Absender unbekannt
ich.
„Gut.“
„Gut“, sagte ich ebenfalls und wandte mich zum Gehen. „Weil
Ich sah mich um. „Hm?“
„Ziemlich groß, nicht? Viel Platz.“
„Was, die Couch?“
Sie verzog das Gesicht. „Nein, das Bett.“
„Oh.“ Ich machte ein fragendes Gesicht: „Was ist los?“
„Ich will es nicht sagen.“
„Was sagen?“
Sie versuchte zu grinsen, doch kam eine furchtbare Grimasse dabei heraus. „Ich hab Angst, Patrick, okay?“ Ich habe keine Ahnung, was es sie kostete, das zu sagen. „Ich auch“, entgegnete ich und ging zu ihr.
Irgendwann im Schlaf wechselte Angie die Stellung, und als ich die Augen öffnete, hatte sie das Bein über meines gelegt, fest ruhte es zwischen meinen Oberschenkeln. Ihr Kopf war an meine Brust geschmiegt, die linke Hand lag auf meiner Brust. Ich spürte ihren im Schlaf gleichmäßigen Atem.
Ich dachte an Grace, doch aus irgendeinem Grund konnte ich sie mir nicht deutlich in Erinnerung rufen. Ich konnte ihr Haar und ihre Augen sehen, doch wenn ich versuchte, mich an ihr Gesicht zu erinnern, kam rein gar nichts.
Angie stöhnte und drückte das Bein noch fester an mich. „Nicht!“ murmelte sie leise. „Nicht“, wiederholte sie im Schlaf.
So muss sich das Ende der Welt anfühlen, dachte ich und verlor mich in meinen Träumen.
Später rief Phil an, und ich ging beim ersten Klingeln ran. „Bist du wach?“ wollte er wissen.
„Ich bin wach.“
„Ich dachte, ich könnte vorbeikommen.“
„Angie schläft.“
„Schon klar. Ich mein nur… hier so rumsitzen und darauf warten, dass dieser Typ was tut, macht mich wahnsinnig.“
„Dann komm vorbei, Phil.“
Während wir schliefen, war die Temperatur um acht Grad gefallen, und der Himmel hatte eine steingraue Farbe
angenommen. Der Wind blies von Kanada herunter und fegte durch unseren Stadtteil, klapperte an Fenstern und rüttelte an den Autos, die entlang der Strasse geparkt waren.
Kurz danach ging der Hagel los. Als ich zum Duschen in Angies Badezimmer ging, peitschte er gegen das Fenster, als würden vom Meer Wellen von Sand herübergetragen. Beim Abtrocknen prasselten die Hagelkörner gegen Fenster und Wände, als trüge der Wind Nägel und Haken mit sich.
Während ich mir im Schlafzimmer frische Klamotten anzog, kochte Phil Kaffee.
„Schläft sie noch?“ fragte er.
Ich nickte.
„Sie legt immer los wie ein Boxer im Ring, nicht? Eine Minute ist sie noch voller Energie, und die nächste bricht sie zusammen, als hätte sie einen Monat nicht geschlafen.“ Er schenkte sich etwas Kaffee ein. „Sie war schon immer so, diese Frau.“
Ich holte mir eine Cola und setzte mich an den Tisch. „Ihr passiert nichts, Phil. Es kommt keiner an sie ran. An dich auch nicht.“ „Hmm.“ Er kam mit dem Kaffee ebenfalls zum Tisch herüber. „Schläfst du schon mit ihr?“
Ich legte den Kopf schief und sah Phil mit hochgezogener Augenbraue an. „Das geht dich rein gar nichts an, Phil!“
Er zuckte mit den Schultern. „Sie liebt dich, Patrick.“
„Aber nicht so. Das hast du nie verstanden.“
Er grinste. „Ich habe ‘ne Menge verstanden, Patrick.“ Er nahm den Becher in beide Hände. „Ich weiß, dass sie mich geliebt hat. Das bestreite ich gar nicht. Aber in dich war sie auch immer schon halb verliebt.“
Ich schüttelte den Kopf. „Die ganzen Jahre, die du sie geschlagen hast, Phil, was meinst du? Sie hat dich nicht ein einziges Mal betrogen.“
„Das weiß ich.“
„Ach, wirklich?“ Ich beugte mich ein wenig vor und senkte die Stimme. „Das hat dich aber nicht davon abgehalten, sie ständig eine Hure zu nennen. Hat dich nicht davon abgehalten, sie windelweich zu prügeln, wenn du in Stimmung warst. Oder?“
„Patrick“, sagte er sanft, „ich weiß, wie ich gewesen bin. Wie ich… bin.“ Er runzelte die Stirn und starrte in den Kaffeebecher. „Ich bin ein Mann, der seine Frau schlägt. Und ein Trinker. So ist es. Das stimmt.“ Bitter lächelte er in den Kaffee. „Ich habe diese Frau geschlagen.“ Über die Schulter sah er in Richtung des Schlafzimmers. „Ich habe sie geschlagen, und deshalb hasst sie mich und wird mir nie wieder vertrauen. Nie. Wir können keine… Freunde mehr sein. Kein bisschen mehr so, wie es mal zwischen uns war.“
„Wahrscheinlich nicht.“
„Ja. Also, egal wie ich so geworden bin, ich bin nun mal so gewesen. Und ich habe sie verloren und es verdient, weil sie ohne mich auf lange Sicht besser dran ist.“
„Ich glaube nicht, dass sie vorhat, dich aus ihrem Leben zu streichen, Phil.“
Wieder
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