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900 Großmütter Band 2

900 Großmütter Band 2

Titel: 900 Großmütter Band 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Lafferty
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plauderte n an diesem Abend in sicherer Entfernung von den Maschinen, wo sie unsinnige Hypothesen aufstellen konnten, ohne ausgelacht z u werden.
    »Wollen wir doch m a l irgendeine Karte ziehen und da m it weiterspielen«, sagte Louis Lobaschewski. »Begeben wir uns doch ma l an einen rein intellektuelle n Kreuzwe g etwa s spätere n Datums und sehen wir, ob wir von dort aus den Gang der Dinge ändern, die Welt verändern können.«
    »Ich schlage Occam vor«, sagte John Konduly.
    »Warum? « fragt e Valerie . »Er war der letzte und unbedeutendst e de r mittelalterliche n Scholastiker.
    Wie kann irgend etwas, was e r ta t ode r nich t tat, irgendeinen Effekt haben?«
    » O doch , e r hatt e scho n da s Messe r direk t a n der Halsvene« , sagt e Gregor . »E r würd e di e Schlagader durchgeschnitten haben, wen n ma n ih m da s Messer nicht aus der Hand geno mm en hätte . D a is t aber irgen d etwa s schiefgelaufe n. Ic h glaube , damals , als mi t Occa m noc h nich t sovie l lo s war , ha t sei n No m i nalis m us in gewisser Beziehung auch noch nicht da s bedeutet , wa s e r nac h unseren heutigen Begrif fe n tatsächlic h besagt. « *
    »Also schön, Gregor F e dorowitsch, schneiden wi r ma l di e Halsschlagade r durch« , sagt e Willy McGilly. »Führen wir den Nominalismus logisch bis zuende durch und sehen wir, wie tief Occa m s Rasiermesse r schneide n kann.«
    »Da s werde n wi r tun« , sagt e Gregor . »Unsere Wel t is t s o etwa s wi e fette r Schlam m geworden , sie kotzt mi ch an; ich habe mi ch den ganzen Nach m ittag darübe r geärgert . Wi r wollen herausfinden, ob ein e rei n intellektuell e Haltung einen Effekt im Wirklichen haben kann. L a sse n wi r di e Detail s für Epikt ; abe r ic h glaube , d e r Wendepunk t wa r i m Jah r e 1323, als John Lutterell von Oxford nach Avignon reiste , w o sic h damal s d e r Heilige Stuhl befand. Er brachte sechsundfünfzig Propositione n au s Occams Kommenta r z u seine n Sentenze n m i t un d beantrag te , si e mi t de m päpstliche n Ban n z u belegen . Da s gescha h zwa r nich t direkt , abe r Occa m wurd e be i die– se m erste n Großangrif f hef tig angeschlagen und hatsich nie wieder ganz d avo n erholt . Lutterel l bewies, da ß Occam s Nihilismu s einfac h Blabl a war . Und di e Occamsch e Lehr e gin g langsa m ein . Si e fand nu r noc h a n de n kleine n d e utsche n Höfen , di e Oc ca m abklapperte , u m dor t sein e geistig e War e z u verschleißen , ei n schwache s Echo , abe r au f de m eigentlichen Markt konnte er nicht s meh r umsetzen. Un d doc h hätt e sein e Philosophi e di e Wel t zugrun d e richten können, wenn intellektuelle Theorien tatsächlic h real e Folge n zeitigen.«
    »Lutterel l hätt e un s nic ht gefallen« , sagt e Aloysius. »Er war hu m orlos und kalt, und er hatte i mme r recht . Abe r Occa m hätte n wi r gemocht . E r war char m a nt, und er hatte unrecht, und vielleicht werde n wi r jetz t di e Wel t kaputtmachen . E s besteht durchau s di e Möglichkei t eine r heftige n Reaktion, wen n wi r Occa m frei e Han d lassen . Chin a wa r tausend Jahre lang in einer geistigen Haltung eingefroren , di e lang e nich t s o umstürzlerisc h wa r wi e die Occams. Indien hat sich – und zwar durch eine ganz bestimmt e Geisteshaltun g – i n eine n seltsamen Stauungszustand hineinhypno tisiert , de r sic h revolutionär nennt, aber nicht in Bewegung gerät. Aber ein e solch e Geisteshaltun g wi e di e Occam s is t nie zum Zuge geko mme n.«
    So ka me n sie überein, daß der Exkanzler von Oxford , Joh n Lutterell , de r scho n i mm e r ei n kran k e r Mann gewesen war, auf d e m Wege nach Avignon in Frankreich noch kr ä nker werden und deshalb Avigno n nich t erreiche n sollte , s o da ß e r dies e Ei ter beule Occa m nich t aufstec hen konnte, bevor sie die Wel t vergiftete.
    »N a dan n weiter , lieb e Leute« , bru mm elt e Epik t am nächste n Tage . »Ic h sol l a lso
einen Mann aufhalten, der im Jahre 1323 von Oxford nach Avignon reist.
Also los, los, setzt euch hin, daß wir anfangen
können!« Und Epiktistes’ g r oßer Schlangenkopf glühte i n alle n Farben ; e r pafft e ein e siebenfac h gegabelte Pukah-Dukah und erfüllte den Raum mit wunder vol l aromatische m Rauch.
    »Alle bereit zum Abgekehltwerden?« fragte S m irnow m unter.
    »Schneiden Sie zu, Gregor Fedorowitsch«, sagte Diogene s Pontifex , »abe r i ch habe nicht viel Hoffnung. Wenn unser gestrig e r Versuch schon keinen Effek t hatt e – wa s sol

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