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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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ein unmotiviertes »Hi« zu hören, dann drehte der Schwarzhaarige sich um und zeigte Tim demonstrativ den Rücken.
    Na toll, dachte Tim und sah wieder zu Fabian hinüber. Das kann ja lustig werden.
    Fabian wedelte mit der Hand vor seiner Stirn zum Zeichen, was er von dem Schwarzhaarigen hielt. Tim grinste und sah sich die freien Betten an. Er entschied sich für das obere an der rechten Wand und öffnete eine Tür des Doppelschranks daneben, um seine Sachen einzuräumen.
    »Wo kommst du her?«, wollte Fabian wissen und schob mit dem Mittelfinger seine Brille höher.
    Tim legte einen Stapel T-Shirts in das obere Schrankfach. »Aus Saarbrücken, und du?«
    »Aus der Nähe von Aachen.«
    Tims Unterhosen und Strümpfe landeten in einer der beiden Schubladen. »Aha. Und wie alt bist du?«
    »Vierzehn, aber ich komme nach den Ferien schon in die Oberstufe.«
    Tim sah zu Fabian hoch. »In die Oberstufe? Mit vierzehn?«
    »Ja, ich bin mit fünf eingeschult worden und hab in der Grundschule eine Klasse übersprungen. War mir zu langweilig. Jetzt komme ich in die Elf.«
    »Freak«, kam es aus der hinteren Ecke. Tim und Fabian sahen zu dem Schwarzhaarigen hinüber, der ihnen noch immer den Rücken zuwandte.
    »Immerhin bin ich ein Freak, der einen Namen hat und ganze Sätze reden kann«, sagte Fabian, woraufhin Tim ihm grinsend zunickte. Die Schlagfertigkeit des Jüngeren gefiel ihm.

2
    Im Laufe des frühen Nachmittags trudelten nach und nach auch die anderen Teilnehmer ein. Tim hatte von Markus erfahren, dass rund sechzig Jugendliche die kommenden zehn Tage im Camp verbringen würden. Sie waren eingeteilt in zwei Gruppen mit unterschiedlichen Programmen und Betreuern.
    Die erste Gruppe mit den Zehn- bis Dreizehnjährigen hatte dreiunddreißig Teilnehmer, die restlichen achtundzwanzig Jugendlichen waren zwischen vierzehn und achtzehn Jahre alt.
    Außer Fabian und dem Schwarzhaarigen, dessen Namen Tim noch immer nicht kannte, hatten sich noch der siebzehnjährige Janik Falkenstein aus Rüdesheim und Sebastian Poss, ein großer muskulöser Sechzehnjähriger aus Erftstadt mit kurzen hellen Haaren in der Hütte einquartiert. Das Bett über dem schwarzhaarigen Jungen blieb leer.
    Ein Zettel auf dem Tisch informierte sie darüber, dass um drei Uhr am Nachmittag auf der großen Wiese ein Treffen stattfand, bei dem sie das Programm für die ersten beiden Tage und alle wichtigen Informationen rund um das Leben im Camp bekommen sollten.
    Janik war als Letzter angekommen und hatte sich für das Bett unter Tim entschieden. Als er gegen zwei Uhr seine Sachen im Schrank verstaut hatte, deutete er auf das zerwühlte Bett rechts hinten in der Ecke und fragte Tim, wem dieses Lager gehöre.
    Der Schwarzhaarige hatte sich vor Janiks Ankunft wortlos verkrümelt und war noch nicht wieder aufgetaucht. Tim zuckte mit der Schulter. »Keine Ahnung. Er hat uns seinen Namen noch nicht verraten. Ein komischer Kauz.«
    Sebastian nickte. »Das kann man wohl sagen. Ich hab mir vorsichtshalber das Bett unter Fabian genommen. Über dem Typen wollte ich nicht unbedingt schlafen.«
    »Hallo Jungs, wie sieht’s aus?«, rief Ralf vom Eingang her und klatschte dynamisch in die Hände. Er ließ seinen Blick über Fabian, Sebastian und Janik wandern und hob zur allgemeinen Begrüßung eine Hand. »Hi, ich bin Ralf, ich bin zusammen mit Timmi hier angekommen. Alles okay bei euch?«
    Timmi? Tim hatte es als Kind schon gehasst, wenn ihn Erwachsene so genannt hatten, weil es sich bescheuert anhörte. Mit sechzehn von einem fast Gleichaltrigen Timmi genannt zu werden, ging überhaupt nicht.
    »Ähm … Ralf, nenn mich bitte nicht Timmi, okay?«
    »Ralf?«, fragte der Schwarzhaarige, der gerade ebenfalls hereinkam. Er blieb vor ihnen stehen und musterte den Münchener von Kopf bis Fuß, wobei er die Hände in den Taschen seiner schmutzigen Jeans vergraben hatte. Er war sehr schmal und hatte mit etwa einem Meter fünfundsiebzig Tims Größe. Die Turnschuhe an seinen Füßen hatten an den Seiten ausgefranste Löcher und waren so abgenutzt und vergammelt, dass man die Originalfarbe nicht einmal mehr erahnen konnte.
    »Was ist das denn für ein bescheuerter Name?« Kopfschüttelnd schlurfte er an allen vorbei zu seinem Bett und murmelte dabei: »Die reinste Freakshow hier. Ein Streberbubi, ein Ralf … Fuck, wo bin ich hier gelandet?«
    Janik sah Tim irritiert an und wandte sich dann wieder an den Jungen. »Und wie heißt du?«
    »Vergiss es«, sagte der Schwarzhaarige

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