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Abgründig (German Edition)

Abgründig (German Edition)

Titel: Abgründig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arno Strobel
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wenige Zentimeter voneinander entfernt. »Versuch es!«, zischte er Tim leise zu. »Mach einen Fehler. Gib mir eine Gelegenheit und ich hau dir eine rein.«
    »He, ist ja gut, bist ein böser Bulle«, rief Denis von der Seite.
    Sebastians Kopf flog wütend zu ihm herum. »Und du kannst dich direkt anschließen!«
    Denis stand nur da und sah ihn an, ohne eine Miene zu verziehen.
    »He, wo hängt’s denn?«, rief Janik ihnen zu, der mit Fabian auf dem Rücken schon ein gutes Stück weiter war. »Nun kommt endlich.«
    Nach letzten grimmigen Blicken zu Denis und Tim deutete Sebastian nach vorn. »Also los!«
    Weitere zwanzig Minuten später erreichten sie tatsächlich den Weg, auf dem sie gekommen waren.
    Die Erleichterung stand den meisten ins Gesicht geschrieben. Nur Denis und Tim hielten sich zurück. Denis, weil er eben Denis war. Und Tim, weil der Heimweg für ihn bedeutete, er würde nun bald erfahren, ob er krank war – so psychisch krank, dass er vielleicht weggesperrt werden musste, um andere vor ihm zu schützen. Oder ob es für alles eine andere Erklärung gab.
    Je näher sie der Auflösung dieses Rätsels kamen, umso größer wurde Tims Angst – und die Ahnung, dass es wieder angefangen hatte.
    So oder so würde er diese beiden Tage in seinem ganzen Leben nie mehr vergessen.
    Nach einer kurzen Pause hob Janik Fabian wieder auf seinen Rücken und sie führten ihren Abstieg fort. Sie brauchten nur dem Pfad zu folgen, der sie offensichtlich um den Fels mit den Trittbügeln herumführte. Denn plötzlich war der Weg zu Ende und unter ihnen lagen die Schrofen, der steile Hang aus Tausenden kleinen kantigen Felsen und Steinen mit den Geröllbächen dazwischen. Sie gingen bis zum Rand und blickten in die Tiefe.
    Tim und Janik entdeckten gleichzeitig die reglose Gestalt, die etwa in der Mitte des Hangs lag.
    Und wie im Chor riefen sie: »Ralf!«
    Janik setzte Fabian so unsanft ab, dass der nach hinten kippte und stöhnend auf dem Boden liegen blieb.
    Während sie sich, ohne lange zu überlegen, zu zweit an den rutschigen Abstieg zwischen den spitzen Felsen machten, überschlugen sich die Gedanken in Tims Kopf. Vor ihnen lag Ralf. Hieß das, dass Tim doch nichts mit seinem Verschwinden zu tun hatte? Oder hatte er ihn zwar verletzt, aber Ralf hatte weglaufen können und es bis hierher geschafft, bevor er zusammengebrochen war?
    Tims Herz schlug ihm bis zum Hals, und das lag nur zum Teil an dem anstrengenden Hang.
    Als er noch etwa zehn Meter von Ralfs reglosem Körper entfernt war, knickte er um, kam ins Stolpern und konnte sich nicht mehr halten. Er kippte vornüber und knallte mit der Brust gegen einen Stein. Ein feuriger Strahl schoss durch seinen Oberkörper und er schrie laut auf.
    Janik war sofort bei ihm und drehte ihn vorsichtig um, was ein neues Feuerwerk durch Tims Schulter jagte.
    »Was ist? Hast du dich verletzt?«, fragte er.
    »Ja, die Brust«, stöhnte Tim. Doch im Augenblick zählte nur Ralf, der wenige Meter von ihnen entfernt lag. Und der als Einziger die Frage beantworten konnte, die Tim wichtiger war als alles andere.
    Er ignorierte die Schmerzen und stemmte sich hoch. Ihm wurde schlecht und er sah dunkle Punkte vor den Augen tanzen, aber er hielt sich auf den Beinen.
    »Geht schon«, sagte er gepresst zu Janik und setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen.
    Endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit, hatten sie Ralf erreicht. Er lag auf dem Rücken und hatte die Augen geschlossen. Das rechte Hosenbein war unterhalb des Knies blutdurchtränkt, um die linke Hand hatte er ein ehemals helles Tuch gewickelt, das ebenfalls tiefrot gefärbt war.
    »Mist«, sagte Janik, nachdem er Ralfs Bein begutachtet hatte. »Wo ist dein Messer?«
    »Das … hat Sebastian.«
    »Ja, hier ist es!«, rief Sebastian plötzlich. Er war ihnen hinterhergeeilt und rutschte ihnen nun entgegen.
    Janik nahm das Messer, das Sebastian ihm entgegenstreckte, und nestelte damit so lange an Ralfs Hosenbein herum, bis er es geschafft hatte, es ein Stück aufzuschlitzen. Was dort zum Vorschein kam, hätte Tim in einer normalen Situation wahrscheinlich den Magen umgedreht. In diesem Moment aber betrachtete er die gelbliche Knochenspitze, die kurz unterhalb des Knies aus der Haut des Unterschenkels herausstach, nur sachlich mit dem Gedanken, dass er gerade zum ersten Mal einen offenen Bruch sah.
    »Gebrochen«, stellte auch Janik fest und klappte die Stoffenden seitlich weg. »Er muss gestürzt sein.« Er nahm Ralfs Hand und suchte nach

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