Abzocke im Online-Chat
kletterten noch zwei Männer aus dem Wagen: Der Geldhai Johann Leihmer und
der Hehler Benno Gierig. Sie schleppten einen Kasten Bier. Gab es etwas zu
feiern?
Gaby kauerte hinter einem
Stromkasten. Dick und Doof und die beiden Männer verschwanden im Haus. Wo blieb
nur Kommissar Werner? Ob sie noch einmal anrufen sollte? Sie hielt es kaum noch
aus, tigerte auf und ab und wünschte Silvi die Pest an den Hals.
Endlich! Ein Wagen mit
Blaulicht preschte heran. Die Sirene war zum Glück ausgeschaltet, damit die
Bande im zehnten Stock nichts mitbekam. Ein zweites Polizeiauto folgte.
Kommissaranwärter Werner stieg
aus dem ersten Fahrzeug. Gaby stürzte zu ihm. Fast hätte sie ihn umarmt, so
glücklich war sie, ihn zu sehen. Auch die anderen Polizisten stiegen aus und
gruppierten sich um Werner, dem die Leitung des Einsatzes anvertraut worden
war.
»Die eine Frau, die Silvi, die
hat ein Messer und bedroht damit meinen Freund«, sagte Gaby.
»Okay! Dann wollen wir mal. Du
bleibst unten!«
Die Polizisten zückten ihre
Pistolen und drangen in das Gebäude ein. Im zehnten Stock ahnte niemand, dass
die Polizei schon unterwegs war. Dick und Doof hatten chinesisches Essen
eingekauft. Die Herren Leihmer und Gierig hatten für die Getränke gesorgt.
Klößchen, Karl, Tim und Patrick saßen auf dem Boden und schauten ihnen beim
Essen und Trinken zu. Herr Schneider hatte inzwischen wieder die Augen
aufgeschlagen, war aber noch immer geknebelt und gefesselt.
Die Gauner waren guter Dinge.
Aus den Gesprächen bekam Tim die Zusammenhänge mit. Silvi war tatsächlich der
Boss der Bande. Patricks Vater hatten sie über eine ganz normale Stellenanzeige
in der Zeitung geködert. Er hatte zugegriffen, nachdem er arbeitslos geworden
war. Als er kapierte, dass seine Computerkenntnisse für kriminelle
Machenschaften verwendet wurden, steckte er schon mittendrin.
Dick und Doof waren die Neffen
von Silvi und immer auf der Suche nach leicht zu verdienendem Geld. Gierig und
Leihmer waren eher zufällig auf die Internet-Gangster gestoßen. Auf jeden Fall
war die Abzocke für alle ein lohnendes Geschäft.
Tim erhaschte einen Hilfe
suchenden Blick von Klößchen. Tim nickte seinem Freund zu. Er vertraute auf
Gaby.
Plötzlich splitterte das Holz
der Tür. Mit einem Mal standen sechs bewaffnete Polizisten im Raum.
»Hände hoch! Und keine
Bewegung!«, brüllte Kommissaranwärter Werner.
Gierig rutschte vor Schreck die
Bierflasche aus der Hand. Silvi sperrte den Mund auf und bekam ihn erst wieder
zu, als ihr Handschellen angelegt wurden. Dick und Doof waren sofort bereit,
alles zu gestehen. Nur Johann Leihmer spielte den coolen Überlegenen.
»Meine Herrn, das ist alles ein
furchtbarer Irrtum«, sagte er. »Ich bin ein seriöser Geschäftsmann. Ich wusste
ja nicht, mit wem ich mich da einlasse. Ich...«
»Schon klar«, unterbrach ihn
Herr Werner und fesselte ihn persönlich.
Leihmer jammerte noch ein
bisschen herum. Dann fügte er sich auch. Werner telefonierte und forderte einen
Bus an zum Abtransport der Gefangenen. Patricks Vater stand wieder auf den
Beinen, frei von Fesseln und dem Knebel. Vater und Sohn umarmten sich lange.
»Es tut mir alles schrecklich
leid«, sagte Herr Schneider.
»Und wo ist Gaby?«, wandte Tim
sich an Herrn Werner.
»Sie wartet vor dem Haus«, sagte
er.
Tim flitzte sofort los. So sehr
hatte er sich noch nie auf Gaby gefreut. Er küsste und drückte sie. Ihre
Freunde kamen dazu.
»Ups«, sagte Karl. »Wenn ich
mich recht erinnere, waren wir gerade in allerhöchster Gefahr.«
Sie standen Spalier, als die Gangster
in den Bus verfrachtet wurden. Kommissaranwärter Werner verabschiedete sich per
Handschlag von jedem.
»Habt ihr gut gemacht«, sagte
er. »Der Silvi sind wir schon lange hinterher. Die hat eine Latte an
Vorstrafen. Die wird für längere Zeit in den Knast wandern. Die Herren Leihmer
und Gierig sind auch keine unbeschriebenen Blätter.«
»Und was wird aus meinem
Papa?«, fragte Patrick.
»Er kommt sicher mit einer
Bewährungsstrafe davon«, sagte Werner.
Patrick lächelte.
»Und was wird aus dem Essen?«,
fragte Klößchen.
»Ist ja noch eine Menge übrig.«
»Sorry«, sagte der
Kommissaranwärter. »Die Wohnung ist versiegelt. Da kommt jetzt keiner mehr
rein.«
»Schade«, brummte Klößchen.
»Und meine Taschenlampe liegt da auch noch irgendwo.«
»Ach, Klößchen«, sagte Gaby. »Ich
kenne eine Pizzeria, die jetzt noch offen hat.«
»Ach, Gaby«, meinte Klößchen.
»Wenn du nicht schon
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