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Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition)

Titel: Abaton: Die Verlockung des Bösen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olaf Kraemer
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Brühe. Ihre Füße tasteten nach dem Grund. Erleichtert stellten sie fest, dass der Kanal nicht sehr tief war. Das Wasser reichte ihnen nicht einmal bis zu den Hüften.
    „Wisst ihr schon, oder?“, fragte Linus. „Is’ hier nicht anders als in New York. Gibt hier auch Krokodile, Wasserschlangen und Piranhas.“
    „Ja, klar!“
    „Echt! Haben die Leute im Klo runtergespült, als die Viecher zu groß wurden.“
    „Halt die Klappe und geh!“ Edda versuchte, streng zu klingen. Aber eigentlich freute sie sich, dass Linus versuchte sie aufzumuntern. Auch wenn es eine blöde Geschichte war. Eine, die Edda nicht mochte. Denn so haarsträubend diese modernen Schauermärchen auch waren, Eddas Fantasie produzierte augenblicklich unzählige Bilder, auf denen Menschen kleine Krokodile und Alligatoren ins Klo kippten und wegspülten.
    Linus watete voran, Edda folgte ihm und Simon blieb dicht hinter ihr. So weit das möglich war, fühlte sie sich sicher. Vor Krokodilen und all dem anderen Getier, das sie hier unten vermutete. Marie zu befreien war Edda wichtiger geworden als alles andere. Sie war es ihrer Großmutter schuldig. Und vor allem wollte Edda die Geheimnisse erfahren, die Maries Vergangenheit und damit auch ihr eigenes Leben betrafen. Wer war dieser Carl Bernikoff? Dieser Magier, in dessen Wohnung Edda sich selbst so nahegekommen war wie nie zuvor in ihrem Leben. Und was hatte es mit GENE-SYS auf sich? Mit dieser Frau, die Marie glich, die aber nicht Marie war. Wie sollte Edda all das verstehen? Nur Marie kannte die Antworten. Sie mussten sie so schnell wie möglich befreien.
    „Kopf einziehen!“, warnte Linus und seine Stimme hallte durch das stinkende Labyrinth. Ein Gitter ragte von oben herab. Die drei Freunde mussten sich ducken, um darunter hindurchzukommen. Sie machten sich keine Gedanken, warum es hier eingebaut worden war. Und sie sahen auch nicht, dass das Gitter rechts und links in der Mauerführung nur von zwei schmalen Balken gestützt wurde.
    Noch glaubten die drei felsenfest an das Gelingen ihres verwegenen Plans. Die Lichter ihrer Taschenlampen leuchteten tief in den schwarzen Tunnel hinein. Edda, Linus und Simon bekamen nichts von einem der seltenen Wintergewitter mit, das sich am nächtlichen Himmel über Berlin zusammengebraut hatte und das sich nun entlud. Blitze zuckten über die Stadt hinweg, als tanzten sie ein wildes Ballett. Es schüttete und stürmte. Sechzig Liter pro Quadratmeter sollten es noch werden, warnte das Wetteramt. Zu viel, als dass es die Kanalisation hätte aufnehmen können.
    „Ich glaub, das Wasser steigt!“, sagte Edda besorgt.
    Die beiden Jungs schwiegen. Auch sie hatten es längst bemerkt. Die Strömung, gegen die sie angehen mussten, war stärker geworden.
    „Ist einfach nur enger geworden. Der Tunnel ist einfach nur enger geworden“, wollte Linus beruhigen. „Das erhöht die Fließgeschwindigkeit und den Wasserpegel.“
    Sie hielten inne. Ein Rauschen näherte sich. Simon leuchtete zu der Stelle, von der das Geräusch kam. Ein Stück vor ihnen öffnete sich einer der vielen kleinen Zuflüsse aus irgendwelchen Gullys in der Stadt wie ein schwarzes Maul. Im selben Moment schoss daraus ein Schwall von Wasser hervor und beförderte kleine, dunkle Schatten in den Abwasserkanal. Ratten. Fiepend schwammen sie um ihr Leben. Eines der Tiere vor ihnen entdeckte die drei und hielt auf sie zu. Sofort folgten die anderen. Wie eine Flotte aus haarigen U-Booten steuerten sie, getrieben von der Strömung, Richtung Edda, Linus und Simon. Das Wasser reichte ihnen inzwischen bis zum Bauch. Die kleinen Nager strampelten, um zu den vermeintlich rettenden Teenagern zu gelangen. Die versuchten sich voranzukämpfen, versuchten zu entkommen. Wild zuckten die Lichter ihrer Taschenlampen durch das Gewölbe und über das Wasser. Einige Ratten spülte die Strömung an ihnen vorbei. Aber ein paar der stärkeren Tiere hielten weiter direkt auf die drei Freunde zu. Edda schrie. Sie kamen nicht schnell genug voran.
    „Arme hoch!“, schrie Simon.
    Da erreichten die ersten Ratten Linus und krabbelten mit den kleinen Füßen an seiner Anglerhose hoch. Suchten nach Halt. Doch an dem glatten Gummi fanden sie keinen. Sie trieben weiter. Auf Edda zu. Die war wie erstarrt stehen geblieben. Ihr Atem raste. Das verzweifelte Strampeln der Tiere rührte sie. Sie konnte es nicht mit ansehen, schloss die Augen und spürte, wie die Vorderfüße der Nager vergeblich auch an ihrer Anglerhose kratzten. Sie

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