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0529 - Der Dschinn

0529 - Der Dschinn

Titel: 0529 - Der Dschinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Als die Tür geöffnet wurde, verstummten die Gespräche für einen Sekundenbruchteil, um anschließend sofort wieder aufzuflammen. Man hatte den eintretenden neuen Gast wahrgenommen, erkannt und ging allgemein wieder zur Tagesordnung über. Die Tagesordnung lautete: Curds Heldentaten.
    Alle im Dorf kannten ihn nur unter dem Namen Curd. Wie er weiter hieß, wußte vermutlich nur das Einwohnermeldeamt und die Steuerbehörde. Vor gut 30 Jahren war Curd hierhergezogen, hatte ein kleines Gehöft übernommen und bewirtschaftete es seitdem mit anerkennenswertem Erfolg.
    Hin und wieder, wenn er nach beendetem Tagewerk in Mostaches Kneipe mit dem sinnigen Namen »Zum Teufel« auftauchte und guter Laune war, gab er Geschichten zum Besten, von denen er Stein und Bein schwor, daß er sie selbst erlebt hatte. Allerdings bezogen sich alle diese Geschichten auf die Zeit, bevor er hierher übergesiedelt war und aus einer verwahrlosten Bauernkate ein gemütliches Heim und einen florierenden landwirtschaftlichen Betrieb gemacht hatte.
    Auch Professor Zamorra hörte gern zu, wenn Curd erzählte. So wie jetzt. Daß plötzlich Raffael Bois auftauchte, empfand er fast schon als Störung. Der alte Mann entdeckte Zamorra und seine Gefährtin Nicole Duval unter den anderen Gästen, und Zamorra nutzte den Blickkontakt, um Raffael mit einer schnellen Geste mit an den Tisch einzuladen - und ihn gleichzeitig bis auf Weiteres zum stummen Zuhören zu verurteilen.
    Mostache, der Wirt, hatte den neuen und seltenen Gast natürlich auch sofort bemerkt. Wissend, daß Raffael nur in seltensten Ausnahmefällen Alkohol trank, brachte er ihm unaufgefordert ein Glas Mineralwasser, um es ebenso unaufgefordert auf Zamorras Deckel zu notieren.
    »…hat mich das verflixte Biest regelrecht verrückt gemacht«, fuhr Curd derweil ungerührt in seiner Erzählung fort. »Egal, was ich anstellte, Das Biest ließ sich einfach nicht erwischen. Ich habe Fallen aufgestellt, habe ihm aufgelauert - immerhin durchläuft jeder Maulwurf in einem bestimmten Zeitrhythmus immer wieder alle seine Gänge. Der hier auch - und trotzdem bekam ich ihn nicht zu fassen! Nicht einmal, als ich die Abgase von meinem Auto mit einem Schlauch in seine Röhren geleitet habe! Davon ließ er sich überhaupt nicht beeindrucken. Schließlich habe ich einen Wasserschlauch in einen seiner Gänge eingeführt und ihn geflutet. Was glaubt ihr, was passiert ist?«
    Pater Ralph, der Dorfgeistliche, grinste. »Vermutlich ist er zum nächsten Kaufhaus geschwommen und hat sich eine Badehose gekauft.«
    »Unsinn!« knurrte Curd. »Ich habe ihn erwischt - endlich erwischt!«
    Allgemeines Aufatmen. Curd fuhr fort: »Ich zog also den Wasserschlauch wieder 'raus und wartete ab. Plötzlich tauchte er direkt vor meiner Nase auf. Also packte ich zu und bekam ihn zu fassen. Der Bursche wehrte sich! War doch glatt so frech, in meinen Handschuh zu beißen! Ich habe ihn in einen Blecheimer gepackt - den Maulwurf, nicht den Handschuh!«
    »Und dann? Hast du ihn erschlagen?«
    »Oder hast ihn zur Strafe für seine Freveltaten in deinem Garten lebendig begraben, wie es die Bürger von Schilda mal mit einem Maulwurf getan haben?« spöttelte ein anderer.
    »Quatsch! Ich hatte damals einen Nachbarn, der sich immer köstlich darüber amüsierte, daß die Maulwürfe mich jahrein, jahraus zum Narren hielten. Er war unglaublich stolz darauf, daß ihn selbst noch nie ein Maulwurf besucht hatte. Ging auch gar nicht. Sein Grundstück war abgezäunt und ummauert, und das Mauerfundament geht bis einen Meter tief in den Boden. Noch tiefer gräbt kein Maulwurf, nicht mal, wenn er besoffen ist. Also war es praktisch unmöglich, daß so ein Viech bei ihm auftauchte. Deswegen konnte er auch immer so vergnügt über mich und andere Gartenbesitzer spotten. Na ja, in dieser Nacht habe ich den Eimer mit ›meinem‹ Maulwurf genommen, bin zu ihm gegangen und habe das Biest auf Nachbars Grundstück freigesetzt. Am nächsten Mittag ein entsetzter Aufschrei. Ich gehe hin, frage, was los ist.
    ›Ich hab 'nen Maulwurf!‹ klagt er entgeistert. ›Jetzt hab' ich auch 'nen Maulwurf! Wie um alles auf der Welt ist der in meinen Garten gekommen?‹
    Ich hätte es ihm ja sagen können. Aber warum sollte ich? Schließlich hat er mich oft genug ausgelacht. Und dann fragte er: ›Was macht eigentlich dein Maulwurf? Hast du den wenigstens mittlerweile erwischt?‹
    ›Nee‹, habe ich gesagt. ›Der gräbt bei mir immer noch fleißig

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