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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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Vollidiot!
    Es ärgert mich, dass ich schon wieder unzufrieden mit mir bin. Ich müsste doch eigentlich unglaublich glücklich sein, so ohne Matschauge und Nesselsucht. Aber Probleme sind wie Zigarettenschachteln im Automaten. Zieht man eine heraus, fällt die nächste gleich nach. Und wenn die irgendwann die letzte Packung in den Händen hält, kommt garantiert ein Idiot und füllt den Automaten wieder auf. Trotzdem lasse ich mir heute nicht die Laune verderben. Die Verkäuferin kommt mit dem Oberteil wieder und reicht es mir in die Kabine. Ich streife es über, und zu meiner großen Enttäuschung passt es auch noch. Ich hatte gehofft, dass das Teil in 40 viel zu groß für mich ist. Aber vielleicht fallen die Dinger ja auch extrem klein aus. Auf dem Etikett steht »Sunichi« und ein unverschämter Preis. Wenigstens klingt Sunichi ziemlich japanisch, und die Japaner haben ja grundsätzlich ganz andere Größen als wir. Eine japanische 40 ist also garantiert eine deutsche 36, vielleicht sogar 34!
    »Passt es?« Die Verkäuferin steht vor der Umkleidekabine. »Oder isses zu groß? Die fallen nämlich echt groß aus.«
    »Nein, passt. Und wissen Sie was, ich nehm es in vierzig UND in sechsunddreißig!«
    Ohne mit der Wimper zu zucken bezahle ich die 267 Euro für die beiden Oberteile und shoppe weiter. Ich kaufe zwei neue Hosen, drei T-Shirts, zwei paar Schuhe, einen Kurzmantel, einen Rock und eine Handtasche. Mein Einkaufsbummel hat wesentlich länger gedauert, als ich dachte,und ich habe keine Zeit mehr, um vor meiner Verabredung mit Julia und Christian noch nach Hause zu fahren. Ich gehe zu C&A und ziehe mir in der Umkleidekabine den neuen Rock, eines der neuen T-Shirts und den herrlichen Kurzmantel an. Dann schaue ich noch kurz bei Mäc vorbei, kaufe mir ein neues Make-up und Puder, lasse mich dafür noch von einer der Stylistinnen für den Abend schminken und mache mich auf den Weg ins Ivory.

EINUNDDREISSIG  Mojito Light
    Es ist gar nicht so einfach, mit meinen acht Tüten an den Leuten, die mit ihren Getränken an der Bar stehen, vorbeizukommen. Der Gang zwischen Wand und Theke ist extrem schmal, so dass das Ivory im Grunde immer voll wirkt, auch wenn nur ein paar Hansel die Bar bevölkern.
    Das Ivory ist, wie ich finde, einer der wenigen richtig schönen Clubs in Köln. Hinter der Bar beleuchten orangefarbene runde Lampen die Spirituosen aus aller Welt, und es gibt italienisches Bier, das zwar nicht schmeckt, aber in den weiß-rot-grünen Flaschen gut aussieht. In zahlreichen lauschigen Nischen, die mit zarten Fadenvorhängen vom Barbereich abgetrennt sind, kann man sich wunderbar auf großen weißen Polstern lümmeln. Wer tanzen will, geht einfach die Treppe runter, wo sich eine kleine aber feine Disco befindet. Das Ivory ist der absolute Lieblingsladen von Caro, Simone und mir, wenn es was zu feiern gibt. Nur halt leider ein wenig eng, wenn man gerade auf Shopping-Tour war.
    Mit einem der Schuhkartons reiße ich einen Cocktail von einem Tischchen, mit dem anderen schubse ich ein hübsches Mädchen so, dass sie die Hälfte ihres Drinks verschüttet. Ich muss mich in einer Tour entschuldigen, und es dauert ziemlich lang, bis ich zu Christian vorgestoßen bin, der natürlich im hintersten Teil des Clubs an der Bar sitzt. Ich winke ihm zu, aber er reagiert nicht. Vielleicht hat er mich nicht gesehen. Als er wieder in meine Richtung schaut, winke ich erneut. Diese Mal schaut er hinter sich, als ob er denkt, dass ich jemanden grüße, der hinter ihm sitzt. Ich bin jetzt fast bei ihm, und erst jetzt dämmert ihm, dass ich es bin. Er hat mich nicht erkannt.
    »Jessica?«
    »Nein, Bob der Baumeister!«
    »Wow! Das ist ja … ja … echt unglaublich! Du siehst … du siehst … toll aus!«
    Er starrt mich an. In dem Moment sehe ich, wie auch Julia sich durch den schmalen Gang kämpft. Ich winke ihr zu, und im Gegensatz zu Christian erkennt sie mich auf Anhieb.
    »Mein Gott, hast du dich wieder aufgebrezelt«, begrüßt sie mich in ihrer bekannt charmanten Art und drückt mir ein Küsschen auf die Wange.
    »Aufgebrezelt? Wieso aufgebrezelt? Ich hab mich bloß ein bisschen zurechtgemacht nach all den Tagen!«
    »Also mit weniger Make-up hast du mir ehrlich gesagt besser gefallen!«
    »Das war klar. Komm, ich stell dir Christian vor.«
    Ich mache die beiden miteinander bekannt, und nachdem ich meine acht Tüten beim Barkeeper abgegeben habe, lassen wir uns auf drei Barhocker fallen und bestellen uns Cocktails. Der

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