson und Little Dotty Nesbitt und Hildegarde Katt und Catherine Cadensus und Ouida und Avril Aaron und Little Midnight Mullins zu tun kriegt, und das alles in einer Nacht, dann redet man von ihm als einem Manne, der Legenden geschaffen hat.
    McSkee verursachte wirklich ein dolles Durcheinander in der ganzen Stadt, und John Sourwine war immer mit dabei. John kam mit McSkee ganz gut aus. Aber es gab eine Menge Leute, die schafften das nicht.
    Es gibt Menschen mit feinabgestimmter Seele, die sich kringeln, wenn mal ein Kumpel ein bißchen zu laut wird. Es gibt auch welche, die zucken zusammen, wenn ein ehrlicher, herzhafter Maat unanständige Lieder grölt. Es gibt sogar Leute, die versuchen sich zu verdrücken, wenn das Grollen der soliden Bürgerschaft zu einem mißgelaunten Gebrüll anschwillt, und die sich nach Deckung umsehen, wenn die erste kleine Keilerei anfangt. Aber der Saure John war keiner von denen. Er besaß zwar eine feinabgestimmte Seele, aber die hatte einen großen Spannungsbogen.
    Keiner in der ganzen Stadt hatte eine so laute und mißtönende Singstimme wie

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