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Abraxmata

Abraxmata

Titel: Abraxmata Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Bannert
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untersuchend hin und her. Auf keinem dieser Blätter war auch nur ein einziger Buchstabe zu sehen. Alle sahen, bis auf das Alter, das man ihnen ansah, vollkommen unbenutzt aus.
    »Na toll, wie soll ich bitte etwas über eine Legende herausfinden, wenn auf diesen Blättern kein Wort steht?«
    Eine Zeit lang saß Abraxmata einfach still da und betrachtete den Blätterhaufen. Er versuchte angestrengt nachzudenken, was er jetzt tun könnte, aber nachdem er seine Fähigkeiten nicht kannte, konnte er durch Denken auch nicht herausfinden, was hier zu tun war. Das Einzige, was er bis jetzt konnte, war der Indira-Griff, der ihn in diesem Fall mit Sicherheit nicht sehr viel weiterbringen würde. Trotzdem, und weil ihm absolut nichts anderes einfiel, versuchte er es. Er streckte seinen Vorderarm nach vorne aus, konzentrierte sich so fest er konnte auf die Heinekinblätter … doch nichts geschah. Er versuchte es ein zweites Mal, aber auch dieser Versuch schlug fehl. Enttäuscht über sich selbst setzte er sich auf den Boden und begann, sich den Kampf mit dem Zephur ganz genau vorzustellen, um herauszufinden, wie es ihm da gelungen war, die blauen Stricke herauszuschleudern. Es fiel ihm ein, dass er sich dabei überhaupt nicht auf das Monster konzentriert hatte, sondern auf sich selbst und auf sein Inneres, das mit Angst erfüllt war. Er stellte sich vor die Objekte seines Rätsels und schloss die Augen. Doch weder seine Pfote fing an zu glühen noch spritzte auch nur ein leuchtender Funken. Angst, das war es, was ihm fehlte. Irgendwie musste er sich dazu bringen, von Panik erfüllt zu sein. Angestrengt versuchte er, sich die Blätter als kleine Monster mit langen grünen Mäulern vorzustellen, die sie aufrissen und in denen spitze funkelnde Zähne zum Vorschein kamen. Über seine Vorstellungen musste Abraxmata selbst schmunzeln. Er ließ sich zurück auf die Wiese rollen und kugelte sich vor Lachen.
    Plötzlich zwickte ihn etwas in sein Hinterteil. Er schrie laut und setzte sich kerzengerade auf, entsetzt über das, was er nun zu sehen bekam. Die Heinekinblätter hatten eine krokodilähnliche Gestalt angenommen, nur sehr viel unproportionierter als ein Krokodil, mit einem überdimensionalen Maul, mit übergroßen Zähnen und einem riesigen grünen Schwanz, mit dem sie nun laut peitschend auf Abraxmata zukrochen. Dieser kniff sich fest in sein rechtes Ohr, um zu sehen, ob er nicht immer noch in seine Vorstellungen vertieft war, aber als er aufschrie, wusste er, dass das hier die Wirklichkeit war. Er konzentrierte sich, schloss die Augen vor der Invasion von Wesen, die auf ihn zukamen, spürte, wie seine Pfote glühte und öffnete wieder die Augen, als surrend ein blau-türkises Seil auf die kleinen Ungetüme zuschnellte. Das Seil wickelte sich um den ausschlagenden Schwanz eines Monsters, das bereits besonders nahe an Abraxmata dran war, doch es schrie nicht auf. Für kurze Zeit sah es so aus, als wäre der Schwanz abgetrennt. Der leuchtende Strick sauste durch das Tier hindurch und schlug in den Boden. Gleich darauf war das Unwesen wieder völlig in Ordnung, als ob nie etwas gewesen wäre, und setzte seinen Weg auf Abraxmata zu fort, dem nun der Mund vor Entsetzen offen stand. Die Tiere hatten ihn nun fast erreicht und er spürte einen zweiten Biss in seinen haarigen Fuß. Instinktiv schüttelte er das Wesen ab und begann zu laufen, so schnell er konnte. Doch je schneller er lief, umso schneller wurden auch die Tiere. Er zwang sich, langsamer zu laufen. Er drehte sich vorsichtig um und bemerkte, dass nun auch die Meute hinter ihm eindeutig langsamer wurde. Er nahm einen Stein und schlug ihn, so fest er konnte, gegen einen Felsen und sogleich traf ihn der mächtige Schwanzschlag eines dieser Wesen mitten in den Rücken. Er hob den Stein und warf ihn, zusehend wie dieser durch das Tier hindurchsauste, ohne es zu verletzen. Langsam begriff er: Diese Monster waren seine Phantasie. Seiner eigenen Vorstellung konnte er nichts anhaben und er schien einen Teil seiner Kraft auf diese Wesen übertragen zu können. Aber wenn er die Monster geschaffen hatte, dann musste er sie auch wieder vernichten können. Er sah das Rudel auf sich zukommen und konzentrierte sich bei ihrem Anblick ganz fest auf Heinekinblätter.
    »Heinekinblätter, Heinekinblätter, Heinekinblätter!«, schrie er immer lauter, als er wieder schmerzvolle Bisse an seinen Füßen spürte. Er fing an, vor Anstrengung zu schwitzen. Die ersten der Monster hatten jetzt seine

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