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Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition)

Titel: Abschied ist ein scharfes Schwert. Ein Mordsroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Boscher
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Jiu-Jitzu-Weibsstück so problemlos zu überwinden. Das aber nur am Rande. Es war jedenfalls der Anfang vom Ende, dass du, noch bevor du ihr mit einem schweren Stein das Genick gebrochen und sie über die Klippe geworfen hast, einen völligen Blackout hattest. Ausbaden musste es dann diese unscheinbare Frau!«
    Plötzlich schwante mir etwas, hastig kramte ich eine Zigarette hervor.
    » Purer Zufall, dass sie dich in ihrer Verdrecktheit einen Moment lang an Carmen erinnerte, oder nein, nicht erinnerte, sondern eher die Erinnerung an etwas weckte, was in deinem Gedächtnis verborgen war. Und verborgen bleiben sollte!«
    Konnte das wahr sein? Meine Hände zitterten so stark, dass Opa mir die Streichhölzer aus der Hand nahm und mir Feuer gab.
    » Tja, mein Jung’, du hast sie, ganz Gentleman, vor die Tür begleitet und ihr dann, als weit und breit niemand zu sehen war, und ohne dies bewusst wahrzunehmen, kurz und schmerzlos den Hals umgedreht und sie in deinem Kofferraum verstaut! So weit war es also schließlich mit deiner Selbstverleugnung gekommen. Vollkommen blind wurdest für dein Tun! Dass du diese Frau zusammen mit deinen übrig gebliebenen Mitbewohnern und Udos Rockbitch in deiner Küche zerstückelt und mit dem Sperrholz auf einige Müllsäcke verteilt hast, ist an dir genauso vorbeigegangen, wie Deine Aktion nach der Lesung, was mir persönlich übrigens am meisten zusetzte.
    Es ist kaum zu glauben, da riechst du, wie es aus deinem Kofferraum stinkt, da vergräbst du die verwesenden, schon weichen und sich verflüssigenden Überreste deiner Opfer und bekommst von alldem doch nichts mit!
    Ja, Jung’, das hast du dir fein gedacht: Augen zu und durch! Aber du hast die Rechnung ohne den Wirt gemacht, so leicht ließ sich dein schlechtes Gewissen nicht aufs Abstellgleis schieben! Weswegen du dir mit deiner Geilheit schließlich auch ein gewaltiges Eigentor geschossen hast! Hast zwar verdrängt, dass du die Unscheinbare auf dem Gewissen hast, aber dass du einen Ständer hattest, als sie dir ihre Telefonnummer gegeben hat, konntest dir nicht aus dem Kopf schlagen! Du Narr! Hättest du doch nur mit wachen Augen den Kofferraum deines Autos geöffnet, dieser Anblick hätte dir den Wunsch, es mit dieser Frau zu treiben, schon ausgetrieben! Aber nein, der Kerl ist so durch den Wind, dass er es vorzieht, einem Phantom nachzujagen! Hast dir Deine Finger wund telefoniert! Warum erreich’ ich sie denn nicht! Warum geht sie denn nicht ans Telefon? Warum...?! Warum...?! Jetzt weißt du, warum! Und jetzt...«
    Ja, jetzt wusste ich, warum. Jetzt konnte ich endlich eins und eins zusammenzählen. Den Bierdeckel zu verlieren, war kein Unglück gewesen! Genauso wenig war es ein Unglück gewesen, dass ich ihre Telefonnummer vergessen habe!
    » Nun Jung’, ich seh’ es dir an, dass du nun verstehst, warum du dir mit dieser fixen Idee, dass alles gut wird, wenn du nur endlich diese Frau erreichst, ins eigene Fleisch geschnitten hast! Hast in deiner Blindheit gerade die Geister geweckt hast, die du doch gründlich austreiben wolltest! Dass du ständig an diese Frau gedacht hast, war ein gefundenes Fressen für dein schlechtes Gewissen.
    Denk' nur an deinen Traum. Die Gesichtszüge, die du nicht erkennen konntest. Das warst du oder vielmehr dein schlechtes Gewissen. Als hättest du eine Angel ausgeworfen, um einen leckeren Fisch an Land zu ziehen, und plötzlich etwas anderes am Haken gehabt! Zwar hast du bemerkt, dass da etwas nicht so läuft, wie du es willst. Da du aber nicht wahrhaben wolltest, was da nicht mit rechten Dingen zugeht, hast du die Leine nicht gekappt, stattdessen sogar dein schlechtes Gewissen ins Boot gezogen!«
    Bei dem Gedanken, dass ich schon kurz davor gewesen war, an meinem Geisteszustand zu zweifeln, biss ich beinahe in die Reifen von Opas Rollstuhl.
    » Du hast Deine Dämonen in einer Weise genährt, die es ihnen ermöglichte, über sich – über dich – hinauszuwachsen und dich zu tyrannisieren, als seien sie eigenständige Wesen, die es auf dich abgesehen haben! In deinem intellektuellen Kauderwelsch würdest du dies wohl Externalisierung nennen. Ich würde sagen, dass du dir in den eigenen Hintern gebissen hast! Der Traum, die Blicke in deinem Rücken, das ganze Programm bis hin zu den Feuerwesen und Imperia und der Showdown auf der Marktstätte, alles dein eigenes schlechtes Gewissen, also du! Die ganze Scheiße, die dir zum Schluss bis zum Hals stand, kam aus deinem eigenen Arsch!«

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