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Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman

Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman

Titel: Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Waldscheidt
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kurzen und längeren Absätzen am
besten. Und: Lesen Sie sich das Geschriebene laut vor. So
finden Sie den Raum zum Atmen und erkennen die rhythmische
Struktur des Textes.
     
    Wenden Sie das Stilmittel Absatz konsistent an: Wenn Sie
sich etwa dazu entschieden haben, in Dialogen jedem Sprecher
einen Absatz zu gönnen oder Betonungen und Rhythmik auf
bestimmte Weise per Absatz zu steuern, dann tun Sie das
durchgängig. Sie laufen sonst Gefahr, Ihre eigene Arbeit zu
torpedieren, den Leser zu verwirren und ihn aus seinem
fiktionalen Traum zu reißen.
     
    Oft gibt es sowohl gute Gründe, einen Absatz einzufügen wie
auch, auf einen Absatz zu verzichten. Je besser Sie Ihren
Text und die Zielsetzung kennen, desto eher können Sie die
Vor- und Nachteile gegeneinander abwägen, zwischen Form und
Funktion entscheiden – und absetzen. Oder es sein lassen.
     
    Und natürlich kann man, um bei Ausschreibungen oder
Vorgaben von Verlagen oder Agenturen nicht über die erlaubte
Seitenzahl zu kommen, auch mal auf den ein oder anderen
Absatz verzichten ...
     
    Ach was, bloß nicht!
     
     

 
12. Leerzeilen und Leerraum wirkungsvoll einsetzen
     
    Ein Sonderfall der Absatzgestaltung und zudem ein besonders
mächtiges Instrument ist die Leerzeile (beim Schreiben auf
dem PC ein leerer Absatz!). In Sach- und insbesondere in
Lehrtexten (wie auch in diesem) dient sie zur schärferen
Abgrenzung von Gedanken und Beispielen sowie der
Übersichtlichkeit und darf gerne häufig gebraucht werden. In
erzählenden Texten sollte man Leerzeilen sparsam verwenden,
sonst läuft man Gefahr, die Geschichte zu zerhacken – der
Inhalt wird, das wurde oben mehrfach gezeigt, auch von der
Form geprägt.
     
    Sinnvoll ist eine Leerzeile, wenn Sie Brüche deutlich
machen wollen: den Schritt in eine Rückblende hinein oder
den aus einer längeren Rückblende heraus, den Wechsel von
einer Szene zur nächsten oder, innerhalb einer Szene, den
Übergang von einer (Erzähl-)Perspektive zu einer anderen.
     
    Grete traute ihren Augen nicht: Hans stand vor ihr, Hans,
den sie vor drei Nächten in den Wald gefahren und dort
verscharrt hatte. Unmöglich. Sie fiel in den Stuhl zurück.¶
    ¶
    Gut so, genau dieses Gesicht hatte er sehen wollen:
Unglauben, Schock und dahinter Angst. Endlich war die Angst
stärker als der Hass, der all die Jahre geschwelt hatte; die
Hexe hatte nicht übertrieben. Hans fühlte sich wunderbar
unter Gretes ängstlichen Blick. Unbesiegbar.¶
    Unsterblich.¶
     
    Durch Leerzeilen schaffen Sie in sich geschlossene und vom
übrigen Text abgegrenzte Abschnitte. Dadurch lassen sich
etwa einzelne, emotional intensive Momente einfangen und
herausheben, Blitzlichtern vergleichbar, die kurz etwas aus
dem Dunkel reißen. Steve Tesich tut das in
»Ein letzter
Sommer« (Kein & Aber 2005)
: Isolierte, alle für sich sehr
intensive Augenblicke einer Beerdigung gewinnen so einzeln
an Kraft. Stünden diese Szenen in einem einzigen Absatz,
würde das ihre Wirkung mindern.
     
    Selbst der Leerraum zwischen den Wörtern ist ein
Gestaltungsmittel, ein Instrument, das Sie als Autor nutzen
sollten. Zu wenig Weiß zwischen den Wörtern macht den Text
optisch klumpig – und es deutet auf etwas Gravierenderes
hin: Sie benutzen (zu) viele (zu) lange Wörter.
     
    Lange Wörter aber sind meist abstraktere Wörter und haben
in einem erzählenden Text wenig verloren. In diesem Text
etwa finden oder fanden sich Wörter wie Übersichtlichkeit,
Augenhilfsmittel, Taschenbuchausgabe, Aufmerksamkeitsspanne
– möchten Sie mehr solcher Fünf- und Sechssilber in einem
Roman finden?
     
    Man kann sich die durchschnittliche Wortlänge per Software
berechnen lassen. Aber ein Blick auf den Text vor der
Silbentrennung genügt oft schon: Ein linksbündig gesetzter
Text (Flattersatz) flattert stärker, je länger die Wörter im
Schnitt sind, ein Blocksatz weist unangenehm viel Weiß auf.
     
    Um das zu beheben, müssten Sie (oder der Layouter / Setzer
Ihres Verlags) die Sperrung (Spationierung), also den Raum
zwischen den Buchstaben und Wörtern, verändern. Das ist
keine sehr elegante Methode, die ebenfalls für ein
unruhigeres Lese-Erlebnis sorgt.
     

 
13. Ihr eigenes Layout bei Print-On-Demand / Books-On-Demand
     
    Haben Sie als Autor das gesamte Layout Ihres Textes in der
Hand – weil Sie etwa ein Buch über print on demand (Druck
nach Bedarf – books on demand) herstellen lassen oder Ihre
Diplom-Arbeit selbst

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