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Absolute Power (Der Präsident)

Absolute Power (Der Präsident)

Titel: Absolute Power (Der Präsident) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Baldacci
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einer angemessen prunkvollen Zeremonie in der St.-Matthew's-Kathedrale in Washington hielt ein halbes Dutzend von Würdenträgern Lobreden auf den Mann.
    Der berühmteste Redner erging sich gute zwanzig Minuten darin, was für ein großartiger Mensch Walter Sullivan doch gewesen sei, unter welch gewaltigem Druck er gelitten habe und daß Menschen unter solcher Anspannung manchmal Dinge taten, die sie andernfalls nie in Erwägung gezogen hätten. Nachdem Alan Richmond seine Ansprache beendet hatte, blieb kein Auge in der Kirche trocken; selbst die Tränen, die über das Gesicht des Präsidenten rannen, waren augenscheinlich echt. Schon immer war er von seinen eigenen rhetorischen Fähigkeiten beeindruckt gewesen.
    Der lange Trauerzug strömte hinaus und hielt dreieinhalb Stunden später an dem winzigen Haus, in dem Walter Sullivans Leben begonnen und geendet hatte. Während sich die Limousinen auf der schmalen, schneebedeckten Straße drängten, wurde Walter Sullivan hinuntergetragen und auf dem kleinen Hügel, dessen einziger Reichtum die Aussicht ins Tal war, neben seinen Eltern zur letzten Ruhe gebettet.
    Während Erde auf den Sarg rieselte, und Walter Sullivans Freunde sich den Weg zurück ins Reich der Lebenden bahnten, musterte Seth Frank jedes Gesicht. Er beobachtete den Präsidenten auf dem Weg zurück zu seiner Limousine. Bill Burton sah ihn, wirkte einen Augenblick überrascht, nickte dann jedoch. Frank nickte zurück.
    Nachdem die Trauergäste allesamt gegangen waren, wandte Frank seine Aufmerksamkeit dem kleinen Haus zu. An der Umzäunung hingen noch die gelben Polizeiabsperrungen; zwei uniformierte Polizisten standen Wache.
    Frank ging hinüber, zeigte seinen Ausweis und trat ein.
    Es erschien als der Gipfel der Ironie, daß einer der reichsten Männer der Welt sich ausgerechnet diesen Ort zum Sterben ausgesucht hatte. Walter Sullivan war die Verkörperung einer Romanfigur von Horatio Alger. Frank bewunderte Männer, die mit Einsatz, Verstand und Entschlossenheit den Aufstieg schafften. Wer tat das nicht?
    Erneut betrachtete er den Stuhl, in dem man die Leiche gefunden hatte; die Pistole hatte daneben gelegen. Die Waffe war gegen Sullivans linke Schläfe gepreßt worden. Die sternförmige Wunde, groß und gezackt, war der massiven Berstfraktur vorausgegangen, die letztlich dem Leben des Mannes ein Ende bereitet hatte. Die Pistole war linker Hand zu Boden gefallen.
    Da eine Kontaktwunde wie auch Pulverspuren an der Handfläche des Verstorbenen vorhanden waren, hatten die örtlichen Behörden den Fall als Selbstmord zu den Akten gelegt; nichts schien dagegen zu sprechen. Der trauernde Walter Sullivan hatte Rache am Mörder seiner Frau geübt und sich daraufhin das Leben genommen. Seine Mitarbeiter bestätigten, daß Sullivan seit Tagen nicht erreichbar gewesen war, ein äußerst ungewöhnlicher Umstand. Nur selten fuhr er an seinen Zufluchtsort, und wenn, dann wußte irgend jemand davon. Die Zeitung, die man neben der Leiche fand, verkündete den Tod des mutmaßlichen Mörders seiner Frau. Alles wies auf einen Mann hin, der sich vorsätzlich das Leben genommen hatte.
    Nur eine winzige Tatsache, die er mit Absicht niemandem mitgeteilt hatte, störte Frank. Er hatte Walter Sullivan kennengelernt. Sullivan hatte die Papiere für die Aushändigung der wenigen Habseligkeiten seiner Gattin unterschrieben.
    Und diese Formulare hatte Sullivan mit der rechten Hand unterzeichnet.
    Das allein war kein schlüssiger Beweis. Sullivan konnte die Waffe aus unzähligen Gründen in der linken Hand gehalten haben. Seine Fingerabdrücke waren klar und deutlich auf der Pistole zu finden. Vielleicht sogar zu deutlich, dachte Frank bei sich.
    Dann der Zustand der Waffe: Ihre Herkunft war nicht festzustellen. Die Seriennummer war derart fachmännisch entfernt worden, daß selbst unter dem Mikroskop nichts zum Vorschein kam. Eine völlig reingewaschene Waffe, wie man sie für gewöhnlich an Schauplätzen eines Verbrechens vorfand. Doch warum sollte Walter Sullivan sich Gedanken wegen der Überprüfung einer Waffe machen, mit der er sich umzubringen gedachte? Die Antwort lautete: Es gab keinen Grund. Auch diese Tatsache war nicht schlüssig, da die Person, die Sullivan die Waffe verschafft hatte, sie illegal erworben haben konnte; allerdings zählte Virginia zu den Staaten, in denen der Kauf einer Handfeuerwaffe nicht allzu problematisch war, sehr zum Verdruß der Polizeireviere im nordöstlichen Teil des County.
    Frank schloß die

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