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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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wo sie ins Haus hineinführte. Clare war in der Küche, einen weißen Bademantel über ihrem Schlafanzug, das Haar am Hinterkopf zu einem strengen Knoten geschlungen. Sie versuchte zu erlauschen, was der Polizist Marie fragte, aber sie selbst befragte niemand. Es wirkte, als schämten sie sich in Clares Gegenwart. Frauen sollten keine Riesen sein. Im Korridor oben leuchteten die Blitzlichter der Polizeikameras auf, begleitet von dem typischen hohen, elektronischen Summen. Leute der Spurensicherung stäubten ab und nahmen Proben. Sie kam sich wie ein Feigling vor.
    Wenn das Verbrechen so professionell ausgeführt worden war, dann handelte es sich vielleicht nicht um ein Bagatelldelikt; Kleinkriminelle, sogar gewaltbereite, hätten nicht die Ausrüstung, um ein Schloss ohne sichtbare Spuren der Gewaltanwendung zu öffnen. Abgesehen vom Blut auf dem Boden und Einschussspuren im Putz ihrer Schlafzimmerwand war ihr Haus unversehrt. Der Schaden war entstanden bei der »Schießerei«, wie sie das nennen zu müssen glaubte, in einem halbironischen Ton, der Marie in den kommenden Wochen verrückt machen sollte. Während der Schießerei , so fing sie dann einen Satz an, oder: Ich befürchtete, eine Schießerei könnte mein letztes Erlebnis in der Welt sein, und das schien mir so unnütz, eine solche Geschmacksverirrung.
    Nur eine Sache war offenbar gestohlen worden.
    »Es fehlt etwas«, teilte sie dem Beamten in Uniform mit, der die Untersuchung leitete.
    »Es fehlt etwas?«
    »Die Perücke meines Vaters.«
    »Ich verstehe nicht.«
    »Die Blechschachtel, in der sich die Perücke meines Vaters befand. Er war Rechtsanwalt. Sie stand bei mir auf dem Kaminsims. Sie ist fort.«
    »Warum sollte jemand die Perücke Ihres Vaters stehlen wollen?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Können Sie die Perücke beschreiben?«
    »Es war eine schwarz lackierte Blechschachtel mit der Perücke meines Vaters darin. Die Perücke, die er trug, wenn er bei Gerichtsfällen in London tätig war. Aus Pferdehaar hergestellt. Ich kenne ihren Wert nicht. Es gab wertvollere Sachen, die sie hätten stehlen können.«
    »Welche Farbe hatte die Perücke?«
    »Weiß. Grau. Wie sie eben aussehen, diese üblichen Perücken für Rechtsanwälte. Wie im Fernsehen. In alten Filmen. Kostümdramen.«
    »Gehört sie zu einem Kostüm?«
    »Nein. Ja. Darum geht es nicht«, sagte Clare, die ihre Verärgerung zu beherrschen versuchte.
    »Möchten Sie die Perücke wiederhaben?«
    »Natürlich möchte ich sie wiederhaben. Sie gehört mir. Sie kann keinem außer mir etwas bedeuten.«
    »Außer vielleicht einer kahlköpfigen Person. Sie sind nicht kahl. Möglicherweise hat ein Kahlköpfiger die Perücke gestohlen. Ein Kahlköpfiger würde sie dringender brauchen als Sie.«
    »Das ist doch lächerlich. Sollte ich nicht eine Aussage machen?«
    Der Beamte starrte sie mit blassen Gallertaugen an.
    »Eine Aussage? Mir wurde gesagt, sie hätten nichts gesehen.«
    »Finden Sie nicht, Sie sollten mich fragen, ob ich etwas gesehen habe? Ich habe manches gesehen, ich habe die Einbrecher gesehen, ihre Spiegelbilder.«
    Man sagte Clare, sie solle wieder zu Bett gehen, in einem der Gästezimmer. Als sie nach oben ging, kam sie an kleinen Plastikschreinen vorbei, polizeiliche Spurensicherung, die Blutstropfen markierten und sich bis zu ihrem Schlafzimmer schlängelten. Sie konnte sich nicht daran erinnern, heruntergekommen zu sein, und auch nicht daran, Blut gesehen zu haben, doch die Markierungen legten nahe, dass das unmöglich war; überall war Blut, und nun konnte sie die Einbrecher wieder riechen: ein synthetischer, chemischer Geruch, eine Art Orangen-Desinfektionsmittel, ein Badreiniger oder Deodorant. Diese Männer hatten sich vor ihrem Überfall gesäubert; sie wussten, was sie taten. Als sie verschwanden, tauchten sie nicht im Gewoge der zahllosen Baracken unter, das sich vom Fuß des Bergs bis zum Flughafen und darüber hinaus erstreckte, da war sie sich sicher; sie waren in Privatkliniken gegangen, wo man keine Fragen stellte, und dann nach Hause zu Ehefrauen oder Freundinnen, die ihre Verbände mit schweigender Diskretion wechseln würden.
    Der neue Tag brannte sichtbar durch einen Spalt in der Außenmauer, wo Holz und Putz von Gewehrschüssen zerfetzt worden waren. Man erlaubte Clare, die Fotografie vom Boden aufzuheben; obwohl Rahmen und Glas zerbrochen waren, stellte sie fest, dass durch ein Wunder das alte Foto selbst intakt, beinahe unversehrt geblieben war, abgesehen von

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