Abraxmata
hinter einer großen bemoosten Wurzel im Wasser zu verschwinden schienen. Vielleicht war es eine übergroße Art von Begumen, die Abraxmata und Murus bisher noch nicht entdeckt hatten. Als das Brummen verstummt war und es unheimlich still um Abraxmata wurde, tastete er sich leise bis zur Gumpe vor und untersuchte die Stelle, an der der kleine Schwarm verschwunden war. Plötzlich vernahm er ganz leise und dumpf, wie aus großer Entfernung, Stimmen. Er kroch noch ein Stück weiter an die Wurzel heran und legte sein Ohr darauf, um besser zu verstehen, was die Stimmen redeten.
»Sie sind bereits sehr geschwächt und werden nicht mehr lange durchhalten. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis sie fliehen. Wir müssen darauf achten, nicht selbst zu sehr unsere Kräfte zu verlieren. Unsere Truppen melden, dass ihre Vorräte nur noch sehr gering sind, aber auch unsere neigen sich langsam dem Ende zu. Doch solange der Feind dies nicht weiß, haben wir noch einen gewaltigen Vorteil. Unsere Suchgruppen haben keine weitere Pflanze gefunden, nicht einmal mehr einen Halm. Es muss jetzt alles sehr schnell gehen. Wir müssen uns einen Schlag überlegen, der zu einem raschen Sieg führt, sonst werden beide Völker fallen …«
Das laute Brummen setzte wieder ein und Abraxmata versteckte sich schnell in einem nahe gelegenen Busch. Auch als keine Gefahr mehr bestand, entdeckt zu werden, blieb er noch eine Weile sitzen. Erstens, um sicherzugehen, dass alle weg waren und zweitens, um noch ein bisschen über das Gehörte, von dem er genau genommen nichts verstanden hatte, nachzudenken. Dann beschloss er, Murus zu besuchen und ihn zu fragen, was er davon hielt.
Doch als Abraxmata an der Stelle, an der Murus sein Nest gebaut hatte, ankam, fand er nichts als Wiese vor. Auch die hohen Schilfrohre waren verschwunden. Verwirrt lief Abraxmata weiter am Mondbach entlang. Er war sich plötzlich nicht mehr sicher, ob dies die richtige Stelle war. Vor sich hinredend, rannte er los. »Ich werde Penton fragen, ja, er wird mir sagen können, wo Askan ist und den frage ich, ob ich jetzt vollkommen durchdrehe.« Bei Askans Namen blieb er stehen. Er versuchte sich zu erinnern, was er zuletzt in seiner Höhle gemacht hatte. Er erinnerte sich an die leeren Heinekinblätter und dass er versucht hatte, sie in beschriebene Blätter zu verwandeln. Er hatte versucht, sich ganz fest auf Gilkos und auf die Vergangenheit zu konzentrieren. Auf einmal überkam ihn ein Gedanke. »Nein, nein, das kann nicht sein. Oder doch?«
Er ging weiter in Richtung der Insel, auf der Penton meist zu finden war. Etwas zurückhaltend schritt er voran, als er Penton schon von weitem sah, in ein Gespräch mit einem Azillo verwickelt. Penton sah irgendwie verändert aus. Seine Schuppen waren grünlicher als sonst und sein Schild schien sehr viel dunkler zu sein. Auch den Azillo kannte Abraxmata nicht, obwohl er von sich behauptet hätte, alle Azillos im Mondschattenwald zu kennen. Er nahm all seinen Mut zusammen, begann durch das Wasser auf die Insel zu waten und rief den beiden schon von weitem zu: »Hallo, Penton, wie geht es dir? Ich dachte, ich besuche dich mal wieder.« Bei diesen Worten sah er angestrengt zur Insel hinüber, sodass er einmal fast durch die Strömung des Baches umgerissen worden wäre. Als Penton keine Anstalten machte zu antworten, setzte Abraxmata an, erneut etwas hinüberzuschreien, doch er hielt inne und begriff. Um ganz sicherzugehen, hüpfte er im Wasser wild auf und ab, planschte, spritzte und gab quietschende Laute von sich. Jetzt war es ihm klar. Niemand nahm ihn hier wahr. Niemand konnte ihn hören oder sehen. War das wieder seine Phantasie? Aber wie konnte es seine Vorstellung sein, wenn ihm alles so fremd vorkam und er Wesen begegnete, die er gar nicht kannte? Außerdem konnten ihn die Wesen seiner Phantasie sehr wohl wahrnehmen, was er auch sehr deutlich zu spüren bekommen hatte. Trotzdem unternahm er den Versuch, diese Welt, in der er sich jetzt befand, zurück in Heinekinblätter zu verwandeln, was ihm allerdings auch bei aller Konzentration nicht gelang. Abraxmata watete weiter in Richtung Insel. Er stellte sich direkt zu den Diskutierenden dazu und lauschte.
»Nein, Atan. Wir dürfen uns in den Krieg nicht einmischen. Das würde alles nur noch mehr aus den Bahnen werfen. Das Einzige, was wir tun könnten, ist, den Gilkos einen Rat zu geben.«
Stirnrunzelnd blickte der Azillo ihn mit großen Augen an. »Und was könnte das deiner Meinung
Weitere Kostenlose Bücher