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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Wertsachen beunruhigt. Wer wollte, konnte die elektronischen Geräte haben, sogar das Silber, das Kristall, wenn Dieben heutzutage überhaupt noch an derartigen Dingen gelegen war. Sie hatte Angst vor einer Konfrontation, vor einer Bedrohung mit Schusswaffen, vor Männern mit Gewehren. Alles ist still. Nur ein Lüftchen weht. Eins, zwei, drei, vier, sacht, sechs, sieben. Sie hatte sich fast so weit wieder beruhigt, um einzuschlafen, als sie das unverkennbare Drehen einer Tür in den Angeln hörte, Metall quietschte auf nicht geöltem Metall, und die untere Türkante wurde von den Kokosmatten im Erdgeschossflur gestoppt und vibrierte noch. Und oben rührte sich etwas, eine Diele knarrte. Marie hatte es auch gehört.
    Clare tastete in der Dunkelheit nach dem Telefon, aber als sie den Hörer ans Ohr hielt, war da nur hohle Stille. Sie besaß kein Handy, von Marie wusste sie es nicht, doch die kannte bestimmt einen Ausweg. Wie lange war es her, seit die Tür über die Matte gestreift war? Ein paar Sekunden? Dreißig Sekunden? Zwei Minuten? Ein Geruch drang allmählich nach oben, scharf und stechend, chemisch, kein Geruch ihres Hauses. Und dann wieder ein Laut, die erste Stufe wurde belastet, ein loses Brett und ein kollektives Luftholen, oder bildete sie sich das nur ein? Sie konnte ihre Tür zuwerfen, aber der Schlüssel war schon vor langer Zeit verloren gegangen; eine Flucht durchs Fenster war unmöglich, unterm Bett war kein Raum zum Verstecken, ihr Kleiderschrank war zu voll, einen Wandschrank gab es nicht in ihrem Schlafzimmer. Am mutigsten wäre es, sich im Bett aufzusetzen, das Licht anzuknipsen und sie so zu erwarten oder zu rufen: »Nehmt, was ihr wollt, es interessiert mich nicht!«, aber es hatte ihr die Stimme verschlagen und sie war wie gelähmt. Sie hätte geschrien, wenn ihre Kehle es ihr gestattet hätte.
    Weitere Sekunden verstrichen, eine Minute, Stille, oder vielleicht war sie zu aufgeregt, um etwas zu hören. Auf dem Boden lag ein Granitstein, den sie als Türstopper benutzte, fast ein kleiner Findling, und sie hievte ihn ins Bett hoch und dachte sich – was? Dass sie ihn den Angreifern entgegenschleudern würde? Konnten Stöcke und Steine Männer noch abwehren oder brauchte es härtere Dinge? Darüber sollte sie eigentlich Bescheid wissen, dachte sie plötzlich.
    Als sie sich den Steinbrocken zurechtlegte, tauchten vier Männer mit Kapuze vor ihr auf, sie spiegelten sich im Glas der gerahmten Fotografie an der Wand gegenüber. Sie gingen im Gänsemarsch den Korridor entlang, in ihren behandschuhten Händen abgesägte Gewehre. Die Gewehre waren tatsächlich eine makabre Erleichterung, weniger intim; es wäre ein schneller Tod. Die Macht von Gewehren war ihr nicht fremd.
    Der letzte der vier Männer drehte sich um, schaute in ihr Zimmer und sog die Luft ein. Seine Nase war verstopft; sie konnte es hören, während sie ihre Augen fest schloss und sich schlafend stellte, in der Hoffnung, dass Wachsein nicht am Geruch zu erkennen war. Sie konnte ihn riechen, stechend scharf, und den metallischen Gestank des Gewehrs und seiner Öle. Ihr Pulsschlag war so laut, wie sollte er den nicht hören? Er hörte ihn wirklich, sah sich nach seinen Kameraden im Korridor um, doch sie waren schon nach oben gegangen – Geschlurfe, Handgemenge, Marie überwältigt. Sein Gewicht legte sich auf sie, behandschuhte Hände, Sturmhaube überm Gesicht und sein schniefendes Atemgeräusch. Plötzlich war der Stein aus ihren Händen auf den Boden gefallen und der Mann drückte sie nieder, betastete sie, mit einer Hand tastete er sich in sie, die andere in ihrem gewachsten Lederhandschuh legte sich über ihren Mund, das Gefühl des Erstickens, ihre Nasenflügel waren fast blockiert, ihr Herz raste.
    Nein, das hatte sie sich eingebildet.
    Doch sie konnte ihn und den Metallgestank des Gewehrs wirklich riechen. Ihr Herz klopfte so laut, wie konnte er das nicht hören, wo er dort auf der Schwelle stand? Doch dann verschwand er aus der Tür, schloss zu den anderen auf und schlich weiter den Korridor entlang.
    Sie hatten sicher das Haus beobachtet und wussten, dass nur zwei Frauen darin wohnten, zwei Frauen, die wahrscheinlich keine Schusswaffen besaßen. Auch wussten sie sicher, dass es keine Alarmanlage gab, keinen NATO -Draht oder Elektrozaun und, besonders wichtig, keine Hunde.
    Clare spürte den Steinbrocken, der blass und schwer in ihren Armen neben ihr lag. Er war feucht von Schweiß und roch nach Erde. Sie hatte ihn aus dem

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