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Abgezockt

Abgezockt

Titel: Abgezockt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon Wood
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Wiederhören, Sir.«
    »Danke. Auf Wiederhören.«
    Josh legte auf.
Für was halten die mich?,
fragte er sich. Betrachteten Williams und Brady die Sache als Unfall, den zwei hirnlose Pistensäue verursacht hatten, oder glaubten sie, er sei am Steuer eingeschlafen und habe den Wagen selbst in den Fluss gefahren? Bei seinem Pech hätte ihn auch eine Anzeige wegen Raserei nicht überrascht. Er bekam Kopfschmerzen, die sich hartnäckig festsetzten. Es war kein guter Vormittag.

[home]
4
    D er Profi öffnete die Tür, nahm das »Bitte nicht stören!«-Schild vom Haken auf der Rückseite und hängte es draußen an den Knauf. Das Motelzimmer war sauber, aber ohne jede Individualität. Es war ein exaktes Abbild der anderen Räume in dieser Anlage, mit zwei Doppelbetten, einem Fernseher, Wandschrank, Schreibtisch und diversen hoteleigenen Toilettenartikeln. Das Zimmer war schon die ganze letzte Woche sein Zuhause, aber es sah aus, als habe er es gerade erst bezogen. Das Reinigungspersonal fand kaum Veränderungen vor. Die Abfalleimer waren nie benutzt, die Betten wirkten immer frisch gemacht und die Handtücher wurden nach Gebrauch stets ordentlich zusammengelegt. Der einzige Beweis für die Existenz des Gastes war das verschlossene Gepäck: ein Akten- und ein Reisekoffer, beide aus Aluminium. Er mochte diese Art von Koffer, an denen man nicht so leicht herumpfuschen konnte; elastisch, aber sie hielten etwas aus. Leute, die sich trotzdem daran vergriffen, mochte er weniger.
    Er zog den Aktenkoffer aus dem Wandschrank, legte ihn aufs Bett, holte einen Stuhl und setzte sich daneben. Er machte sich an dem Zahlenschloss zu schaffen, ließ den Deckel aufspringen und nahm einige Akten heraus, die er auf dem Bett ausbreitete. Er suchte nach etwas, das ihm entgangen war – etwas, das er sich bei seinem Auftrag zunutze machen konnte, der da hieß, die Zielpersonen zu töten. Die Akten waren auf dem üblichen Wege zu ihm gelangt: in einem Umschlag ohne Absender und ohne Adressaten an sein Bostoner Postfach, ganz wie gewünscht. Mit diesem hier waren es über fünfzig solcher »Care-Pakete«, die er im Lauf der letzten beiden Wochen empfangen hatte. Zum ersten Mal jedoch erhielt er ein Paket mit Informationen zu zwei Zielpersonen gleichzeitig, die in derselben Stadt wohnten. Die Sache gefiel ihm nicht. Sacramento war keine Metropole, wo Mord zur Tagesordnung gehörte. Es war möglich, dass jemand die beiden Toten in Zusammenhang brachte, wenn man nur genug nachhakte. Es kam also darauf an, dass keinerlei Verbindung zwischen ihnen zu bestehen schien.
    Von den beiden Zielpersonen musste die ältere, Margaret Macey, wohl am leichtesten zu eliminieren sein, und der Profi hatte eine ganz neue Idee dafür. Während er die Akte beiseitelegte, griff er zu der anderen. Er schlug sie auf, beugte sich nach vorn, nahm das Foto in Augenschein und zog ein missmutiges Gesicht. Diese Zielperson hatte seinen ersten Versuch überlebt. Josh Michaels war nicht ertrunken. Das war eine Panne, die Aufmerksamkeit erregte. Sein nächster Versuch müsste treffsicherer sein. Er würde Michaels’ Lebensverhältnisse ein bisschen besser recherchieren, damit er nicht aufflog.
    Die erste Woche über hatte er sein Opfer beobachtet: Was es tat, wann es das tat und mit wem. Michaels hatte ihm dazu Gelegenheit gegeben, als er eine Geschäftsreise unternahm. Der Profi war ihm nach Bakersfield gefolgt. Als er sah, dass seine Zielperson vorzugsweise über leere Landstraßen fuhr, eröffnete ihm das die gewünschte Chance. Er wusste zwar, auf einer offenen Straße würde er sein Glück herausfordern, wenn er nicht sämtliche Umstände unter Kontrolle hätte, aber gerade solche Herausforderungen liebte er. Es musste ein »harmloser« Autounfall bei Michaels’ Rückfahrt sein. Allerdings hatte Michaels einen Glückstag gehabt und war mit dem Leben davongekommen. Laut Fernsehbericht war er an Land geschwommen, obwohl in der Akte stand, er sei Nichtschwimmer. Hoffentlich stimmten wenigstens die übrigen Angaben.
    Beim Nachdenken über sein Versagen fluchte der Profi halblaut. Jetzt musste er sich ranhalten. Die Aufmerksamkeit, die er auf sich gelenkt hatte, machte ihn angreifbar, und das war unverzeihlich. Pannen waren nicht das Markenzeichen des Profis, und Pannen würden
ihn
das Leben kosten. Er klappte Michaels’ Akte zu, lehnte sich zurück und ließ seine Gedanken schweifen.
    Seine Arbeit machte ihm Spaß. Er empfand sie als Herausforderung und hatte Talent dafür. Er

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