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Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman

Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman

Titel: Absätze – Dramatische Kraftzellen im Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Waldscheidt
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Autoschlüssel.¶
    Würde er kommen?¶
    Es wurde jetzt schnell dunkel. Niemand war mehr unterwegs.
Eine der Straßenlampen flackerte, riss ein Büschel
Brennnesseln aus dem Dämmer, überließ es der Nacht, entriss
es ihr.¶
    Sie konnte nicht mehr warten.¶
     
    Durch den mehrfachen Wechsel zwischen einem längeren Absatz
und einem kürzeren erhält der Text einen auch sichtbaren
Rhythmus.
    Das wird deutlich, oder?
     
     

 
7. Mit Absätzen Dialoge vom übrigen Text abgrenzen
     
    Den Gewohnheiten Ihrer Leser kommen Sie entgegen, wenn Sie
jeden Sprecher in seinem eigenen Absatz sagen lassen, was er
zu sagen hat.
     
    »Du wusstest es nicht«, sagte Grete und betrachtete ihre
Mutter, als sähe sie sie zum ersten Mal.¶
    »Nein.« Gretes Mutter schlug die Hände vors Gesicht.¶
    »Ja, genau, damals bei Onkel Franz hast du dir auch die
Augen zugehalten.« Grete packte das Knie ihrer Mutter. Hart
fühlte es sich an, brüchig und trocken unter der dünnen
Haut, aber hart. »Du hast es nie wissen wollen.«

     
    Ein weiterer Vorteil der Absätze: Dem Leser wird bereits
optisch deutlich gemacht, wer was sagt. Ihnen als Autor
hilft es, einen knapperen Stil zu schreiben: Auf die
notwendigen, bei Häufung jedoch lästigen
Sprecher-Zuordnungen (»sagte sie«) können Sie häufiger
verzichten.
     
    Lassen Sie sich jedoch nicht verführen, für mehr als ein
paar Absätze ganz ohne Beats und Sprecher-Zuordnungen
auszukommen. Irgendwann verliert selbst der aufmerksamste
Leser den Faden, wer gerade spricht.
     
     

 
8. Mit Absätzen die Gewichtung in Dialogen steuern
     
    Indem Sie Handlung und Rede in einem Absatz zusammenfassen,
stellen Sie eine größere Nähe der Handlung zu dem Gesagten
her. Eine gute Idee ist es, eigenständige Handlung auch in
einen eigenen Absatz zu packen, während man Handlung, die
unmittelbar mit dem Gesagten zu tun hat, im selben Absatz
lassen kann. Action und zugehöriger Dialogteil wirken im
Idealfall wie aus einem Guss.
     
    Hans holte den wirr verschnürten Karton.¶
    »Früher nanntest du das noch anders«, sagte er.¶
    Grete sah ihn an und nickte. »Die arme Hermine würde nicht
wollen, dass du ihn mitnimmst.Ǧ
     
    Ob man dieses Stilmittel so nutzt, ist auch eine Frage des
Geschmacks. Klarer erkennbar werden seine Vorteile, wenn man
sich wörtliche Rede ansieht, die durch einen Doppelpunkt
angekündigt wird.
     
    Hans legte seine Hände um ihren Hals und sagte:¶
    »Du wolltest diesen Preis zahlen, du Miststück.«¶
     
    Besser fließt der Text jedoch so:
     
    Hans legte seine Hände um ihren Hals und sagte: »Du
wolltest diesen Preis zahlen, du Miststück.«

     
    Nur im Extrem wird – wie es Ulrich Treichel in
»Der
Verlorene«
tut – ganz auf eigene Absätze für die Dialoge
verzichtet. Dank der Anführungszeichen und der eindeutigen
Sprecher-Zuordnungen hat man als Leser keine Mühe, dem Text
zu folgen. Doch funktioniert dieses Stilmittel auch deshalb,
weil Treichel es nicht überstrapaziert, sein Roman enthält
kaum Dialog.
     
    Und noch ehe ich weiter darüber nachdenken konnte, sagte
der Vater: »Wir suchen ihn.« »Wen?«, sagte ich. »Arnold«,
sagte der Vater, ohne zu bemerken, wie unsinnig meine Frage
war.
     
     

 
9. Mit Absätzen eine Rückblende einleiten und verlassen
     
    Zu Beginn einer Rückblende empfiehlt es sich, dem Leser
auch optisch unmissverständlich klar zu machen, dass er die
Gegenwart der Geschichte verlässt. Möchten Sie den Leser
sanft in die Vergangenheit schicken, setzen Sie einen
Absatz. Ist die Rückblende länger, etwa über mehrere Seiten,
ist eine Leerzeile oft die bessere Wahl.
     
    Soll der Übergang fließen, um zum Beispiel eine starke
Verbindung zwischen den früheren Ereignissen und dem Heute
anzuzeigen oder einen Gedankenfluss zu simulieren, probieren
Sie, ganz auf einen Absatz zu verzichten. Dann aber sollten
Sie dem Leser den Schritt zurück durch entsprechende
Wortwahl (etwa Zeitangaben wie »damals«) oder einen Wechsel
der Zeitform (etwa von der Vergangenheit zur
Vorvergangenheit) ankündigen.
     
    Für die Rückkehr aus der Vergangenheit können Sie dasselbe
Stilmittel verwenden. Manchmal mag es jedoch passender sein,
wenn einem sanften Abtauchen ein abruptes Auftauchen
gegenüber steht. Das Wichtigste: Der Übergang fügt sich
nahtlos in ihren Text ein und lässt den Leser nicht im
Unklaren, in welcher Erzählzeit er sich befindet.
     
     

 
10. W eitere Abgrenzungen

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