Abbild des Todes
Fünfundzwanzigtausend-Dollar-Erbe reagiert. “Nach allem, was ich für diese Frau getan habe”, murmelte er beim Verlassen des Notariats. “Da könnte man doch annehmen, dass sie sich ein bisschen großzügiger zeigen würde.”
Archie war der Mann der Stunde: Captain Malfi vom Neunten Revier bestand darauf, ihm persönlich zu gratulieren, und entschuldigte sich im Namen aller New Yorker Polizisten für die schlechte Behandlung, der Archie und seine Freunde ausgesetzt worden waren. Es war nicht ganz sicher, ob sein Name wirklich Archibald Newton III. war, aber niemand wagte es anzuzweifeln. Für alle, die ihn kannten, war und blieb er einfach Archie.
Die ganze Zeit über war Rick an Zoes Seite geblieben, er kochte für sie, kümmerte sich darum, dass sie ausreichend Schlaf bekam, und munterte sie immer wieder auf. Ein- oder zweimal, während sie zusammensaßen, ertappte sie ihn dabei, wie er sie mit einem seltsamen Ausdruck in den Augen ansah. Es war keine große Kunst, sich vorzustellen, was in diesem Moment in seinem Kopf vorging. Beide erlebten die gleichen widerstreitenden Gefühle, hatten Angst, sich voneinander zu verabschieden, und noch mehr Angst davor, das Für und Wider einer möglichen Versöhnung abzuwägen. Was, wenn sie wieder scheitern würden? Was, wenn sie in den letzten sechs Jahren nichts dazugelernt hatten?
Und was, wenn es funktionieren würde?
Vielleicht brauchten sie einfach nur noch ein bisschen mehr Zeit.
Ja, das musste es sein, mehr Zeit.
“Einen Penny für deine Gedanken.”
Beim Klang von Lizzys Stimme drehte Zoe sich um. “Was war mit dir los?”, fragte sie. “Ich war schon kurz davor, einen Suchtrupp loszuschicken.”
“Der Verkehr war wie verrückt. Zu Fuß wäre ich sehr wahrscheinlich schneller gewesen.” Sie betrachtete den Tisch. “Wow, deine Mutter hat wirklich Stil.”
“Na ja, sie war nicht umsonst fünfundzwanzig Jahre Moderedakteurin.”
Lizzy blickte sich um. “Wo ist Rick?”
“Am Strand, Fußball spielen mit Lenny, Stretch und seinem neuen Kumpel Lou. Sie sollten eigentlich jeden Augenblick wiederkommen.”
“Hm.”
“Was?”
Lizzy sah sie unschuldig an. “Was
was?”
“Das ‘Hm’. Was sollte das bedeuten?”
“Nichts. Ich habe mich nur geräuspert.”
“Wer’s glaubt, wird selig. Irgendwas ist doch los, das merke ich. Ich habe es schon vermutet, als du dich für heute eingeladen hast. Du lässt dein Restaurant über Weihnachten niemals allein. Nur zu ganz besonderen Gelegenheiten …”
Die Haustür wurde geöffnet und ein Schwall kalter Luft kam herein. “Die Jungs sind zurück!”, rief Rick aus der Eingangshalle. “Und sie sind hungrig.”
“In diesem Fall habt ihr Glück”, kündigte Catherine von der Küchentür aus an. “Das Essen ist fertig.” Sie betrat das Esszimmer mit einer Platte, auf dem ihr berühmtes Beef Wellington lag. Lulu, die die leckersten Beilagen hereintrug, folgte ihr.
Da Zoe sich schließlich doch entschieden hatte, die Platzkarten nicht zu verteilen, gab es eine kleine Verwirrung, bis jeder sich einen Platz gesucht hatte. Als Catherine das Vorlegebesteck in die Hand nahm, stand Rick auf.
“Darf ich etwas sagen, Catherine?”
“Natürlich.” Sie legte das Besteck wieder auf den Tisch und sah ihn erwartungsvoll an. Zoe erkannte ein leichtes Funkeln in ihren Augen.
“Zuallererst”, begann Rick und blickte in die lächelnden Gesichter, “möchte ich Catherine dafür danken, dass sie uns eingeladen hat.”
Sie nickte würdevoll. “Es ist mir eine Freude.”
“Außerdem möchte ich sagen – und ich glaube, dass ihr mir da alle zustimmt –, wie froh ich bin, dass Zoe wieder bei uns ist, gesund und munter. Was mit ihr passiert ist, hat uns alle eine wichtige Lektion gelehrt: Auf ein Lebenszeichen von jemandem zu warten, den man liebt, macht einen wahnsinnig. Also wenn sie nächstes Mal anfängt, einen Mordfall zu untersuchen, werden wir sie einfach erschießen.”
Zoe fiel in das Lachen der anderen ein. Sie sah, dass Lizzy Lenny etwas ins Ohr flüsterte. Im gleichen Augenblick schaute Lenny zu Zoe, bemerkte, dass sie ihn anschaute, und grinste. Die beiden führten etwas im Schilde, doch sie wusste einfach nicht, was.
“Und weil wir so nahe dran waren, dich zu verlieren, Zoe …”, fuhr Rick fort und sah sie nun direkt an, “… bin ich ein wenig übergeschnappt und habe dir ein Geschenk besorgt.”
Er unterbrach Zoes Protest mit einer Handbewegung. “Ich weiß, dass wir uns darauf
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