Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Abtruennig

Abtruennig

Titel: Abtruennig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vanessa Dungs
Vom Netzwerk:
lächeln.
    „ Hör zu, ich möchte wirklich gerne mal mit dir ausgehen. Nicht mehr und nicht weniger. Ich habe nicht vor über dich herzufallen, es sei denn, du möchtest es?!“ Ich grinste erneut. „Gib dir einen Ruck, was ist schon dabei. Oder bist du bereits vergeben?“
    Vielleicht hatte sich Toby ja geirrt.
    „ Nein, bin ich nicht“, seufzte sie. „Aber ich verabrede mich nicht mit Jungs in meinem Alter. Tut mir leid!“
    Es klang irgendwie resignierend.
    Genau genommen bin ich ein wenig älter als du! So rund hundertfünfzig Jahre…
    „ Okay, verstehe.“ Ich stand auf. „Ich bin allerdings ziemlich reif für mein Alter. Welche Eigenschaften müsste ich denn haben, um dich treffen zu dürfen?“
    „ Du bist ganz schön hartnäckig“, stellte sie stirnrunzelnd fest. „Doch du verschwendest deine Zeit mit mir.“
    Sie beugte sich über den Kopf ihres Pferdes.
    „ Tom!“
    Selbst wenn sie schrie, klang ihre Stimme melodisch.
    Ich hörte aus der Ferne schnell polternde Schritte. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ein groß gewachsener Bursche um die Ecke stürmte.
    „ Ja, Miss Ashton?“
    Er war völlig außer Atem.
    „ Bitte bringen sie Mr. De Winter nach draußen, damit er sich nicht verläuft.“
    Es klang nicht wie ein Befehl, eher wie eine Bitte.
    Der Angestellte nickte hastig.
    „ Natürlich!“
    Ich lachte.
    „ Schon verstanden…“ Sie kannte sogar noch meinen Nachnamen. Das war doch mal ein gutes Zeichen! Oder ein schlechtes, wie immer man es betrachten wollte. „Wir sehen uns ja morgen auf dem Campus.“ Die Stimme in meinem Kopf, hatte zwar ihre Fassung wieder gefunden, aber dafür war sie bereits heiser geworden.
    „ Wenn es sich nicht vermeiden lässt…“, antwortete sie spröde.
    Ich musste mich wirklich zusammenreißen, um nicht los zu prusten. Je abweisender sie zu mir war, desto zuversichtlicher wurde ich, in einer Hinsicht, die mich ein wenig erschreckte. Irgendetwas versuchte sie krampfhaft zu verbergen und ich war ziemlich sicher, dass sie nicht so kühl war, auch wenn sie versuchte, so zu wirken. Obwohl es mir vollkommen egal sein sollte. Es musste mir gleich sein. Ich war, soweit ich zurück denken konnte, nicht ein einziges Mal einem Menschen so nahe gekommen – abgesehen von Toby und den armen Seelen, die mir zum Opfer gefallen waren. Gut, und heute Morgen, als ich doch tatsächliche eine ganze Vorlesung besucht hatte. Ich hatte tatsächlich schon mehrere Regeln gebrochen, und das beinahe gleichzeitig.
    „ Sir?“
    Der Mann wies mir die Richtung an, in die ich gehen sollte.
    „ Nach ihnen“, sagte ich höflich.
    Er setzte sich in Bewegung und ich folgte ihm auf dem Fuß.
    „ Bis dann, Liz“, verabschiedete ich mich, ohne sie anzusehen. Ich konnte aber spüren, dass ihr Blick auf mir ruhte. Und sie war wütend, dass ich sie so vertraut angesprochen hatte.

    Ich hatte Lesley gestern anscheinend herausgefordert, indem ich bei ihr aufgetaucht war und sie vor dem Angestellten bloß gestellt hatte. Zumindest schien sie das so zu sehen. Ich hatte heute wirklich schon einen halben Tag an der Uni verbracht und Liz war mir so ziemlich in jedem erdenklichen Moment aus dem Weg gegangen, obwohl ich sogar noch eine weitere Vorlesung wahrgenommen hatte, in der sie auch gewesen war. Ohne mich eines Blickes zu würdigen, war sie zum Mittagessen gegangen und ich entschied mich, ihr nicht auch noch dorthin zu folgen. Ich war schließlich kein durchgeknallter Psycho, auch wenn meine innere Stimme das vielleicht anders sah. Die nächsten beiden Kurse, die sie anscheinend auf dem Plan hatte, wollte ich mir ebenfalls schenken.
    Ich ging auf dem Campus spazieren, das Wetter war grau und ungemütlich, also ideal für mich. Mir gingen so viele Dinge durch den Kopf, aber es drehte sich mehr oder weniger nur um eine Person. Ich seufzte. Manchen unter uns war es wirklich vergönnt einen erheblichen Eindruck auf das andere Geschlecht auszuüben. Dann und wann konnte es von Nutzen für uns sein. Nicht unbedingt, wie es in manchen Hollywood Blockbustern dargestellt wurde. Wir sind nicht die erotischen Verführer, die es nur auf Jungfrauen abgesehen haben, obwohl ich den Gedanken immer wieder amüsant fand. Ich war mir allerdings immer sicher gewesen, dass ich genügend Charme besitzen würde, um einer Frau den Hof machen zu können, wenn es an der Zeit war. Andere Mädchen auf dem Campus warfen mir schließlich häufig eindeutige Blicke zu, auch wenn sie mich schnell wieder vergaßen. Nur Lesley

Weitere Kostenlose Bücher