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Abschied und Wiedersehen

Abschied und Wiedersehen

Titel: Abschied und Wiedersehen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Biernath
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gäbe, als in den besten Hotels der Stadt abzusteigen, in denen früher mein Millionärs-Onkel Walter gewohnt hatte, wenn er aus Afrika zu Besuch kam.
    »Dann also, schönen Dank und alles Gute!«
    »Halt mal!« sagte er plötzlich, »hättest du heute abend Zeit? Wir wollen im Miramar eine kleine Brause aufdrehen. An der Bar sind ein paar nette Käfer, und der ganze Saftladen ist nicht übel. Natürlich kannst du da nicht wie Friedrich Schiller auf kreuzen...« er warf dabei einen schrägen Blick auf mein offenes Hemd mit dem zurückgeschlagenen Kragen. - Ich erkundigte mich, ob im Miramar etwa Frackzwang sei...
    »Idiot!« sagte er und gab mir einen freundschaftlichen Rippenstoß, »ich meinte nur, deine Wandervogel-Kluft paßt da nicht ganz hin. Also wasch dir den Hals -und dann um neun im Miramar.«
    Miramar... Der riesige Kasten mit seinen Türmchen und Erkern, in den Gründerjahren und im Geschmack der Gründerjahre hochgezogen, lag vor der Brücke am Schloßteich. Dort trat Otto Reuter auf, dort trug Paul O’Montis seine frechen Couplets vor, dort verkehrte die Große Welt oder das, was man sich als Pennäler unter der Grande Monde und rauschendem Nachtleben vorstellte. Und mit solchen Erwartungen war ich denn auch um Punkt neun Uhr zur Stelle, im blauen Anzug und mit einer verwegenen Fliege vor dem Hals. Aber Pünktlichkeit war, das hatte ich schon einmal erfahren, nicht die Sache des großen Fabricius, denn er erschien mit seinen Kumpanen erst, als ich mich gerade auf den Heimweg machen wollte. Die Uhr von der Schloßkirche schlug zehn. Er hielt es auch nicht für nötig, sich für die Verspätung zu entschuldigen und mir die beiden Kerle vorzustellen, die ihn begleiteten. Der eine war groß und schlank, der andere klein und dick, aber beide trugen die gleichen breitkrempigen schwarzen Künstlerhüte wie er, nur daß der kleine Dicke den Kopfstumpen nicht flach eingedrückt, sondern vorn und hinten eingeknufft hatte, wie es die kanadischen Polizisten mit ihren Hüten machen. Alle drei waren schon reichlich angeschickert.
    Als sie ihre Hüte bei der Garderobiere abgaben, schob mir der große Fabricius in einem unbeobachteten Augenblick einen kleinen Packen Zehnmarkscheine in die Tasche, zehn oder zwölf Scheine, die er, ohne zu blättern, von einem Banknotenbündel abhob, das mindestens so dick war wie ein Kartenspiel mit zweiundfünfzig Blatt. - »Damit du nachher nicht in Verlegenheit kommst, wenn die Brüder Runden ausknobeln«, sagte er und schob mich in den halbdunklen Barraum hinein. Es war mein erster Besuch in einer Bar, ich verband damit die Vorstellung von einem Sündenpfuhl, bemühte mich aber um eine lässige Haltung und tat so, als ob ich in Lokalen mit Damenbedienung zu Hause sei. In den Nischen brannten auf runden Tischen kleine Lämpchen mit roten Schirmen, und auf dem langen Tresen standen die gleichen Lampen, nur in etwas größerer Ausführung. Im Hintergrund war vor einer Spiegelwand ein imponierendes Flaschenarsenal aufgebaut. Die vier Damen hinter der Bar schienen sich zu langweilen. Aber das wurde rasch anders, als wir uns auf die Hocker schwangen, die anderen mit großer Übung, während ich zum ersten Mal auf solch einem hohen Stühlchen Platz nahm. Besonders bequem fand ich den Sitz nicht, aber das war wohl eine Sache, die sich durch längere Übung und Gewöhnung ändern würde.
    Ein bißchen stark angemalt kamen mir die Damen ja vor, und ob die Farbe ihrer feuerroten Haare Natur war, wagte ich auch zu bezweifeln, aber was man in den tiefen Ausschnitten ihrer in vier verschiedenen Grüntönen changierenden eleganten Abendkleider sah, war nicht übel und ließ mich den Schwur bald vergessen, mich von solchen Reizen nie wieder im Leben betören zu lassen. Zuerst tranken wir - und die vom großen Fabricius eingeladenen Damen tranken mit uns - aus flachen Kelchen ein aus mancherlei Flaschen und zuletzt mit einem Schuß Sekt übersprudeltes Gebräu, das mild säuerlich wie ein Erfrischungsgetränk durch die Kehle rann, in dem aber doch ein Paukenschlag steckte, denn es machte uns und die Damen sehr rasch munter. Und bald ging es auch mit dem Knobeln los. Die Damen machten dabei nicht mit, aber der Verlierer mußte selbstverständlich auch für sie zahlen. Was war das doch mit den drei Hölzchen für ein hübsches Spiel, besonders, solange man zwischen Null und Zwölf die richtige Zahl erriet. Aber nach einer Stunde war ich die Scheine, die mir der große Fabricius zugesteckt hatte, dann

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