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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Kevin Hurlihy über die Schwelle traten, weiteten sich Angies Pupillen leicht.
Jack Rouse kontrollierte Southie, Charlestown und die Gegend zwischen Savin Hill und dem Neponset River in Dorchester. Er war dünn und drahtig, und seine Augen hatten das gleiche Stahlgrau wie sein kurzes, krauses Haar. Er sah nicht unbedingt bedrohlich aus, aber dafür hatte er ja auch Kevin.
Ich kenne Kevin seit meinem sechsten Lebensjahr. Weder sein Gehirn noch irgendetwas in seinem Körper sind jemals von einer menschlichen Regung berührt worden. Er schritt durch die Tür und vermied es, Pine anzusehen oder ihn zu grüssen. Da wusste ich, dass Kevin wie Pine sein wollte. Aber Pine war die Ruhe selbst, während Kevin ein unter Strom stehendes, wandelndes Nervenbündel mit irrem Blick war, die Sorte Mann, die jeden hier einfach erschießen würde, nur weil ihm das eine gute Idee zu sein schien. Pine war angsteinflößend, weil das Töten für ihn ein Job unter vielen war. Kevin war furchterregend, weil das Töten der einzige Job war, auf den er scharf war und den er sogar umsonst erledigen würde.
Das erste, was er tat, nachdem er Freddy die Hand geschüttelt hatte, war, sich neben mich zu setzen und seine Zigarette in meine Kaffeetasse zu werfen. Dann fuhr er sich mit einer Hand durchs Kraushaar und starrte mich an.
Freddy stellte uns vor: „Jack, Kevin, ihr kennt doch Mr. Kenzie und Ms. Gennaro, oder?“
„Alte Freunde, klar“, sagte Jack, während er neben Angie Platz nahm. „Alle aus der gleichen Gegend, so wie Kevin.“ Rouse schälte sich aus einer alten blauen Clubjacke und hängte sie über die Rücklehne seines Stuhls. „Ist das nicht die reine Wahrheit, Kev?“ Kevin antwortete nicht, er war zu sehr damit beschäftigt, mich anzustarren.
Fat Freddy begann: „Ich möchte, dass das hier gesittet abgeht. Rogowski sagt, ihr beiden seid in Ordnung und hättet vielleicht ein Problem, bei dem ich euch helfen könnte – nun gut. Aber ihr zwei seid aus Jacks Gegend, deshalb habe ich ihn dazugebeten. Versteht ihr, was ich meine?“
Wir nickten.
Kevin zündete sich eine neue Zigarette an und blies mir den Rauch ins Haar.
Freddy drehte seine Handflächen auf dem Tisch nach oben. „Also sind wir uns alle einig. Gut, sagen Sie mir, was Sie brauchen, Mr. Kenzie!“
„Wir wurden von einer Klientin beauftragt, die…“
Freddy unterbrach mich: „Ist dein Kaffee in Ordnung, Jack? Genug Sahne?“
„Sehr gut, Mr. Constantine. Wirklich.“
„Eine Klientin“, wiederholte ich, „die den Eindruck hat, sie habe einen von Jacks Männern gereizt.“
„Männer?“ fragte Freddy und hob die Augenbrauen. Er sah erst Jack und dann mich an. „Wir sind alles kleine Geschäftsleute, Mr. Kenzie. Wir haben Angestellte, doch deren Loyalität hört bei der Lohntüte auf.“ Wieder blickte er Jack an. „Männer?“ wiederholte er, und beide kicherten.
Angie seufzte.
Kevin blies mir noch mehr Qualm ins Haar.
Ich war müde, die Wirkung von Bubbas Wodka machte meinem Hirn zu schaffen, ich war wirklich nicht in der Stimmung, mit einer Gruppe Schwachköpfe der untersten Kategorie Verstecken zu spielen, die zu oft den Paten gesehen hatten und sich für Mitglieder der ehrenwerten Gesellschaft hielten. Doch rief ich mir ins Gedächtnis, dass zumindest Freddy ein sehr mächtiger Schwachkopf war, der schon morgen meine Milz verspeisen konnte, wenn er nur wollte. „Mr. Constantine, einer von Mr. Rouse’…. nun, Geschäftspartnern, hat sich unserer Klientin gegenüber ungehalten geäußert und gewisse Drohungen ausgestoßen…“
„Drohungen?“ fragte Freddy, „Drohungen?“
„Drohungen?“ wiederholte Jack und grinste Freddy an.
„Drohungen“, bestätigte Angie. „Es sieht so aus, als hätte unsere Klientin Pech gehabt, mit der Freundin Ihres Geschäftspartners zu sprechen, die behauptete, von den kriminellen Aktivitäten ihres Freundes Kenntnis zu besitzen, darunter auch – wie soll ich mich ausdrücken?“ Sie sah Freddy in die Augen. „Die Beseitigung ehemals belebter Gewebezellen?“
Er brauchte eine Minute, bis er verstand, doch dann verengten sich seine kleinen Augen, er warf den massigen Kopf in den Nacken und lachte los. Das Gelächter dröhnte gegen die Decke und hallte die Prince Street hinunter. Jack sah verwirrt aus. Kevin wirkte genervt, aber so hatte er schon immer ausgesehen.
„Pine“, japste Freddy, „hast du das gehört?“
Pine gab kein Anzeichen, dass er etwas gehört hatte. Er gab nicht mal ein Anzeichen, dass er atmete. Er

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