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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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MEINER schäm, stank nach MEINER todsünde.
dann ließ ICH das wasser auslaufen, duschte und… machte weiter, was soll man auch sonst machen, wenn man etwas unmoralisches oder unfassbares getan hat? man macht weiter, man hat keine andere wähl, wenn man dem arm des gesetzes einmal entronnen ist.
so lebte ICH weiter MEIN leben, und irgendwann vergingen die schuld- und Schamgefühle. ICH dachte, sie würden MICH ewig quälen, taten sie aber nicht.
und ICH weiß noch, dass ICH dachte, so einfach kann es nicht sein, war es aber, und schon bald tötete ICH wieder jemanden, mehr aus neugierde denn aus anderen gründen, und es fühlte sich, na ja, gut an. beruhigend, so wie sich ein Alkoholiker beim ersten kühlen hier nach langer Abstinenz fühlen muss. wie sich ein lange getrenntes liebespaar beim ersten sex nach dem wiedersehen fühlen muss. jemandem das leben zu nehmen hat tatsächlich viel mit sex gemeinsam, manchmal ist es ein transzendenter, orgiastischer akt. manchmal ist es nur mittelmäßig, ganz in Ordnung, keine große sache, aber man hat immer dieses gefühl, was passiert wohl diesmal? interessant ist es immer, man vergisst es nicht.
ICH weiß nicht, warum ICH dir schreibe, patrick. beim schreiben bin ICH nicht derselbe, der ICH bei MEINER täglichen arbeit bin oder beim töten. ICH habe viele gesiebter, manche wirst du niemals sehen, manche wirst du nie sehen wollen, einige deiner gesiebter habe ICH bereits gesehen: ein nettes, ein gewalttätiges, ein nachdenkliches und einige mehr. ICH bin gespannt, welches du aufsetzt, wenn wir uns vor einer leiche wiedersehen. ICH bin gespannt. so mancher kommt ganz schuldlos in verruf, habe ICH gehört, vielleicht, so soll es sein, eigentlich weiß ICH nicht einmal, ob diese opfer den ganzen ärger wert sind.
einmal träumte ICH, dass ICH auf einem planeten mit strahlend weißem sand gestrandet sei, auch der himmel war weiß, mehr gab es dort nicht: ICH, endlose weiße sandwehen, weit wie das meer, und ein brennend weißer himmel. ICH war allein, und klein, nach tagelangem wandern
konnte ICH MEINE eigene Fäulnis riechen, und ICH wusste, dass ICH in diesen weißen dunen unter diesem weißen Himmel sterben würde, deshalb betete ICH um schatten, und schließlich kam er. er hatte eine stimme und einen namen. „Komm“ sagte die DUNKELHEIT, „komm mit!“, aber ICH war schwach, ICH verfaulte, ICH konnte MICH nicht erheben. „DUNKELHEIT“, sagte ich, „nimm MICH bei der hand! bring MICH fort von hier.“ und das tat die DUNKELHEIT.
verstehst du also, was ICH dich lehren will, patrick?
alles gute DER VATER
„Oh“, stöhnte Angie und warf den Brief auf den Esszimmertisch, „das ist ja toll. Der Typ hört sich ja echt krank an.“ Böse sah sie den Brief an. „Meine Güte!“
„Ich weiß.“
„Solche Leute gibt es wirklich!“ staunte sie.
Ich nickte. Es jagt einem wirklich Angst ein. Schon ein ganz normaler Mensch, der jeden Tag aufsteht, zur Arbeit geht und sich für ziemlich gut hält, hat genug Böses in sich.
Vielleicht betrügt er seine Frau, vielleicht haut er einen Kollegen in die Pfanne und ist, tief in seinem Innern, der Ansicht, dass es ein oder zwei Menschenrassen gibt, die weniger wert sind als er. Normalerweise muss er sich damit nie auseinandersetzen, auch wenn sich bei uns nicht immer alles der Vernunft unterordnen lässt. Er kann in der Überzeugung sterben, ein guter Mensch gewesen zu sein.
Die meisten von uns können das. Die meisten tun es auch. Aber der Verfasser dieses Briefes hatte das Böse in
sich aufgenommen. Ihm bereitete der Schmerz anderer Menschen Vergnügen. Er hatte seinen Hass nicht der Vernunft untergeordnet, sondern lebte ihn aus und hatte seine wahre Freude daran. Und seinen Brief zu lesen war vor allem eines: ermüdend. Auf besonders abstoßende Art.
„Ich bin kaputt“, meinte Angie.
„Ich auch.“
Wieder blickte sie auf den Brief, kreuzte die Arme vor der Brust und schloss die Augen.
„Ich würde gerne sagen, es ist unmenschlich“, sagte sie dann. „Ist es aber nicht.“
Auch ich sah den Brief an. „Es ist absolut menschlich.“
Ich hatte mein Bett auf ihrer Couch aufgeschlagen und versuchte gerade, es mir bequem zu machen, als sie aus dem Schlafzimmer nach mir rief.
„Was?“ rief ich zurück.
„Komm mal her!“
Ich ging hinüber und lehnte mich gegen den Türrahmen. Sie saß im Bett, die Daunendecke war wie ein rosenrotes Meer um sie gebreitet.
„Kommst du auf der Couch zurecht?“
„Klar“, erwiderte

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