Aasgeier
nichts von dir. Im Gegenteil; wir sind dir noch für deine Hilfe dankbar.“
Verbrecher. Typisch Staat. Abzocker, verfluchte.
„War scheinbar doch nicht meines.“
„Also, dann können wir ja essen gehen", schlug Winston vor. Ob ich mitgehe? Klar. Ich suchte Ignacio, fand ihn aber nicht. Wir gingen zu dritt mexikanisch essen. Kofi war lustig, Winston war mein alter Freund, vor dem ich mich noch immer schämte.
Mein schönes Geld. Futsch. So eine Scheiße.
30 Loch im Kopf.
Er kam spät nach Hause. Ich hörte von meiner Klause aus, wie seine Tür schlug. Vorsichtshalber stand ich auf, ging hinüber und klopfte leise.
„Alles in Ordnung. Schlafe gut“, hörte ich Ignacio sagen. Wünschte ich ihm auch. Die beiden ungleichen Typen im Zimmer gegenüber schnarchten.
Meine Tür schlug gegen die Zimmerwand. Ich stand fast im Bett, so erschrak ich. Winston stand im Türrahmen.
„Zieh dich an. Wir müssen weg,“ sagte er und lief schon den Gang hinunter, zu Ignacios Klause. Ich zog mein Zeug vom Vortag über, warf mir eine Handvoll Wasser ins Gesicht und schaute dann erst auf die Uhr. Halb vier. Mein lieber Mann! Was war denn jetzt schon wieder los?
Kofi rannte aus seinem Zimmer, Winston kam aus Ignacios Klause, der Pater hinterher, und ich schloss mich ihnen an. „Wir müssen nach Pismo, zum Gefängnis", sagte Winston. „Fahre hinter uns her.“
Also folgte ich Kofis Leihwagen. Zum Glück ist so ein Dodge kein Ferrari, denn mein Jeep kam zu solch früher, feuchter Stunde nur schwer auf Touren. Ob Ignacio wisse, was los sei? Nee, auch nicht.
Er hatte einen üblen Abend hinter sich, erzählte er. Konnte nicht verstehen, wie sich Misty so geändert habe. Wollte ihm einfach nicht runter. Da sei er gelaufen, über die Felder im Osten und am Fuße der Hügel entlang, bis er fast in Paso war. Drehte wieder um und ging zurück.
„Ich war völlig verwirrt. Menschen sind seltsam; da meint man, sie zu kennen, und dann kommt so ein Hammer aus dem Nichts. Das hätte ich von ihr nie erwartet.“
Von Rick sprach er nicht.
„Ich auch nicht. Aber auch nicht von Rick. Der war zwar immer etwas eigenbrötlerisch, aber in den letzten Jahren in Mexiko hat er sich entwickelt. Hatte überall Freunde, war beliebt, die Frauen konnten ihre Finger nicht von ihm lassen. Und dann sowas.“
Da wir schon bei traurigen Begebenheiten waren, erzählte ich ihm von meinem Geld. Er meinte auch, ich solle es vergessen. „Nicht mehr daran denken. Du wirst auch ohne glücklich.“
Vielleicht. Hat wahrscheinlich recht, wie üblich. Trotzdem.
Wir waren um zehn nach vier in Pismo. Der Knast war hell erleuchtet, ein fahrbares Kripo-Labor stand davor und ein Leichenwagen wartete auf dem Parkplatz. Kofi und Winston liefen ins Gebäude, uns hielt der Cop zurück bis Kofi einen Bullen vor die Tür schickte um zu sehen, wo wir bleiben.
Macmillan lag noch immer dort, wo er erschossen wurde. Hatte ein Riesenloch im Hinterkopf, eine kleine, runde Einschusswunde in der Stirn. Er sah alt aus, bleich und alt. Die Beleuchtung half auch nicht gerade.
Die sechs oder sieben Herren, die in der offenen Viererzelle herumstanden, schienen Experten zu sein. Kofi beugte sich hinunter, roch, schaute sich das Einschussloch an, bewegte mit spitzem Finger den Kopf des Toten und machte mehrmals „hm.“ Er schaute zum unten angeschlagenen Klappfenster, das in Kopfhöhe die Luft von außen filterte. Die linke Fensterhälfte war aufgeklappt, die rechte geschlossen. Dann zurück zu Macmillan.
„Sie meinen, der Schießer stand draußen?", fragte er einen der müde aussehenden, viel zu dicken Herren.
„Klar", sagte der. „Eindeutig. Stand draußen, steckte die Knarre in den Fensterspalt und durch die Gitterstäbe und knallte ihn ab, als er auf dem Bett lag.“
„Wer war der Diensthabende?“
„Sergeant Martell. Komm mal rüber, Rick!“ rief der dicke Cop. Ein schlohweißer dürrer Kettenraucher schob sich durch die Menge, schaute Kofi an und fragte desinteressiert „ja?“
„Bringen Sie mir bitte mal das Tagebuch", verlangte der FBI-Mensch, und der Sergeant schob ab.
Kofi blätterte in der Kladde, aber der letzte Besuchereintrag stammte von kurz nach neun am Vorabend, und verhaftet hatten sie seit drei Tagen niemanden, wenn man von der Einlieferung Macmillans absah, die unter „Verschiedenes“ eingetragen war. „Scheiße", fand er, und, "irgendwas stinkt.“ Aber leise, damit nicht jeder seine Meinung
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