Abraham Kann Nichts Dafür. 66 Neue Satiren.
(!) zurück und zahlten 65 072 Shekel Vermittlungsgebühren. Zugegeben, wir waren etwas enttäuscht. Verstimmt zahlten wir dem Ober sechs Kaffee und drei Provisionen.
»Da tut man sein Bestes, um seinen Mitmenschen zu helfen, und was ist der Dank dafür? Ich bin überzeugt, daß wesentlich mehr Klienten durch unsere Bemühungen zu einem Dach über dem Kopf gelangt sind als jetzt gezahlt haben«, bemerkte Jossele stocksauer und zog die Rolläden des Kaffees herunter.
»Lauter Betrüger!«
Verfolgungswahn
Ich hatte eine Ehrenkarte zu einem Konzert bekommen, was nicht unbedingt eine große Ehre war, da alle Musikkenner den Gastdirigenten für eine Zumutung hielten. Ich entschloß mich, trotzdem hinzugehen. Erstens, weil ich mich zu ängstlichen Dirigenten mit bescheidenen Taktstockbewegungen hingezogen fühle, und zweitens, weil das Fernsehen das Konzert nicht in Stereo übertrug.
Auf dem Weg zum Theater tauchte plötzlich ein Polizist vor meinem Wagen auf und stoppte mich. »Diese Woche habe ich meinen Strafzettel schon bekommen, Inspektor«, wehrte ich mich und zeigte das Schriftstück voller Stolz. »Versuchen Sie es nächste Woche wieder.«
Das Auge des Gesetzes ignorierte meine Äußerung, riß die Autotür auf, ließ sich auf den Beifahrersitz fallen und kommandierte: »Fahren Sie los.«
»Ich denke nicht daran«, sagte ich, »verlassen Sie sofort meinen Wagen.«
»Vergeuden Sie keine Zeit«, brüllte der Polizist, »sehen Sie zu, daß Sie den blauen Fiat dort kriegen! Wir müssen ihn stellen.«
»Warum?«
»Ich habe gesehen, wie er gegen eine Einbahnstraße gefahren ist. Aber er ist mir entkommen, der Schuft. Los! Geben Sie Gas!«
Das Jagdfieber packte mich, und ich sauste los. Aber der blaue Fiat merkte sehr bald, daß wir auf seiner Fährte waren, und steigerte das Tempo.
»Steigen Sie aufs Gas«, befahl mein Passagier. »Haben Sie genügend Benzin?« Mir fiel plötzlich ein, daß ich Wichtigeres zu tun hatte:
»Hören Sie, ich habe eine Ehrenkarte für ein Konzert«, protestierte ich, »und ich habe bestimmt schon den Anfang versäumt.«
Er hatte auch Wichtigeres zu tun: »Musik? Unsinn!« fuhr mich das Sicherheitsorgan an. »Da können Sie auch morgen hingehen. Etwas schneller, bitte.«
»Es ist eine Ehrenkarte«, zischte ich zurück, »lassen Sie wenigstens mich aussteigen.«
Inzwischen waren wir in den Vororten angelangt, der blaue Fiat und wir.
»Ich hatte auch einmal eine Ehrenkarte für den Zirkus und konnte nicht hingehen, weil mein Sohn die Masern bekommen hat. Das ist nicht das Ende der Welt.«
Schließlich ging uns der Fiat auf der Autobahn ins Netz. Ich überholte ihn und stieg vor ihm hart auf die Bremse, worauf er mit aller Wucht in mich hineinkrachte. Der Polizist schoß wie eine Rakete aus dem Wagen und stürzte sich auf den Verkehrssünder.
Nach einem kurzen, aber heftigen Handgemenge kam er etwas angeschlagen zurück und meinte, es müßte sich um einen anderen blauen Fiat gehandelt haben. Vielleicht sollten wir in der Stadt noch einige Runden drehen. Mit etwas Glück könnten wir den Richtigen doch noch kriegen.
Ich sagte: »Ohne mich, Inspektor, mir reicht's.«
Daraufhin wünschte er meine Papiere zu sehen.
»Ihre Versicherungskarte ist gestern abgelaufen«, sagte er. »Tut mir leid, aber ich habe meine Vorschriften. Sie kriegen einen Strafzettel.«
So haben wir schließlich doch noch etwas erreicht. Nach unserer langen und dramatischen Verfolgungsjagd haben wir wenigstens mich erwischt.
Geistesblitze
Alle mir bekannten Menschen versuchen Witz zu versprühen, wenn sie in Gesellschaft sind. Doch kann man diejenigen, die das wirklich können, an einem Finger abzählen. Ebenso bringt jede Zeitung, die etwas auf sich hält, regelmäßig geistvolle Zitate, unvergängliche Aussprüche, kurz gesagt, Geistesblitze. Diese Perlen der Weisheit werden dem unbefangenen Leser auf den Flügeln des Genies serviert, worauf dieser pflichtgemäß in Ehrfurcht erschauert.
Unter uns gesagt, gibt es nicht den geringsten Grund dafür. Ganz im Gegenteil. Der unbefangene Leser kann nämlich ebenso geistvolle Äußerungen von sich geben, wenn er sie vorsichtshalber mit einer respektablen Quellenangabe versieht. Die Erfahrung lehrt uns, daß fast jedem Wort Flügel wachsen können, wenn man behauptet, daß es von Bernard Shaw oder von Winston Churchill stammt. Notfalls kann man sich auch mit Albert Schweitzer oder Zsa Zsa Gabor aushelfen.
Im folgenden seien also ein paar Beispiele
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