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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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Barmann legt kleine Servietten für die noch zu mixenden Cocktails auf den Tresen und schiebt ein Schälchen Erdnüsse vor meine Nase. Ich schiebe sie wieder weg, weil ich erst kürzlich gelesen habe, dass in Erdnussschälchen oft ziemlich viel Urin und Koks drin ist. Ich überlege, ob ich Julia und Christian von diesem Artikel erzählen soll, entscheide mich aber in dem Moment dagegen, in dem Julia sich eine Hand voll in den Mund fallen lässt. Der Barkeeper reicht uns die Drinks: einen Mojito für mich, einen Baileys für Julia und den Long Island Ice Tea für Christian. Christian ist immer noch hin und weg von meinem Äußeren.
    »Es ist ja nicht nur, dass dein Auge wieder in der Reihe ist, ich finde, deine Gesichtszüge haben sich auch total verändert. Du strahlst wie ein gerade wieder in Betrieb genommener Atomreaktor!«
    »Ich seh aus wie Krümmel? Na, das ist ja mal ein Kompliment!« Ich muss lachen. »Aber mal ehrlich, ich finde, mit Krümmel liegst du gar nicht mal so falsch. Diese ganze Geschichte war für mich schon ein massiver Störfall. Ich hätte nie gedacht, dass mir so was passieren könnte!«
    »Ohhhhhh … und ich war nicht für dich da! Es tut mir so leid!« Julia nimmt mich in den Arm.
    »Ist schon gut! Ich war ja auch nicht gerade nett zu dir, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Und vielleicht hatte das Ganze ja doch was Gutes. Ich hab echt viel gelernt in dieser Zeit!«
    »Und was?«, fragt Julia und guckt mich neugierig an. Christian saugt an seinem Long Island Ice Tea und hört aufmerksam zu.
    »Das kann ich dir sagen! Ich weiß jetzt, dass Äußerlichkeiten nicht so wichtig sind, wie ich immer dachte!«
    »Aha!« Julia will mir nicht so recht glauben.
    »Weil es eben NICHT darauf ankommt, super auszusehen! Man sollte nicht ständig Jugend und Schönheit hinterherrennen, der Mode- und Kosmetikindustrie Tausende von Euro in den Rachen werfen und sich ständig mit sich selbst beschäftigen. Klingt zwar abgedroschen, aber ich weiß jetzt, dass es auf das in uns drinnen ankommt und nicht auf Äußerlichkeiten.«
    Die beiden starren mich an. Wahrscheinlich haben sie eine so große Erkenntnis nicht von mir erwartet.
    »Und um das zu feiern, hast du dich total aufgemotzt und dir diesen Laden ausgesucht? Und was war in den ganzen Tüten? Literatur?«, fragt Julia.
    »Wieso? Was ist mit dem Laden hier nicht in Ordnung?«
    »Du bist ja lustig. Schau dich doch mal um. Hier sind ausschließlich Leute, die extrem auf ihr Äußeres achten! Die sehen alle aus, als ob sie sich gleich noch für Germany’s Next Topmodel bewerben würden.«
    Ich schaue mich um.
    »Wieso, sind doch ganz normale Leute hier! Und ich finde, dass die Cocktails hier super sind! Ich geh mal kurz aufs Klo und bestell direkt noch ’ne Runde.«
    Julia hat mit ihrer negativen Einstellung keine Chance bei mir. Ich rutsche von meinem Barhocker und kämpfe mich zu den Waschräumen. Von den drei Toiletten ist nur eine frei. Pfeifend lasse ich mich auf die Kloschüssel sinken. Ich bin so was von happy. Ich bin hier, ich seh gut aus, der Cocktail hatte es in sich und ich finde das Leben herrlich! Als ich aus dem Klo komme, pralle ich fast mit Simone zusammen.
    »Jessi! Das ist ja eine Überraschung! Und uuuuuuiiiiiii … du siehst ja wieder richtig gut aus!«, quiekt sie.
    »Danke für das Kompliment.«
    »Ach du, ganz gerne! Ich mein das auch echt ernst. Also im Gegensatz zum letzten Mal, als ich dich gesehen habe, siehst du wirklich viel besser aus. Du sahst ja wirklich furchtbar aus, wie eine … «
    »Schon gut Simone, ich weiß, wie ich ausgesehen habe!«
    Simone steht vor dem Spiegel, pudert sich die Nase, kramt einen knallroten Lippenstift aus ihrer Tasche und trägt ihn auf. Dann frischt sie noch die Rougebalken auf ihren Wangen auf und zuppelt sich an den Haaren.
    »Ich würd ja gerne noch einen Cocktail mit dir trinken, Jessi, aber meine Arbeitskollegen warten schon vor der Tür, wir wollten gerade weiterziehen.«
    »Kein Problem.«
    »Aber sag mal, was machste denn jetzt an deinem Geburtstag? Die Party findet doch wohl nicht statt, oder?« Während sie das fragt, betrachtet sie sich immer noch im Spiegel.
    »Wie kommst du darauf?«
    »Nun ja, nachdem dein Schönheitsplan so … na ja … in die Hose gegangen ist, hab ich gedacht, dass du –«
    »Weißt du was … Natürlich feier ich!«, unterbreche ich sie. Ich bin so beschwingt, dass ich mich spontan dazu entschlossen habe.
    »Eeeeeecht?!? Sensationell! Dann sehen wir uns

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