Aber bitte mit Sake
Hause! Und ich kann doch nichts dafür, dass der Geldautomat nicht geht, ich wooo-hoo-holte ja zahlen!« Unter Tränen blinzele ich in seine Richtung. Irre ich mich oder wird er schwach?
»Warten Sie hier, ich bin gleich wieder da«, murmelt er und ergreift die Flucht. Immer noch tränenüberströmt, starre ich erneut auf meine Uhr, deren Zeiger unaufhaltsam vorrückt. Noch eine Viertelstunde, bis der Flieger geht. Mein Herz beginnt zu klopfen. Was, wenn ich es nicht mehr schaffe? Endlich taucht der Kubaner wieder auf. Ich gebe alles und breche noch einmal in lautes Schluchzen aus.
»Ist ja gut, beruhigen Sie sich!« Er hebt erneut abwehrend die Hände. »Kommen Sie, geben Sie Ihr Gepäck wieder her. Sie können mitfliegen. Aber das ist eine absolute Ausnahme, hören Sie! Wir machen das nur, damit Sie keine Schwierigkeiten bekommen.«
Dankbar lächle ich ihn an und gebe noch zwei kleine Schluchzer von mir. Na bitte, geht doch! Und die Verzweiflung war nicht einmal gespielt. Zu guter Letzt hebe ich meinen Trolley auf das Band, den ich bisher unterschlagen habe. Noch einmal zehn Kilo. Mein neuer Freund runzelt die Stirn, sagt aber nichts. Ich glaube, er ist genauso erschöpft wie ich.
»So. Jetzt müssen Sie noch dort drüben die Flughafensteuer bezahlen, 25 Dollar.«
Ich sehe ihn an. Erneut, jetzt aber ungeplant, treten mir die Tränen in die Augen. »So viel habe ich doch nicht mehr in bar!«
Aber jetzt nimmt er das Schild, das über uns am Schalter hängt und unseren Flug anzeigt, ab, hängt ein neues auf, auf dem bereits der nächste Flug angezeigt wird, und bedeutet mir mit einer Geste, Platz zu machen. »Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Wo Sie jetzt die paar Dollar herbekommen, müssen Sie sehen. Im Notfall fragen Sie eben ein paar Leute. Aber Sie müssen sich wirklich beeilen, der Flieger geht in einer Viertelstunde.«
Während ich mich umdrehe und zu dem Kassenhäuschen laufe, auf das er gezeigt hat, beginne ich in den Tiefen meiner Handtasche zu kramen. Irgendwo muss ich doch noch Geld haben, und tatsächlich stoße ich ganz weit unten auf dem Innenfutter, in der Seitentasche und in dem vordersten Fach meines Portemonnaies noch auf zahlreiche Münzen und ein paar Scheine.
»Hier!« Die Frau am Schalter schaut erstaunt auf, als ich vor ihr abbremse und ihr hektisch meine Münzen unter der Glasscheibe durchschiebe. Japanische Yen. Tahitianische Franc. Peruanische Sol. Einen Panama Dollar, eine Handvoll jamaikanische Dollar, schließlich ein Bündel US -Dollar, ein paar Euro und den Rest von meiner kubanischen Touristenwährung. »Hier. Das ist alles, was ich habe. Der Geldautomat geht nicht, und mein Flieger nach Deutschland geht jetzt. JETZT . Bitte lassen Sie mich durch.« Die Kubanerin mustert mich einen Moment. Wertvolle Sekunden verfliegen. Dann nickt sie und nimmt meine Münzen entgegen.
»Gehen Sie ganz rechts zum VIP -Eingang«, ruft sie mir noch nach, und ihr Tipp ist Gold wert. Ich zeige meinen Pass vor, jetzt muss ich nur noch mit meinem Handgepäck durch die Sicherheitsschleuse, an der natürlich eine lange Schlange steht. Als ich an die Reihe komme, sind es nur noch fünf Minuten, bis mein Flieger sich in die Luft erhebt. Ich schreite durch die Lichtschranke, während das Gepäck auf dem Band neben mir durchleuchtet wird. Ein Vorgang, bei dem man sich gefühlt alle Zeit der Welt lässt.
»Nehmen Sie bitte Ihren Gürtel ab?« Die Sicherheitsbeamtin lächelt mich freundlich an.
»Bitte!«, wimmere ich, »ich habe keine Zeit dazu, mein Flugzeug fliegt genau jetzt ab!« Aber die Frau lässt sich auch durch Tränen nicht erweichen, und so bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Gürtel durch die Schlaufen zu ziehen und abzuwarten, bis man sich vergewissert hat, dass ich weder Drogen noch Sprengstoff bei mir habe.
Mit dem Gürtel in der einen und dem Handgepäck in der anderen Hand, laufe ich wenig später im Eilschritt auf mein Gate zu, aber die Türen sind verschlossen. Einen Moment lang stehe ich wie angewurzelt, fassungslos, kann einfach nicht begreifen, was das bedeutet. Mein Flieger ist weg. Da habe ich geweint, gefleht, gebettelt, geschmeichelt, bin hin und her gerannt, habe geschwitzt und gezittert und jetzt das. Ich muss tatsächlich unverrichteter Dinge wieder umkehren. Mein Gepäck abholen. Den Flughafen verlassen. Ein Hotel suchen. Einen Ersatzflug finden.
Auf einmal bin ich müde. Sehr müde. Habe das Gefühl, seit Jahren unterwegs zu sein. Und will nur noch
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