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Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
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hatte bisher keine Rolle gespielt, aber das tat es jetzt plötzlich. Warum auch immer.
    Ich beugte mich zu ihr hinunter, ohne dabei meinen Griff vom Verräter zu lösen, dadurch musste er auf seinen Knien bleiben, und genau deshalb versuchte er sich nicht mehr zu bewegen. Jede noch so kleine Veränderung seiner Haltung, würde ihm mehr Schmerzen zufügen.
    „ Sieh nicht hin. Du brauchst keine Angst mehr zu haben. Schließ deine Augen, dann ist gleich alles vorbei.“
    Ich ließ meine Worte beruhigend klingen und sie hatten die erhoffte Wirkung. Ihre zarten Lider senkten sich. Sie winkelte ihre Beine an und zog sie bis unters Kinn. Ihre dünnen Arme legten sich schützend um die schmalen Knie.
    Das Mädchen hielt ihre Augen fest geschlossen, während ich dem zappelnden Vampir das bisschen Leben nahm, das noch durch seine kalten Adern floss.
    Peter hatte sich parallel auf die Gruppe der drei anderen Verräter gestürzt. Sie hatten die beiden Jungen zuvor eingekreist und sich halbherzig um ihre Beute gestritten. Bevor die Schreie der Verräter auch nur durch die Luft hallen konnten, war es bereits um sie geschehen. Ich kannte keinen Vampir, der so geschickt und präzise mit einer Klinge umgehen konnte wie Peter. Seine bevorzugte Waffe war ein japanisches Kurzschwert, ein Kodachi. Leicht zu transportieren und dennoch äußerst effektiv, wenn es richtig geführt wurde. Die scharfe Schneide hatte keine Mühe sich durchs Fleisch zu fressen. Eine spezielle Legierung sorgte dafür, dass die Haut verätzt wurde und durch die tiefen Schnitte, wurde der gesamte Blutkreislauf in Sekundenbruchteilen verseucht. Es blieb nie sehr viel von den Abtrünnigen übrig. Ein wenig Asche und Flüssigkeit, die niemand mehr so recht zuordnen konnte. Das war mehr als effektiv, doch ich hatte nicht sonderlich viel für Waffen übrig. Meistens trug ich nichts dergleichen bei mir. Wozu auch? Ich war die gefährlichste Waffe, die ich einsetzen konnte und mehr benötigte ich auch nicht.
    Wir machten es schnell und sauber, so wie immer.
    Als ich mich umdrehte, saß das Mädchen noch immer auf dem Boden, die Augen geschlossen und die Arme fest um den kleinen Körper geschlungen. Bevor ich sie ansprach, zwang ich den Vampir in mir zurück, ich drängte ihn wieder ins Verborgene. Meine Fangzähne verformten sich erneut und ein scheinbar menschliches Gebiss kam zum Vorschein.
    „ Du kannst die Augen jetzt wieder aufmachen, meine Kleine.“
    Ich beugte mich vorsichtig zu dem Mädchen hinunter, um es nicht noch mehr zu verängstigen.
    Es traf mich jedoch völlig unvorbereitet, wie ein Blitzschlag in meinem Kopf, der meinen Schädel in zwei Hälften zu zerbrechen drohte. Der Duft dieses Mädchens war so verlockend, dass er mir beinahe die Sinne raubte. Vanille, überlegte ich schnell, sie roch ähnlich wie Vanille, aber nicht nur der Körper, sondern auch ihr Blut. Unerträglich und so unbeschreiblich süß, dass ich keine andere Wahl hatte, als mich wieder von ihr ein Stück zu entfernen. Meine Bewegungen glichen allerdings wohl mehr einem Taumeln.
    Peter schien meine Verwirrtheit zu bemerken.
    „ Alles klar bei dir, Nicholas?“
    Es klang überrascht.
    Ich benötigte einen kurzen Moment, ehe ich meinen Blick auf ihn richten konnte.
    „ Ja, es ist nichts.“
    Er kam langsam auf mich zu und wirkte dabei wie ein Kreuzritter – besudelt mit dem Schmutz der Ungläubigen.
    „ Soll ich mich zuerst um das Mädchen kümmern?“
    Ich schüttelte den Kopf.
    „ Fang mit den Jungen an.“
    „ Wie du meinst.“
    Er drehte sich achselzuckend zu den beiden anderen Kindern um. Ihre Todesangst war überdeutlich zu spüren. Verständlich, wie konnten sie auch entscheiden, wer gut und wer böse war? Was bedeuteten diese Worte überhaupt? War ich der Gute, weil ich sie vor den blutrünstigen Vampiren beschützt hatte? Ich wusste zwar, dass ihre Furcht bald vorbei sein würde, aber der Preis dafür war zu hoch als das ich behaupten konnte, besser zu sein als diese Verräter. Peter besaß eine gefährliche Gabe, die in seinen Händen allerdings äußerst hilfreich war. Seine Aufgabe bestand darin, dass Gedächtnis der involvierten Sterblichen zu löschen, wir konnten schließlich keinen Menschen zurück ins Leben schicken, der über uns Bescheid wusste. Wahrscheinlich würde man keinem dieser Kinder Glauben schenken, die Polizei und die Medien würden es einfach als psychischen Schock abtun, der durch eine Entführung ausgelöst werden konnte, doch wir verließen uns

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