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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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Glück, »aber was noch dazukommt: ich bin verdammt couragiert. Ich geh immer aufs Ganze. Ich bin immer gern mitten im vordersten Treffen.«
    »Man denkt ja, Ihr habt seit hundert Jahren nichts mehr gegessen«, stocherte John weiter.
    »Herr, Ihr begreift ja verdammt schnell«, lachte der illuminierte McSkee. »Da gibt’s einen großmächtigen Haufen Menschen, die merken überhaupt nicht, wie’s mit mir steht, und denen sag ich auch nix, wenn sie nicht wenigstens ein bissel was merken. Aye, aye, Sir, aber Ihr habt Haare an den Ohren, und Schlangenaugen wie ’n richtiger Gentleman. Ich mag das gern, wenn ’n Mann so richtig häßlich ist. Wir können ja reden, während ich esse.«
    John freute sich über das Kompliment. »Was macht Ihr denn, wenn Ihr mit Essen fertig seid?« fragte er, während die Kellner immer noch mehr Steaks vor McSkee auftürmten.
    »Oh, erst eß ich, dann trink ich«, sagte McSkee. »Keine ganz scharfe Grenze dazwischen, versteht Ihr? Wenn ich getrunken habe, mach’ ich mich an die Weiber. Und nach den Weibern Rauferei und Krakehl. Und zum Schluß, da sing ich.«
    »Eine bestialische Prozedur«, sagte John bewundernd. »Und wenn Eure fünfschichtige Orgie vorbei ist?«
    »Oh, dann schlaf ich«, gluckste McSkee. »Paßt mal auf, wie ich das kann! Da kann ich Unterricht drin geben. Da verstehen nur wenige Menschen was davon, wie man richtig schläft.«
    »Wie lange schlaft Ihr denn?« fragte der Saure John. »Und was ist an Eurem Schlaf so Besonderes, daß ich das nicht verstehen kann?«
    »Aber natürlich ist das was Besonderes. Und ich schlaf, bis ich aufwache. Da stell ich auch Rekorde auf.«
    Und McSkee futterte die ganze hohe Steaksäule herunter, bis der Saure John eine mystische Vision hatte: ein ganzer Ochse wird verschlungen, vollständig – nur Kopf, Fell und Hufe bleiben übrig – das, was dem Schlächter zusteht.
    Später, als McSkee sich durch das letzte Dutzend Steaks arbeitete und die scharfe Schneide seines Riesenappetits etwas stumpfer geworden war, unterhielten sich die beiden etwas gemächlicher.
    »War unter allen diesen tierischen Fressereien nicht eine, bei der Ihr noch mehr verdrückt habt als sonst?« bohrte der Saure John. »Eine Gelegenheit, bei der Ihr Euch selbst übertroffen habt?«
    »Jawoll, das hat’s gegeben«, sagte McSkee, »das war, als sie mich mit dem neuen Strick hängen wollten.«
    »Und wie habt Ihr Euch da rausgefressen?« frag te der Saure John.
    »In dem Lande – es war nicht dieses hier – war damals der Brauch aufgekommen, daß man dem Verurteilten alles zu essen gab, was er haben woll te.« Und als der McSkee, der Leuchtende, das mit Behagen erzählte, hatte seine Stimme etwas von dem tänzerischen Schwung einer Drehorgel.
    »Ich zog meinen Vorteil aus diesem neuen Brauch und fraß die ganze Gegend kahl. Das war schon ein feines Nachtmahl, John, das sie mir da spendierten; und bei Sonnenaufgang sollt’ ich gehängt werden. Aber da hatte ich sie rangekriegt, denn als die Sonne aufging, war ich immer noch am Essen. Sie hatten mir ja versprochen, daß ich mich sattessen könnte – also durften sie mich in meinem letzten Mahl nicht unterbrechen. So hab ich sie den ganzen Tag und die Nacht und den nächsten Tag hingehalten. Das ist länger, als ich sonst esse, John, und damals hab ich mich wirklich selbst übertroffen. Die Gegend war berühmt gewesen, weil’s da soviel Geflügel gab, und Spanferkel, und Früchte. Jetzt nicht mehr. Hat sich nie wieder richtig erholt, die Gegend.«
    »Und Ihr?«
    »Aber wie, John! Doch am dritten Tag, als die Dämmerung kam, war ich voll. Hatte keinen rechten Appetit mehr, und zuviel essen, das liegt mir nicht.«
    »Natürlich nicht. Und was passierte dann? Gehängt werden sie Euch ja wohl nicht haben, sonst könntet Ihr nicht hier sitzen und mir davon erzählen.«
    »Das muß nicht stimmen, John. Ich bin schon öfters gehängt worden.«
    »Ach?«
    »Jawoll. Aber nicht diesmal. Ich hab sie beschissen. Als ich satt war, legte ich mich schlafen. Und ich schlief immer tiefer und tiefer, bis ich tot war. Die hängen ja keinen, der schon tot ist. Zur Sicherheit ließen sie mich noch einen Tag liegen. John, ich stinke ganz schön nach einem Tag! Schon in meinen besten Zeiten stinke ich ja immer ’n bißchen. Dann haben sie mich begraben, aber gehängt haben sie mich nicht. Was schaut Ihr denn so komisch daher, John?«
    »Nichts, nichts«, sagte der Saure John, »bloß ein ganz nebensächlicher Einwand, den ich nicht

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