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Abgebrezelt

Abgebrezelt

Titel: Abgebrezelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Schmidt
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schon mal nach nebenan, da sind Caro und Simone, die kennst du ja noch.«
    Damit schiebe ich ihn in Richtung Wohnzimmer. Hauptsache, ich muss ihn nicht mehr sehen. Meine Wohnung platzt mittlerweile aus allen Nähten. Es laufen immer mehr Leute rum, die ich gar nicht kenne und die anscheinend von Caro und Simone eingeladen worden sind. Wenn ich sie darauf anspreche, heißt es nur »Aber die kennst du doch aus dem Triple A … oder aus dem Nachtflug … oder aus dem Muschiclub, erinnerst du dich denn nicht?«
    Meistens erinnere ich mich nicht, und ich hab auch gar nicht wirklich viel Zeit, um mich zu erinnern, da ich pausenlos Aschenbecher leere, zwischendurch spüle, weil es kein Geschirr mehr gibt, und ständig Eis in die Badewanne nachfülle. Die einzigen, die mir helfen, sind Christian und Julia, alle anderen lassen sich bedienen. Auch Christian läuft den ganzen Abend rum, sammelt das Geschirr ein und guckt, dass es an nichts fehlt, Julia spült. Man könnte fast meinen, die Getränke verschwinden durch den Ausguss, so schnell ist immer wieder alles weg.
    Unterhalten kann ich mich mit keinem so richtig, ich bekomme immer nur irgendwelche Gesprächsfetzen mit: » … Hast du gehört, dass der Besitz von Yves Saint Laurent über dreihundert Milliarden gebracht hat? Ach, was man mit dem Geld alles kaufen könnte … « oder » … eine Freundin von mir arbeitet bei Daniels, die bekommt auf alles zwanzig Prozent. Nur schade, dass sie so beschissen verdient, dass sie sich die Klamotten trotzdem nicht leisten kann … «, dann folgt Gelächter, oder »Die sieht doch mittlerweile total scheiße aus, deshalb war es auch überhaupt kein Problem, ihr den Typen auszuspannen … «, wieder Gelächter und so weiter. Im Grunde bin ich ganz froh, dass ich so viel zu tun habe. Ich wüsste ehrlich gesagt gar nicht, zu wem ich mich dazustellen sollte. Jens hat sich mittlerweile an eine Blondine rangeschmissen, die mich vom Typ her schwer an Barbie erinnert, mit der er damals nach Hamburg abgehauen ist. Es ist mir mehr als egal. Als ich gerade ein paar leere Gläser einsammle, spricht mich Caro an: »Sag mal, wo hast du denn eigentlich diesen Kellner her? Der geht ja gar nicht!«
    »Kellner? Was für ein Kellner?«
    »Na, der mit dem riesigen Flecken im Gesicht. Nicht nur, dass der eklig aussieht, der kann noch nicht mal richtig laufen, und wenn man dem sagt, dass er was wegräumen soll, wird der auch noch pampig. Echt unglaublich. Du solltest dich auf jeden Fall bei der Catering-Firma über diesen Typen beschweren! Und wenn die sich stur stellen, setzen wir Markus darauf an, der wird schon dafür sorgen, dass so einer nicht mehr im Service arbeitet–«
    Ich starre Caro an. »Was hast du denn zu Christian gesagt?« Meine Stimme ist ein bedrohliches Zischen, und Caro merkt, dass irgendwas schiefläuft.
    »Christian? Heißt der so, der Kellner?«
    »Christian ist kein Kellner! Christian ist ein Freund von mir!«, blaffe ich sie an.
    »Ohhh … seit wann hast du denn … behinderte Freunde?«
    Das ist zu viel für mich! Eine Welle des grenzenlosen Zorns überrollt mich plötzlich, und alles, was sich an Wut und Enttäuschung in den letzten Tagen und Wochen angesammelt hat, löst sich und strömt aus mir heraus.
    »Raus«, sage ich laut, aber ruhig.
    »Was?« Caro guckt mich irritiert an.
    »Du hast mich schon verstanden. Raus hier!«
    »Du wirfst mich raus?«
    »Ja, und zwar nicht nur dich, deine ganzen sauberen Partyfreunde auch.«
    Plötzlich wird es still im Raum. Jemand hat die Musik ausgemacht, alle starren mich an. Es macht mir nichts aus.
    »Ich möchte, dass ihr alle geht! Und zwar sofort! Alle außer Christian und Julia.«
    Man hört ein Murren und ein Flüstern. Ich höre Satzfetzen wie » … wohl verrückt geworden … «, » … seit dieser Botox-Geschichte … « » … vielleicht betrunken … «, » … wohl ’ne Midlifecrisis … lass uns ins Ivory … «
    Meine Arbeitskollegen verabschieden sich zumindest noch von mir, und ich kann mich bei ihnen entschuldigen und ihnen sagen, dass es nichts mit ihnen zu tun hat. Die meisten gehen aber einfach so, ohne ein Wort zu sagen, und keine fünf Minuten später sind fast alle verschwunden. Als Letzter kommt Jens auf mich zu.
    »Ich … hab meinen Namen eben gar nicht gehört bei denen, die bleiben dürfen.«
    »Das kann daran liegen, dass ich ihn nicht gesagt habe.«
    »Nicht dein Ernst, oder?«
    »Schön, dass du hier warst, Jens. Du hast entschieden zu meiner Genesung

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