Abbild des Todes
ging.
“Ist dir kalt?”
“Ein bisschen.”
“Die Hütte müsste sich bald erwärmen. Wir sind ja erst seit gut fünfzehn Minuten hier.”
Für Zoe fühlte es sich an wie Stunden.
Vor dem Feuer stehend, streckte sie ihre Hände über den Flammen aus. Die Pfanne hing weniger als einen Meter von ihrer rechten Hand entfernt, also leicht zu erreichen. Joe saß am Tisch – hinter ihr –, was bedeutete, dass sie sich einmal komplett um die eigene Achse drehen musste, bevor sie zuschlagen konnte.
Vielleicht konnte sie ihn in eine Unterhaltung verwickeln, ihn ein bisschen ablenken. Möglicherweise sogar dazu bringen, seine Augen von ihr abzuwenden. Eine Sekunde, mehr brauchte sie nicht. Na gut, vielleicht zwei.
Sie betrachtete den Schornstein auf der Suche nach einer Eingebung und fand sie auch in einem weiteren Foto von Joe. Es zeigte ihn beim Händeschütteln mit dem ehemaligen Polizeipräsidenten. “Wurde das Foto am gleichen Tag wie das andere gemacht?” Sie zeigte auf den Schornstein.
“Welches andere?”
Sie nickte mit dem Kopf zur gegenüberliegenden Wand.
Sein Blick folgte der Richtung.
Zoe atmete scharf ein. Jetzt oder nie. In einer fließenden Bewegung nahm sie die Pfanne, drehte sich um und …
Joe war aufgesprungen, bevor sie sich ganz umdrehen konnte. Er fasste ihr Handgelenk mitten in der Bewegung und drehte ihr den Arm auf den Rücken. “Was glaubst du, was du hier machst? Hast du Todessehnsucht oder so was?”
Tränen der Frustration rannen ihre Wangen hinab. “Würde das was ändern? Ich sterbe doch sowieso.”
Er nahm ihr die schwere Pfanne aus der Hand und warf sie zur Seite. Mit einem lauten Knall fiel sie zu Boden. Verzweifelt kämpfte Zoe weiter mit Joe, trat und kratzte, auch wenn er viel zu gut in Selbstverteidigung war, als dass sie ihm wirklich hätte schaden können.
“Bring mich nicht dazu, dir wehzutun, Zoe.”
Ihre Hüfte traf den Tisch, und irgendetwas fiel krachend zu Boden. Keiner von beiden achtete darauf. “Na los, mach schon, tu mir weh!”, schrie sie ihn an. “Oder noch besser, bring mich um! Bring es endlich hinter dich!”
“Ich entscheide, wann und wo, okay?”, brüllte er zurück.
Ein zischendes Geräusch hinter ihnen ließ sie in ihrem Kampf abrupt innehalten. Gleichzeitig drehten sie sich um. Zoe schrie. Der Weihnachtsbaum brannte, und die Flammen züngelten bereits an den Gardinen des Fensters direkt hinter ihm empor.
“Meine Güte, was ist passiert?”, rief Zoe entsetzt.
“Du hast die Öllampe vom Tisch gestoßen!”
Joe steckte die Pistole in den Hosenbund und rannte zur Küche. Er griff unter die Spüle, zog einen Feuerlöscher hervor und sprintete zurück. “Da ist noch ein Feuerlöscher beim Herd!”, rief er, als er auf den Weihnachtsbaum zielte. “Geh, hol ihn! Beeil dich, oder das ganze Haus wird brennen wie Zunder.”
Eine zweite Öllampe explodierte und fachte das Feuer erneut an. Hungrige Flammen fanden die Ölspur und schossen an der Holzwand empor.
Zoe zog an seinem Ärmel. “Joe, sei vernünftig. Wir müssen hier raus!”
Als er sie abschüttelte, rannte sie zur Tür. Wie erwartet, war sie abgeschlossen, und die Fenster mussten zugenagelt worden sein, denn sie ließen sich nicht den winzigsten Spaltbreit öffnen.
Hinter ihr versuchte Joe immer noch, die Flammen unter Kontrolle zu bringen. Eine Wand und Teile der Decke brannten lichterloh. Es würde nicht mehr lange dauern, bis das ganze Haus ein brennendes Inferno wäre. “Joe, wenn wir nicht verschwinden, werden wir verbrennen. Schließ endlich die verdammte Tür auf!”
Ein Funke sprang auf das Sofa und entzündete ein Kissen. Joe erstickte das Feuer mit Löschschaum. “Ich brauche den zweiten Feuerlöscher, und zwar jetzt!”
Zoes Antwort bestand darin, dass sie einen Stuhl nahm und ihn hoch über ihren Kopf hielt. Sie war dabei, ihn in das nächste Fenster zu werfen, als sie Joes Warnung hörte.
“Zoe! Die Decke! Pass auf!”
Mit Grauen sah Zoe, wie ein fünf Meter langer Balken aus der Decke brach.
49. KAPITEL
J oe ließ den Feuerlöscher fallen und sprang mit einem riesigen Satz in ihre Richtung, in dem verzweifelten Versuch, sie aus dem Weg zu stoßen. doch er kam zu spät. Der Balken traf sie und fiel quer über ihre Beine, hielt sie unter sich gefangen.
“Joe!”
Er war bereits bei ihr. Seine Augenbrauen waren angesengt und sein Gesicht schwarz vor Ruß. “Es wird alles gut. Ich bring dich hier raus.”
Seltsamerweise fühlte sie zwar das Gewicht
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