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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Kiste mit AK-47 ab und lehnte sich zurück. „Die Mühlen der Justiz mahlen langsam, Bubba, eine Scheidung ist eine komplizierte Sache.“
Bubba verzog das Gesicht. „Boden-Luft-Raketen aus Libyen schmuggeln ist kompliziert. Aber eine Scheidung?“
Angie fuhr sich mit den Händen durchs Haar an die Schläfen und blickte zu den abblätternden Heizungsrohren hoch, die sich über Bubbas Decke erstreckten. „Bei dir, Bubba, hält eine Beziehung ungefähr so lange wie weißt du also über Scheidung? Hm?“ Er seufzte. „Ich weiß nur, dass sich manche Leute richtig den Arsch aufreißen, um alles zu versauen, was eigentlich ganz ruhig über die Bühne gehen könnte.“ Er nahm die Beine von der Couch und stampfte mit seinen schweren Kampfstiefeln auf den Boden. „Was ist mit dir, Kumpel?“
„Mit mir?“ fragte ich.
„Ja“, bestätigte er. „Wie war deine Scheidung?“
„Kinderspiel“, antwortete ich. „Wie Pizza bestellen: Ein Anruf, und alles ist erledigt.“
Bubba wandte sich wieder an Angie. „Siehst du?“
Sie wedelte abschätzig mit der Hand in meine Richtung. „Und das nimmst du ihm ab? Unserem Mr. Ehrlich?“
„Ich lege Protest ein“, sagte ich.
„Du legst einen Scheißdreck ein“, verbesserte mich Angie. Bubba rollte mit den Augen. „Könnt ihr beiden nicht einfach ‘ne Nummer schieben, und dann ist es gut?“
Wie immer trat eine von diesen peinlichen Pausen ein, die immer entstehen, wenn jemand andeutet, zwischen mir und meiner Kollegin bestehe mehr als nur Freundschaft. Bubba grinste triumphierend, doch dann klingelte dankenswerterweise das Telefon. „Ja.“ Er nickte uns zu. „Mr. Constantine, wie geht es Ihnen?“ Er rollte mit den Augen, während Mr. Constantine ausführte, wie es ihm ginge. „Freut mich zu hören“, antwortete Bubba. „Hören Sie, Mr. C. ich habe hier zwei Freunde, die mit Ihnen reden möchten. Nur’n paar Minuten.“
Ich wiederholte lautlos: „Mr. C.?“, und Bubba zeigte mir einen Vogel.
„Yes, Sir, die sind in Ordnung. Gehören nicht zur Familie, aber sie sind da vielleicht über etwas gestolpert, was Sie interessieren könnte. Hat was mit Jack und Kevin zu tun.“ Fat Freddy begann wieder zu reden, und Bubba machte mit der Faust die auf der ganzen Welt bekannte Masturbationsgeste. „Yes, Sir“, sagte er schließlich. „Patrick Kenzie und Angela Gennaro.“ Er lauschte, blinzelte dann und sah Angie an. Mit der Hand über der Sprechmuschel fragte er: „Bist du mit den Patrisos verwandt?“
Sie zündete sich eine Zigarette an. „Leider ja.“
„Yes, Sir“, sagte Bubba ins Telefon, „genau die Angela Gennaro.“ Er sah sie mit erhobener Augenbraue an. „Heute Abend um zehn. Danke, Mr. Constantine.“ Er machte eine Pause und blickte auf die Holzkiste, die Angie gerade als Fußhocker verwendete. „Was? Oh, ja, Lou weiß wo. Sechs Kisten. Morgen Abend. Ganz bestimmt. Wie bestellt, Mr. Constantine. Yes, Sir. Alles Gute!“ Er legte auf und seufzte laut, dann schob er die Antenne mit dem Handrücken ins Telefon zurück. „Verfluchte Spaghettis!“ motzte er. „Immer nur: >Yes, Sir<, >No, Sir<, >Wie geht’s Ihrer Frau?< Den Iren ist es wenigstens scheißegal, wie’s der Frau geht.“
Wer Bubba kannte, wusste, dass das ein hohes Lob für meine Volksgruppe war. Ich erkundigte mich: „Wo treffen wir ihn?“ Er blickte Angie mit einem Anflug von Ehrfurcht in seinem gummiartigen Gesicht an. „In diesem Cafe auf der Prince Street. Heute Abend um zehn. Wieso hast du mir nie erzählt, dass du Verbindungen hast?“
Angie schnippte ihre Asche auf den Boden. Das war kein schlechtes Benehmen, sie benutzte Bubbas Aschenbecher. „Ich habe keine Verbindungen.“
„Freddy behauptet, du hättest welche.“
„Tja, dann irrt er sich halt. Kleiner Fehler in der Erbmasse, mehr nicht.“
Er sah mich an. „Wusstest du, dass sie mit der Patriso-Sippe verwandt ist?“
„Jawoll.“
„Und?“
„Das schien ihr immer egal zu sein, also war’s mir auch egal.“ „Bubba“, versuchte es Angie, „ich bin nicht gerade stolz darauf.“ Er pfiff vor sich hin. „Die ganzen Jahre habt ihr so oft in der Klemme gesessen, und du hast nicht einmal um Unterstützung gebeten?“ Angie sah ihn durch die langen Locken hindurch an, die ihr vor das Gesicht gefallen waren. „Hab nicht mal dran gedacht.“
„Warum nicht?“ Er war wirklich verwirrt.
„Weil wir außer dir keine Mafia brauchen, Süßer.“
Bubba errötete. Das schaffte nur Angie bei ihm, und es ist ein lohnender Anblick.

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