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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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Blöße geben. Monsieur Laval lacht. »Alors, da at sie leider auch in diese Fall nischt réscht. Wir würden uns nämlisch sehr freuén, wenn Sie uns auch für diese Compagne wieder ihr besauberndes Läscheln leihen könnten!«
    Er schaut mich an, als würde er ein Oben-ohne-Freudentänzchen auf meinem Schreibtisch von mir erwarten. Aus dem Augenwinkel sehe ich, dass Christine die Fäuste ballt und das Gesicht verzieht wie ein Kleinkind, dem man gerade seinen Lieblingslolli aus dem Mund gerissen hat. Jetzt hätte ich tatsächlich Lust auf einen kleinen Freudensprung!
    »Das kannst du doch echt nicht … Hast du dir mal angesehen, wie die aussieht? Die ist doch total fett geworden und hat Pickel im Gesicht! Soll so das Gesicht von Interpool aussehen? Das ist doch nicht dein Ernst«, fährt sie Monsieur Laval giftig an. Ihr Kopf ist knallrot, die Adern an ihrem Hals treten deutlich hervor. Monsieur Laval dreht sich zu ihr um und guckt sie feindselig an. Ich lehne mich entspannt zurück und genieße die kinoreife Szene. Ein schöner Tag!
    »Madame Elmer! Bitte reißen Sie sisch an die Riemén!«, faucht Monsieur Laval nun Christine an.
    In ihren Augen funkeln die pure Wut und abgrundtiefer Hass. »Du kannst ruhig wieder Zuckerbaby zu mir sagen, lieber Matthieu, so, wie du es in unserer viersekündigen Liebesnacht auch getan hast!« Damit rauscht sie ab, und Matthieu Laval dreht sich wieder zu mir.
    »Alors, Madame Kronbach, wie sieht es aus? Sind Sie wiedér mit in die Boot?«
    »Vier Sekunden?«
    »Madame, bittè!«
    »Also eigentlich … ich hatte gar nicht damit gerechnet … aber nun ja, wenn Sie mich so fragen … warum nicht!«
    »Sähr gut! Isch ruf Sie an, sobald die Termin steht!«
    Er erhebt sich, und wir verabschieden uns. Ich begleite ihn noch bis zu meiner Tür, wir geben uns die Hand, und ich schaue ihm hinterher. Er verschwindet in Zuckerbabys Büro.
    »Sugar, Sugarbaby … oh oh Sugar, Sugarbaby«, singe ich mit einem 16:9-Grinsen im Gesicht leise vor mich hin, » … oooooh oh, sei doch lieb zu miiiir!« Ich bin mir allerdings sicher, dass Zuckerbaby nicht lieb zu ihm sein wird.
    In meinem Büro lasse ich mich glücklich in meinen Schreibtischstuhl fallen. Mein Blick fällt auf meinen Computer, auf dem der Interpool-Bildschirmschoner erschienen ist. Ich sehe mein Gesicht, perfekt geschminkt, lächelnd, unendlich glücklich neben einer 3000-Euro-Badewanne. Heute finde ich es nicht schlimm, dass ich aussehe, als hätte ich gerade den Oscar gewonnen, und bestimmt kann mir die Marketing-Abteilung neue Abzüge von den Bildern besorgen, die ich vor ein paar Tagen verbrannt habe.

DREISSIG  Liebesring
    »Ich bring Ihnen das mal in Größe vierzig!«
    Die Blondine, die selbst höchstens Größe Null trägt, verzieht verächtlich den Mund, dreht sich um und verschwindet mit der weißen Leinentunika, die ich mir ausgesucht habe, hinter einer großen Eisentür. Ich stehe in der Umkleidekabine bei »Daniels«, einem Laden mit sehr schönen aber nicht gerade preiswerten Klamotten und unfassbar arroganten Verkäuferinnen und versuche mich von einem Oberteil in Größe 36 zu befreien, ohne es zu zerreißen oder meine neue Frisur zu zerstören.
    Beim Friseur war ich nämlich schon, und zwar nicht bei irgendeinem. Dieses Mal musste es einfach Salvatore sein, Caros Superfriseur. Es hat mich wirklich all meine Überredungskunst gekostet, diesen Termin heute noch zu bekommen. Erst als ich ihm gesagt habe, dass ich auf einer Kreuzfahrt von somalischen Piraten entführt wurde, meine beste Freundin in der Zeit was mit meinem Verlobten angefangen hat und ich nach sechs Monaten endlich wieder so weit bin, das Haus zu verlassen, hat er sich erweichen lassen. Salvatore war ziemlich erschüttert über den Zustand meiner Haare, hat es aber in einer Stunde und für 120 Euro geschafft, aus dem Vogelnest auf meinem Kopf eine ansehnliche Frisur zu machen, die ich jetzt auf gar keinen Fall in Gefahr bringen will.
    Ich betrachte mich in dem großen Spiegel und stelle fest, dass der Fokus des Unbehagens vom Gesicht wieder auf meinen Körper gerückt ist. Größe 40! Wie konnte das nur passieren? In meiner Körpermitte hat sich ein Ring aus Fett gebildet, in den ich so richtig schön mit beiden Händen reingreifen kann, von meinem Hintern ganz zu schweigen. Um den zu greifen, bräuchte ich die Hände von Gérard Depardieu. Aber immerhin ist es mir mittlerweile scheißegal, ob Jens ihn noch genauso süß findet wie früher. Dieser

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