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Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition)

Titel: Ab 1000 Meter wird geduzt!: Aus dem abgefahrenen Leben eines Skilehrers (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Willi Mathies
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schließlich an jenem Tag im Dezember 1886 aufgebrochen, bevor er als »Lawinen-Franz-Josef« zur Legende vom Arlberg wurde.
    Von nun an machte die Mathies-Sippe von sich reden, aber nicht alle mussten glücklicherweise für ihre Berühmtheit einen derartig hohen bzw. lebensgefährlichen Preis zahlen. Man wurde durch Talent und Können auf sie aufmerksam:
    1906 gab Viktor Sohm, ein Vetter meines Vaters, in Zürs den ersten Skikurs für Einheimische, an dem, wie bereits oben erwähnt, auch der große Hannes Schneider teilnahm.
    Mein Großonkel Albert (Lawinen-Franz-Josefs Bruder) war der erste Skilehrer dort und damit Begründer einer neuen Ära am Arlberg, was ihm natürlich Ruhm und Ehre einbrachte. Man kann also sagen, dass Hannes Schneider zwar den Wintersport populär gemacht hat, aber durch meine talentierten Ahnen das Skifahren erst (noch besser) gelernt hat – keine schlechten Voraussetzungen für die Nachkommen der Familie Mathies. Schon die Vorfahren meines Vaters waren also allesamt Pioniere und Wegbereiter. Doch die Erfolgsgeschichte ging weiter: Anton, mein Großvater väterlicherseits, war der erste Bergführer am Arlberg und Hüttenwart der 1912 erbauten Ravensburger Hütte (auf 1948 Meter) am Fuße des Spuller Schafbergs, ganz in der Nähe des Arlbergpasses.
    In diese traditionsreiche Familie wurde mein Vater Robert Mathies im Januar 1908 als einziger Junge von insgesamt zehn Kindern geboren. (Sein anderer Bruder starb als Kleinkind.) Somit wurde ihm gleich der richtige Umgang mit dem weiblichen Geschlecht in die Wiege gelegt. Sich als einziger Bub inmitten von acht Schwestern zu behaupten, das geht nur mit viel Charme. Heute würde man ihn wahrscheinlich »Frauenversteher« nennen. Neben dem Skifahren und Bergsteigen hat nämlich auch das bei uns eindeutig Familientradition, denn ein Herzensbrecher und Schürzenjäger war auch Robert Mathies: »Richtige Gigolos waren wir damals. Die Skihaserln sind uns nachgelaufen und wir ihnen.« Doch auch er hat natürlich mal »klein angefangen«:
    Mein Vater ist, genau wie Hannes Schneider, in Stuben geboren und aufgewachsen. Vielleicht war es kein Zufall, dass die beiden gleich nebeneinander wohnten. Schon als Vierjähriger stand klein Robert auf den Brettern, die für ihn das Leben bedeuteten. Skifahren ist für ein Kind, das in den Bergen aufwächst, nichts Besonderes. »Das erste Mal« ist kein einschneidendes Erlebnis, an das man sich besonders gut erinnert. Außergewöhnlich hingegen ist es, wenn man schon als 14-Jähriger als Stuntman auf Skiern in einem Film mitspielt.
    So geschehen 1922, als Robert für den Streifen Fuchsjagd im Engadin engagiert wurde, in dem auch Hannes Schneider agierte. (Leider hat mein Vater den Film selbst nie gesehen.) Filmangebote schmeicheln, besonders in diesem Alter, und so ein Erlebnis prägt natürlich den Charakter eines Menschen. Den Mathies-Männern wurden seit jeher solche Ehren zuteil, und sie haben sicher auch zu ihrem ausgeprägten Selbstbewusstsein geführt. Aber meinem Vater fiel nicht alles in den Schoß. Genau wie seine Vorfahren hat er immer hart und fleißig gearbeitet.
    Im Winter, neben seiner Skilehrertätigkeit, schuftete er, wie schon der alte Lawinen-Franz-Josef, als Säumer. Im Auftrag fremder Kaufleute und auf eigene Rechnung fuhr er die Strecke von Langen nach Zürs; mit dem Pferdeschlitten beförderte er zudem Lebensmittel und das Gepäck der Gäste auf die Ulmer Hütte, hoch auf 2288 Meter in den Lechtaler Alpen gelegen. 1926 holte ihn sein Onkel Albert nach Zürs, wo er zunächst als Hilfsskilehrer unterrichtete und 1930 erfolgreich seine Prüfung bei Hannes Schneider ablegte, der zehn Jahre zuvor in St. Anton die erste Skischule Österreichs gegründet hatte.
    Damals gab es nur eine Handvoll Skilehrer und einfache Gasthäuser für die noch relativ wenigen Skifreunde. Robert und seine Kollegen mussten noch selbst die Piste platt laufen, denn moderne Pistenraupen gab es nicht. Aber: »Damals war alles lockerer, es gab keine Hektik und keinen Stress«, erinnerte er sich oft mit Wehmut an alte Zeiten.
    Doch das damalige Skilehrerdasein war weiß Gott kein Zuckerschlecken: eine einfache Unterkunft ohne Heizung, das tägliche Körperbad im Freien mit Schnee und Kernseife. Immerhin wurde gut bezahlt. Robert verdiente fünf Schilling am Tag (heute knapp 40 Cent) und war zufrieden damit. Und natürlich frönte man auch schon dem Après-Ski, was damals aber noch ganz harmlos » five o clock « hieß und

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