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Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition)

Titel: Abgekanzelt: Ein Büro-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Federico Baccomo
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gänzlich leblos zu wirken.
    Cardellini kam in Begleitung von Giuseppe und hatte ein großes fleischfarbenes Pflaster auf der linken Wange. Beide schienen wild entschlossen, Gelassenheit an den Tag zu legen, und lachten unentwegt über das Wort transaktiv . Giuseppe setzte sich neben mich und ließ Cardellini auf seiner anderen Seite Platz nehmen. Den Blick auf eine große zischende Thermoskanne gerichtet, presste er zwischen den Zähnen hervor: »Wenn ihr heute auch nur irgendeinen Unfug anstellt, dann …« Er ließ den Satz unvollendet und wiegte den Kopf hin und her, als würde er einer Melodie lauschen. Dann verschränkte er die Hände im Nacken, lehnte sich zurück und wiederholte lächelnd: transaktiv .
    Emily kam als Letzte.
    Sie wirkte nervös und vermied es, irgendjemanden anzuschauen. Als sie ihren Laptop auf den Tisch stellte, stieß sie ein Mineralwasserfläschchen um, das bis zu meinem Notizblock rollte. Ich starrte Emily unentwegt an und umklammerte meine Knie, unfähig, mich zu einer Reaktion durchzuringen. Ein paar Sekunden später langte eine Hand über meine Schulter. Donato schnaubte und warf Nathan das Fläschchen zu. Als der Emily Wasser eingoss, ballte ich eine Hand zur Faust und schlug auf die Armlehne.
    Die Sitzung kam zum Kern der Sache.
    Black ball clause.
    Eine Berechnung geht nicht auf. Hier eine Bemerkung von Donato, dort ein Kommentar von Giuseppe. Boraletti, der am Fenster steht, zieht Nathan und Emily auf die Seite. Nachdem sie eine Weile miteinander geflüstert haben, sagt Boraletti ein paar Sätze auf Italienisch. »Ich schlage vor, auf diesen Punkt später zurückzukommen. Wie heißt es noch gleich? Later .«
    Eine abrupte Bewegung veranlasst uns, in die Ecke zu schauen, wo bis zu diesem Zeitpunkt Rashid gehockt und Edamame gegessen hatte. Der Mann ist aufgesprungen. Mit seinen feisten Fingern umklammert er die Rückenlehne. Die Augen, in denen jetzt ein wilder Blick liegt, sind auf Boraletti gerichtet.
    » It’s a shame «, beginnt er zu schreien. » A shame, a shame, a shame. «
    Rashid zieht den Stuhl zu sich heran, und als hätte er sich plötzlich daran verbrannt, stößt er ihn heftig zur Seite. Mit einem trockenen Geräusch knallt der Stuhl gegen die Wand, prallt ab und bleibt umgekippt liegen. Eine Armlehne landet vor meinen Füßen.
    »Rashid«, sage ich leise. » Please. «
    » It’s a shame «, brüllt er, schaut zur Decke hoch und schüttelt unentwegt den Kopf.
    » Okay, okay «, sage ich. » A shame. «
    Rashid durchbohrt Boraletti jetzt wieder mit Blicken und hebt dann plötzlich einen Arm. Einen Moment lang habe ich Angst vor dem, was kommt, aber er beschränkt sich darauf, ihn Richtung Tür niedersausen zu lassen.
    Alle raus hier.
    Die Delegation von Zeus Investments begibt sich in der elektrisierten Stille, die plötzlich den Raum erfüllt, zum Ausgang. Der Ingenieur ist wie hypnotisiert und will sich anschließen, aber Nathan legt ihm instinktiv eine Hand auf die Schulter und hält ihn zurück. Während wir Anwälte uns zu Giuseppes Zimmer aufmachen, um auf Rashids Anweisungen zu warten, muss Donato diesem folgen. Gemeinsam verschwinden sie in einem mir bislang entgangenen Raum am Ende des Flurs.
    »Der Vorstand …«, beginnt Donato, als er wieder bei uns ist. »Ich hatte es ja gesagt. Ich hatte es ja immer schon gesagt. Die sind stinksauer. Der gesamte Verwaltungsrat von Zeus ist stinksauer. Und wie stinksauer die sind. Sogar in ihr Sitzungsprotokoll haben sie es geschrieben: Wir sind stinksauer . Und sie haben Recht. Natürlich haben sie Recht. Sie sagen, dass alles längst unter Dach und Fach sein müsste, fix und fertig, the end auf Englisch. Und das schon seit geraumer Zeit. Wir sind ein seriöses Unternehmen. Wir müssen eine Bilanz aufstellen und Posten festschreiben. Wir haben einen business plan . Dann sind da noch die Investoren und die Banken. Oh Gott, die Banken.« Donato reißt die Arme hoch, als wollte er sich an die Deckenlampe hängen. Da er nicht drankommt, faltet er die Hände zum Gebet.
    »Ich frage mich«, fährt er fort, »wie lange es denn wohl dauern kann, einen Vertrag zusammenzubasteln. Einen Vertrag, wie es ihn zu Tausenden gibt. Wie lange? Ich möchte eine Antwort darauf hören, Giuseppe. Ich verlange eine Antwort.«
    Die schwache Stimme, der gesenkte Blick, das Zittern, das Jackett, das plötzlich zu eng wirkt, alles an Donato straft die Wucht seiner Worte Lügen. Allen ist klar, wie sich die Sache verhält. Donato zählt nicht mehr,

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