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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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sie uns an einen Tisch, an dem Don Frederico Constantine höchstpersönlich saß.
Fat Freddy sah aus wie ein Walross ohne Schnurrbart. Er war ein aschgrauer Riese und trug seine dunkle Kleidung in mehreren Lagen übereinander, so dass der vierschrötige Schädel auf dem dunklen Körper wie ein Pickel aussah, der aus den Kragenfalten geplatzt war und sich über die Schultern ergossen hatte. Seine feuchten, mandelförmigen Augen blickten warmherzig und väterlich. Er lächelte viel. Lächelte auf der Strasse Fremde an, lächelte Reporter an, wenn er aus dem Gerichtssaal kam, wahrscheinlich auch seine Opfer, bevor seine Leute ihnen die Kniescheiben zerschossen. „Bitte“, lud er uns ein, „setzt euch!“
Außer uns und Freddy war nur noch eine weitere Person im Cafe. Der Mann saß in ungefähr sieben Meter Entfernung an einem Tisch unter einem Stützbalken, eine Hand auf dem Tisch, die Beine verschränkt. Er trug eine khakifarbene Sommerhose, ein weißes Hemd und einen grauen Schal zu einer curryfarbenen Segeltuchjacke mit Lederkragen. Er sah uns nicht an, doch war ich mir auch nicht sicher, dass er etwas anderes ansah. Er hieß Pine, von einem Vornamen hatte ich nie etwas gehört, und war eine Legende in seinen Kreisen: der Mann, der vier verschiedene Bosse und drei Familienkriege überlebt hatte und dessen Feinde immer wieder spurlos von der Bildfläche verschwanden, so dass man schnell vergaß, dass es sie überhaupt gegeben hatte. Wie er so am Tisch saß, sah er vollkommen normal aus, fast ein bisschen langweilig: Man hätte sagen können, er sei hübsch, aber so, dass man sich später nicht an ihn erinnerte; eins fünfundsiebzig bis eins achtzig groß, schmutzigblondes Haar, grüne Augen und normale Statur.
Allein das Wissen, mich mit ihm in einem Raum aufzuhalten, ließ meinen Schädel brummen.
Angie und ich nahmen Platz, und Fat Freddy sagte: „Prostata.“ „Wie bitte?“ fragte Angie.
„Prostata“, wiederholte Freddy. Aus einer Zinnkanne goss er Kaffee in eine Tasse und reichte sie Angie. „Damit hat Ihr Geschlecht so gut wie nichts zu tun.“ Er nickte mir zu, während er mir eine Tasse gab, dann schob er Sahne und Zucker in unsere Richtung. „Ich sage Ihnen“, begann er, „ich habe in meinem Beruf alles erreicht, meine Tochter wurde gerade in Harvard angenommen, und finanziell steht alles zum Besten.“ Er rutschte auf dem Stuhl herum und verzog das Gesicht, so dass sich seine Backen zur Gesichtsmitte hin drückten und die Lippen einen Moment lang vollkommen verdeckten. „Aber, ich schwöre Ihnen, das alles würde ich auf der Stelle gegen eine gesunde Prostata eintauschen.“ Er seufzte. „Und Sie?“
„Was?“ fragte ich.
„Ist Ihre Prostata gesund?“
„Beim letzten Mal war sie es noch, Mr. Constantine.“
Fat Freddy beugte sich vor. „Da können Sie dankbar sein, mein junger Freund. Und wie Sie da dankbar sein können! Ein Mann mit einer kranken Prostata ist…“ Er legte die Hände auf den Tisch. „Tja, er ist ein Mann ohne Geheimnisse, ein Mann ohne Würde. Diese Ärzte, o Gott, sie werfen einen auf den Bauch und gehen dann mit ihren gemeinen kleinen Werkzeugen da rein und stochern und bohren, reißen und…“
„Das klingt ja furchtbar!“ unterbrach Angie ihn.
Das brachte ihn zum Einhalten, Gott sei Dank.
Er nickte. „Furchtbar ist nicht das richtige Wort.“ Plötzlich sah er sie an, als hätte er sie gerade erst bemerkt. „Und Sie, meine Liebe, sind etwas viel zu Besonderes, um so ein Gespräch mit anhören zu müssen.“ Er küsste ihr die Hand, ich versuchte, nicht die Augen zu verdrehen. „Ich kenne Ihren Großvater ziemlich gut, Angela. Ziemlich gut.“
Angie lächelte. „Er ist stolz auf die Verbindung, Mr. Constantine.“ „Jetzt kann ich ihm erzählen, dass ich das Vergnügen hatte, seine wunderbare Enkeltochter kennenzulernen.“ Er blickte mich an, und das Leuchten in seinen Augen wurde schwächer. „Und Sie, Mr. Kenzie, Sie hüten diese Frau doch wie Ihren Augapfel, Sie passen auf, dass ihr nichts Böses widerfährt?“
„Diese Frau kann ganz gut auf sich selbst aufpassen, Mr. Constantine!“ erwiderte Angie.
Freddys Augen blieben auf mir haften und wurden immer dunkler, als erfreue ihn mein Anblick nicht besonders. „Unsere Freunde werden in einer Minute bei uns sein.“
Als sich Freddy zurücklehnte, um sich eine weitere Tasse Kaffee einzugießen, hörte ich einen der Bodyguards vor dem Laden sagen: „Gehen Sie einfach rein, Mr. Rouse!“
Als Jack Rouse und

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