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Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen

Titel: Abdahn Effendi. Kleinere Erzählungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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feindliche war ein ungefüger Bursche, der zweimal mehr Kraft als unser Bub zu besitzen schien. Dieser letztere aber nickte lächelnd zu uns herüber. Das war ein gutes Zeichen. Er hatte gesagt, daß die Elefanten im Klub einander niedertreten müssen. Er ging noch hierüber hinaus und nahm sich vor, diesen hier nicht nur niederzutreten, sondern niederzuspringen. Er nahm, als das Zeichen gegeben wurde, einen kräftigen Anlauf, schwang sich empor und sprang den Gegner einfach über den Haufen. Im nächsten Augenblicke kniete er auf ihm und rief den Musikanten zu:
    »Den Triumph für ihn, laut, laut!«
    Allgemeine Stille ringsum. Nur Abdullah, der Schreiber, rief zornig aus:
    »O weh! Schon zwei! Das darf nicht geduldet werden! Heraus mit dem Nilpferd! Das muß ihn niederstampfen!«
    Das Nilpferd erschien. Es war ein kurzer, dicker Kerl, mit sehr viel Fett, aber wenig Muskel ausgestattet. Der verdrehte kühn die Augen und hatte guten Mut. Er senkte den Kopf wie ein Renner, noch ehe das Zeichen gegeben wurde. Dann rannten sie aufeinander los. Es gab einen gewaltigen Krach; dann lag das Hebroner Ungeheuer am Boden, streckte die Beine in die Luft, hielt sich mit beiden Händen den Kopf und brüllte, als ob man im Begriffe stehe, ihn auf dem Rost zu braten. Der Bub aber stand aufrecht da und lachte den Musikanten zu:
    »Da braucht ihr nicht zu trommeln und zu blasen: der tut es selbst!«
    Nun sollten die Riesen des Ozeans zeigen, was sie konnten. Das Viereck löste sich auf. Man ging zur Zisterne, in deren Tiefe die letzte Entscheidung stattfinden sollte. Thar war der erste, der dort eintraf; er stand bereit, hinabzusteigen. Die Hebroniten waren weniger schnell. Am langsamsten bewegten sich die Walfische. Der Allerletzte von ihnen, der ankam, war der, welcher mit Thar kämpfen sollte. Er machte ein sehr verlegenes Gesicht, stellte sich an den Rand, schaute hinab und sagte:
    »Ich nehme die Wahl nicht mehr an!«
    »Du hast sie angenommen und mußt hinab!« erklärte Abdullah, der Schreiber.
    »Um keinen Preis! Ich gehe!«
    Er drehte sich um und eilte davon.
    »So müssen wir neu wählen!« sagte Abdullah.
    Da erscholl es aus soviel Kehlen, als noch Walfische vorhanden waren:
    »Um keinen Preis! Um keinen Preis! Ich gehe – – ich gehe – – – ich gehe!«
    Sie verschwanden – – einer nach dem andern – – – bis kein Walfisch mehr in der Nähe, sondern nur noch in der Ferne zu sehen war. Die Löwen folgten, ohne Adieu zu sagen. Die Nilpferde verkrümelten sich mit samt den Musikanten in ganz derselben Weise. Die Elefanten zottelten meist einzeln, aber auch zu zweien und dreien hintendrein. Zu allerletzt ritten auch die Erwachsenen fort, ohne uns ein Wort oder einen Wink des Abschiedes zu gönnen. Da wendete sich der Bub an Schamah:
    »Glaubst du nun, daß ich ein Held bin?«
    »Ich glaubte es ja gleich!« antwortete sie. »Du hast gesiegt. Hier sind die Blumen.«
    Sie reichte sie ihm. Er nahm sie gab sie meiner Frau und bat, sie für ihn aufzubewahren; sie könne das besser als er. Und nun sahen wir in der Ferne einen andern, bedeutend größeren Festzug kommen, der augenscheinlich auch hierher wollte. Den hatten unsere Gegner mit ihren scharfen, geübten Augen schon längst gesehen. Darum ihre Eile von hier fortzukommen. Sie wollten sich von den Ankömmlingen nicht als Blamierte überraschen lassen. Doch auch wir hatten keinen Grund, hier länger zu verweilen, zumal die Zeit nicht mehr fern war, die wir mit Mustafa Bustani verabredet hatten uns zu treffen. Auf unser Befragen erfuhren wir von der arabischen Witwe, daß sie heute nur noch bis zur Eiche Abrahams gehen und dort die Nacht über im russischen Hospitz bleiben wolle. Sie habe gehört, daß man dort auch Mittellose beherberge. Da erklärte unser freundlicher Hammahr, daß sie mit ihrem Töchterchen nicht zu laufen brauche, sondern reiten könne, denn er kehre auf demselben Wege zur Stadt zurück. Sie nahm es dankbar an. Als der Bub das hörte, fragte er mich leise:
    »Hast du ein Zwanzigfrankstück bei dir, Effendi?«
    »Ja,« antwortete ich.
    »Bitte, schenke es mir, aber laß es niemand sehen!«
    Ich ahnte, was er wollte, und gab ihm heimlich das Verlangte. Da stieg die Mutter mit dem Kinde auf einen der Maulesel und der Hammahr nahm den zweiten. Thar schwang sich auf die Güwerdschina und sagte: »Ich reite mit bis zur Eiche, dann kehre ich zu Fuß nach der Straße zurück. Ehe Vater kommt, bin ich dort.«
    Er zog der Taube den Schwanz in die Höhe,

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