Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman
gestalten möchten – sollten Sie das
oben zur »weißen Stille zwischen den Wörtern« Gesagte im
Kopf behalten.
Darüber hinaus mögen diese Tipps nützlich sein:
Ein Text wird peripher immer als Ganzes wahrgenommen, wir
lesen zwar nur Wort für Wort, aber wir empfinden auch den
Gesamteindruck.
Falls Sie den Text im Blocksatz setzen (von Rand zu Rand),
sollten Sie zumindest längere Wörter trennen. Sie vermeiden
unterschiedlich lange und dadurch sehr unschöne Leerstellen
zwischen den Wörtern, die den Text zerreißen und ihn unruhig
machen.
Lassen Sie sich nicht durch niedrigere Druck- oder
Kopierkosten dazu verleiten, beim Satzspiegel den Seitenrand
zu schmal zu machen. Ein angenehm wirkendes Layout sollte
Ihnen schon ein paar Euro wert sein – am Ende zahlt es sich
aus: durch mehr verkaufte Bücher oder einen angenehmeren
Eindruck Ihrer Arbeit beim Korrektor.
Hinzu kommt, dass es eine für die Lesbarkeit und
Informationsaufnahme optimale Zeichenzahl pro Zeile gibt.
Psychologen haben Sie bei etwa 40 bis 45 Zeichen pro Zeile
verortet. In belletristischen Texten hat sich eine Zahl von
50 bis 70 Zeichen etabliert, an die wir uns gewöhnt haben
und die nicht überschritten werden sollte.
Absätze (und damit ihre Inhalte) werden stärker betont,
wenn Sie die erste Zeile jeweils ein kleines Stück
einrücken. Dies ist beim Buchdruck die Regel. Sehen Sie sich
einfach mal einige beliebige Romane aus Ihrem Regal an.
Sind die Absätze nicht zu zahlreich, wirkt die ganze Seite
durch die eingerückten Zeilen gefälliger und
übersichtlicher. Einfach ausprobieren!
Wenn Sie kein Kapitelfetischist wie Patterson sind (Sie
erinnern sich: 124 Kapitel bei 414 Seiten), sollten Sie ein
neues Kapitel auf einer neuen Seite beginnen. Der so
entstehende Leerraum lässt im Leser das Gelesene besser
nachwirken – die Emotionen bei fiktionalen Texten, die
Informationen bei Sachtexten.
Wählen Sie den Zeilenabstand großzügig (denken Sie an das
Bild mit den Zeilen als Gitterstäben). Zum einen verbessern
Sie so die Lesbarkeit, zum anderen den Eindruck, den die
Seite schon vor dem Lesen auf den Leser macht.
Verwenden Sie Standardschriften wie Times, Arial, Garamond.
Bestenfalls lenken exotische Schriften die Aufmerksamkeit
auf sich und weg vom Inhalt (das hat Ihr Text doch nicht
nötig). Schlimmstenfalls irritieren Sie den Leser, wirken
unprofessionell oder manieriert.
Sie können mit der Laufweite (Spationierung innerhalb eines
Wortes) in Ihrer Textverarbeitung Wörter eng oder weit
gestalten, das heißt den Zwischenraum zwischen den
Buchstaben kleiner oder größer machen. Auf diese Weise holen
Sie etwa Wörter mit in eine Zeile hinein, die sonst isoliert
in der nächsten stehen würden.
14. Ihr eigenes Layout bei selbstverlegten E-Books
Für E-Books gelten andere Regeln als für gedruckte Bücher.
Der Leser kann in seinem Lesegerät die Schriftgröße wählen
oder auch die Ausrichtung der Seite (Quer- oder Hochformat).
Daraus ergibt sich, dass ein E-Book keine von vornherein
festgelegten Seiten haben kann.
Um dennoch ein angenehmes Leseerlebnis zu schaffen, sollten
Sie großzügig mit dem Leerraum umgehen. Daneben ist ein
Erstzeileneinzug möglich und sinnvoll. Beides wirkt bei
allen Schriftgrößen und Ausrichtungen.
Bei Sachtexten empfiehlt sich das häufige Einfügen von
Leerzeilen. Auf diese Weise werden thematisch
zusammengehörende Gedanken auch optisch deutlich von anderen
getrennt.
Für einen literarischen Text, sei es eine Kurzgeschichte,
sei es ein Roman, rate ich Ihnen von zu vielen Leerzeilen
ab. Denn was sich beim Sachtext als vorteilhaft
herausstellt, erfährt bei einem Roman den gegenteiligen
Effekt: Die Geschichte wirkt zu stark fragmentiert, der
Lesefluss ist gestört.
Der großzügige Umgang mit Leerzeilen kann den
Erstzeileneinzug überflüssig machen, wie etwa in diesem
E-Book. Ob Sie zusätzlich die erste Zeile jedes Absatzes
einziehen lassen möchten, bleibt dann Geschmacksache.
Fazit
Leider ist die von Gottfried Keller im
»Grünen Heinrich«
geäußerte Maxime zum Schreiben kaum zu bewältigen: »Denn die
gute schriftliche Rede soll so beschaffen sein, daß, wenn
sie durch Zeit und Schicksale aller äußeren
Unterscheidungszeichen beraubt und nur eine
zusammengelaufene Schriftmasse bilden würde, sie dennoch
nicht ein Jota an ihrem Inhalt und an ihrer Klarheit
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