Abtruennig
ihn persönlich gekannt hatte.
Der restliche Teil der Vorlesung lief unproblematisch ab, trotzdem war ich erleichtert, als sie endlich zu Ende war. Ich war einer der Ersten, die den Hörsaal verließen. Toby wartete draußen auf dem Flur und ehe er etwas sagen konnte, kam ich ihm zuvor.
„ Nicht!“
Ich hob meine Hand, um ihm zu bedeuten bloß die Klappe zu halten. Ich stellte mich neben ihn und beobachtete die Tür. Es dauerte eine Weile, ehe auch Lesley aus dem Raum kam. Als ich sie sah, wandte ich mich zu Toby.
„ Sie!“, sagte ich bestimmend.
Er folgte meiner kurzen Kopfbewegung und ich sah in seinen Augen, dass er wusste, wen ich meinte.
„ Die dunkelhaarige Schönheit?“, flüsterte er beeindruckt. „Ich besorge dir die nötigen Infos über sie. Ich rufe dich an, wenn ich was habe.“
Ich nickte stumm und setzte mich sofort wieder in Bewegung, ich wollte schleunigst von diesem Ort verschwinden, denn das war jetzt wirklich alles etwas zuviel für meinen Geschmack. Toby würde mich wie gewohnt kontaktieren, wenn er hatte, was ich wollte.
Es dauerte nur knappe vier Stunden, bis Toby mich anrief. Dieses Mal war er ziemlich schnell gewesen, ich erwartete demnach nicht besonders viele hilfreiche Fakten. Wir verabredeten uns am vereinbarten Treffpunkt und ich fuhr ohne große Hoffnung dorthin.
„ Ihr Name ist Lesley Ashton“, sagte Toby, als er zu mir ins Auto stieg. In der Hand hielt er ein zerknittertes Stück Papier. „Ich wusste nicht wirklich, welche Dinge wichtig für dich sind, also habe ich einfach alles genommen, was mir interessant genug schien. Das ist auch nicht sonderlich viel.“ Er wandte sich mir zu. „Sie ist einundzwanzig Jahre alt und – jetzt halt dich fest – sie ist adelig“, er lachte kurz. „Ihr Großvater war ein waschechter Earl. Die Ashtons besitzen Kohle wie Heu, was eine hervorragende Einleitung ist, denn sie reitet für ihr Leben gern und hat natürlich auch ein eigenes Pferd. Ihre Mutter ist gestorben, da war sie erst sechs. Sie ist also eigentlich schon, mehr oder weniger die Erbin des ganzen Imperiums. Keine Geschwister. Ihre Tante scheint sich um alles zu kümmern, wenn ihr Vater im Ausland unterwegs ist, was anscheinend das ganze Jahr über der Fall ist.“
Ich schürzte nachdenklich meine Lippen.
„ Das sind mehr Infos, als ich erwartet hatte. Du bist dein Geld wert.“
Er nickte. „Absolut!“ Seine dünnen Lippen verzogen sich zu einem Grinsen. „Aber, sag mal, wozu all´ die Informationen über dieses Mädchen?“
Ich antwortete nicht auf seine Frage, stattdessen streckte ich ihm ein Bündel Geldscheine entgegen.
„ Hier sind die 500 Pfund.“
Toby verzog das Gesicht.
„ Sie gefällt dir, nicht wahr?“ Seine dürren Finger griffen nach den Banknoten.
„ Auskunft gegen Bezahlung Toby, nicht mehr und nicht weniger!“
Ich starrte in den grauen Himmel hinaus und meine Worte kamen ohne jegliche Empfindung hervor.
Er steckte hastig das Geld ein.
„ Sie ist übrigens häufig in den Stallungen, wenn sie nicht in der Uni ist“, redete er schnell weiter. „Soweit ich das beurteilen konnte, hat sie keinen Freund und sie scheint eher eine Einzelgängerin zu sein. Ich gehe auch mal davon aus, dass sowieso niemand gut genug für sie ist.“ Toby verdrehte die Augen. „Meistens ist nur ein anderes Mädchen bei ihr. Ein blonder Wuschelkopf namens Colette, scheint ihre Freundin zu sein.“ Er streckte mir den Zettel entgegen. „Hier sind die Namen der Personen verzeichnet, die mit ihr Kontakt haben. Die meisten arbeiten für sie.“
Ich nahm die Notizen entgegen.
„ Danke, das war's.“
„ Okay.“
Er verstand meine knappe Aufforderung und stieg sofort aus dem Wagen. Ich startete den Motor, als die Beifahrertür ins Schloss fiel.
„ Viel Erfolg“, rief er mir noch zu, als ich meinen Fuß bereits auf das Gaspedal drückte.
2. Unter Beobachtung
Die Ländereien der Ashtons waren beeindruckend. Saftiggrüne Wiesen und bunt gefärbte Bäume umrahmten das riesige Anwesen. Ein großes Herrenhaus aus dem frühen 19. Jahrhundert war der Mittelpunkt des Besitzes. Es hatte vor nicht allzu langer Zeit einen neuen Außenanstrich erhalten. Es erstrahlte in einem frischen und leuchtenden Weiß und der Geruch von Farbe hing noch leicht in der Luft. Es erinnerte mich merkwürdigerweise ein wenig an das Haus, indem ich aufgewachsen war. Obwohl ich mich nicht mehr an sonderlich viel aus jener Zeit erinnern konnte, hatte sich das Bild meiner Geburtsstätte
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