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Abendfrieden

Abendfrieden

Titel: Abendfrieden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Monika Buttler
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nichts. Ich hab nur die beiden Gläser gesehen. Aber wen Frau Holthusen zu Gast hatte, kann ich nicht sagen.«
    Plötzlich sprang sie auf. An der Haustür drehte sich ein Schlüssel im Schloss.
    Anja Holthusen war gekommen. Belebt mit einem hellroten Lippenstift, in einem marineblauen Designer-Mantel, strahlte sie einen neuen, ungewohnten Chic aus. Als sie die Kommissare erblickte, wich schlagartig die Farbe aus ihrem Gesicht. In einer vorsichtigen, etwas zu langsamen Bewegung setzte sie ihre Einkaufstüten ab.
    Die Putzfrau nahm ihr den Mantel ab. Anja Holthusen blieb stehen, als nehme sie Witterung auf. »Guten Tag, kann ich Ihnen irgendwie helfen? Oder haben Sie den Mörder schon?«
    Danzik lächelte. Was war das für eine verzweifelte Vorwärts-Attacke! »Nein, den Mörder oder besser: die Mörderin haben wir noch nicht.«
    »Mörderin?«
    »Nun, es deutet einiges auf eine Frau. Aber das muss Sie jetzt nicht kümmern. Wir möchten nur wissen: Ist Regine Mewes Ihre Freundin?«
    Anja Holthusen wurde noch eine Stufe blasser. Sie sah zu Gunda Thalheim hinüber. In einem Schnelldurchgang ihrer Gedanken wurde ihr wohl klar, dass sie diese, auch der Putzfrau bekannte Tatsache nicht leugnen konnte. »Ja, das ist richtig.«
    »Und Frau Mewes kam ab und zu ins Haus, um Ihrer Schwiegermutter die Karten zu legen?« Tügels Stimme hackte zu wie ein Raubvogel. »Mit Tarot-Karten«, ergänzte Danzik. »Stimmt das?«
    Anja Holthusen sah vom einen zum andern. Eingekreist von den scharfen Zugriffen, wurde ihr fast schwindlig. »Ja, das stimmt«, gab sie zu. »Das wär’s dann«, sagte Danzik. »Sie hören von uns.«
    Während die Kommissare zur Haustür gingen, schlurfte Anja Holthusen zu der Mahagoni-Konsole. Sie schenkte sich einen Whisky ein und trank in tiefen, betäubenden Zügen.
    Sie drehte sich zu der Putzfrau. »Sie können heute früher Schluss machen. Jetzt gleich.«

23
    Die Lagebesprechung im Kommissariat war zu Ende, und noch immer lag eine fiebrige, summende Erregung in der Luft. Es war geschafft. Die Puzzleteilchen im Fall Elisabeth Holthusen fügten sich zu einem Ganzen. Fingerabdrücke und Zeugenaussagen ließen keinen Zweifel: Regine Mewes war die Täterin.
    Auch Holthusen Senior und Holthusen Junior hatten inzwischen bestätigt, dass die ›Wahrsagerin‹ im Haus verkehrt hatte, das Tarot-Spiel war, so hatte die Recherche ergeben, per Scheckkarte von Regine Mewes erworben worden. Das Herzmittel Digitoxin hatte sie ihrer herzkranken Schwiegermutter entwendet, in deren Medikamentenbestand, wie Pflegerin Dörte erklärt hatte, eine Palette mit 25 Tabletten abhanden gekommen war.
    Die Kollegen und Kolleginnen erhoben sich, um in ihre Büros zurückzukehren. Aufgeladen wie nach einem großen sportlichen Spiel, noch immer Details wiederholend und in Mutmaßungen über die psychologischen Hintergründe. Jeder hatte ein Beweisstückchen rangeschleppt, wieder einmal hatte das Team, geleitet von Hauptkommissar Danzik, einen Fall zum Erfolg geführt. Inzwischen war auch der Haftbefehl erwirkt worden. »Torsten und ich fahren jetzt zur Festnahme in die Wohnung«, rief Danzik. »Den Sekt gibt’s später.«
    »Ja, lass uns losfahren«, drängte Tügel. »Nicht dass die Dame noch außer Landes entwischt.«
     
    Sie nahmen den Dienstwagen und sausten zur Parkallee. Das Haus war noch immer verrußt. Danzik musste dreimal anhaltend klingeln, bevor die Tür aufging. Regine Mewes stand vor ihnen, diesmal nicht breitbeinig, sondern hektisch blickend an die Wand gedrückt. Die kurzen Haare sahen zerzaust aus, als hätte sie vergeblich versucht, ihnen Form zu geben. »Ja, bitte?«
    Die Kommissare stürmten in die Diele. »Ach, Sie wollen schon wieder verreisen?« Danzik sah auf einen großen schwarzen Koffer und eine dazu passende Reisetasche hinunter. »Sag ich doch, Werner, der Vogel will uns entfleuchen.«
    Regine Mewes verzog, wohl wegen des »Vogels«, beleidigt den Mund, dann aber schlug, wie ein schweres Tuch, Verzagtheit über ihr zusammen. »Wir wissen, dass Anja Holthusen Ihre Freundin ist, und Sie wissen, dass wir es wissen!« Danzik fixierte sie. »Ja, ich habe Sie schon erwartet.« Regine Mewes sagte es unerwartet leise. »Warum?«
    »Sie haben mir neulich die Fingerabdrücke abgenommen …«
    »In der Tat.« Der Kommissar hielt ein rotes Blatt hoch. »Wir haben einen Haftbefehl. Frau Mewes, ich verhafte Sie wegen des dringenden Verdachts, Elisabeth Holthusen ermordet zu haben. Sie haben das Recht, einen Anwalt

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