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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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möglich sein?
    Sie benötigte eine kurze Weile ehe sie etwas erwiderte.
    „ Oh Gott.“
    Ich half ihr sich wieder aufzurichten, ließ sie aber nicht los. Sie war so zart.
    „ Das war knapp. Ist alles okay?“, fragte ich, darauf bedacht meiner dunklen Stimme einen samtigen Klang zu verleihen. Ist sie es wirklich?
    Das Mädchen nickte hastig.
    „ Ja, ja, danke.“
    Sie schob mich etwas rüde beiseite und ich löste sofort meinen Griff. Sie ging eilig in die Hocke und begann die verstreuten Zettel von den Stufen aufzusammeln.
    Ich beugte mich hinunter und half ihr dabei.
    „ Manche Kerle haben aber auch überhaupt keine Manieren. Nun ja, da fällt mir ein, ich anscheinend auch nicht“, ich grinste breit, als ich ihr meine Hand entgegen streckte. „Mein Name ist Nicholas de Winter.“
    Wieso zum Henker verrätst du ihr deinen Namen? Die Stimme in meinem Kopf schrie mich plötzlich an, aber ich ignorierte sie einfach. Ich wusste ja selbst nicht, warum ich das getan hatte. Ich versuchte in der Reaktion dieses Mädchens ein Anzeichen auszumachen, dass meine Theorie bestätigte oder widerlegte. Ich wollte einfach wissen, ob sie die Person war, für die ich sie hielt. Verwirrt sah sie mich an und das mahagonifarbene Haar fiel ihr dabei ins Gesicht. Ich erkannte sie. Es war eindeutig. Der kleine Engel! Wie lange mochte das her sein?
    „ Äh, ja. Okay, wie auch immer“, stammelte sie und senkte sofort wieder ihren Blick.
    „ Darf ich fragen wie du heißt?“
    Ich musste auf Nummer sicher gehen und hoffte inständig, dass ich mich irrte.
    „ Ist das wichtig?“
    Ihre abweisende Haltung war in meinen Augen ein gutes Zeichen, dass sie mit meinem Gesicht nichts anfangen konnte. Ich zog meine Hand wieder zurück und reichte ihr stattdessen ein paar Blätter.
    „ Ich dachte, es wäre nur fair wenigstens den Namen der Erretteten zu erfahren.“
    „ Wozu“, entgegnete sie im schroffen Ton und würdigte mich keines weiteren Blickes. Dann stand sie auch schon wieder auf. „Danke nochmals“, grummelte sie, wohl mehr zu sich selbst.
    Im nächsten Augenblick drehte sie sich um und hetzte auch schon die Treppen hinunter.
    „ Gern geschehen“, rief ich ihr schnell nach und ich erhob mich ebenfalls.
    Sie hatte mich zwar gehört, aber sie drehte sich nicht mehr nach mir um. Ich beobachtete ihre Flucht vor mir. Leichtfüßig rannte sie durch die Vorhalle und dann war ihre Gestalt auch schon durch die hohen Türen verschwunden. Ihr Geruch hing mir allerdings noch immer in der Nase.
    Lesley, schoss es mir durch den Kopf. Wenn sie es tatsächlich war, dann musste ich wissen, ob sie noch etwas von damals wusste. Es hatte zwar nicht den Anschein gemacht, aber darauf konnte ich mich nicht verlassen. Peter durfte davon so oder so nichts erfahren. Ein eigenartiges Gefühl machte sich in mir breit. Einerseits war ich alarmiert, die Person zu treffen, für die ich ohne ersichtlichen Grund die Regeln gebrochen hatte – was sonst noch nie vorgekommen war – andererseits war ich auf eine unbeschreibliche Weise froh, sie zu sehen. Es war beinahe so, wie damals in der Gasse. Sie hatte sich verändert, keine Frage. Die Zeit hatte aus ihr eine wunderschöne junge Frau gemacht, genau wie ich es vorausgesehen hatte. Ihre Haut war inzwischen etwas gebräunter geworden und die Haare trug sie jetzt kürzer, was aber nichts daran änderte, dass sie immer noch aussah wie ein Engel, der aus einem alten Portrait empor gestiegen war. Ich wollte unbedingt mehr über sie herausfinden. Mir kam der Gedanke, in das Büro der Universitätsverwaltung einzubrechen und die Akten zu durchwühlen. Meine innere Stimme war empört und ich schüttelte den Kopf, denn sie hatte Recht. Das wäre nicht besonders clever. Schlagartig schoss mir eine bessere Idee in den Sinn.
    Jonathan Ambrose war ein Artgenosse, der vom Rat der Ältesten beauftragt worden war, sich in Oxford niederzulassen, um uns von dort aus zu unterstützen. Er hatte Peter und mich vor längerer Zeit mit einem hervorragenden Kontaktmann zusammengebracht, der uns schon mehrmals mit wichtigen Fakten versorgt hatte. Der Typ hieß Toby und er wusste scheinbar über alles und jeden hier in der Region Bescheid. Gegen eine akzeptable Bezahlung, konnte er einem alles besorgen, was man brauchte. Toby war kein Vampir, sondern ein Sterblicher, dem es egal war, wem oder was er Informationen besorgte. Ihn interessierte nur das Geld, dafür stellte er keine Fragen. Für meinen speziellen Wunsch war das äußerst

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