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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Pferd und Reiter an den Abstieg. Sie ritten einen Serpentinenweg entlang, der in eine völlig andere Landschaft mündete, in das mildere Klima eines Laubwaldes mit verstreuten kleinen Siedlungen, die Nordregion des Landes, das von Alecia aus verwaltet wurde, dem Verwaltungssitz der acacischen Regierung.
    Da ihm die Amtssprache des Reiches verhasst war, sprach er nur mit irgendjemandem, wenn ihm keine andere Wahl blieb. Als er das Pferd an einen Händler von der Südgrenze des Waldlands verkaufte, brummte und nuschelte er hinter vorgehaltener Hand. Als Bezahlung erhielt er Reichsmünzen, unauffällige Kleidungsstücke und ein Paar feste Lederstiefel, denn den Rest des Weges zur Küste wollte er zu Fuß zurücklegen. Und so hatte er sich erneut verwandelt.
    Er schulterte einen großen Sack und folgte der Hauptstraße nach Süden. Der Sack wurde hier und dort von Dingen ausgebeult, die er noch brauchen würde. Nachts schlief er in Bodensenken in der Nähe von Gehöften oder im Wald. Obwohl die Bewohner der Gegend ihr Land im Griff des Winters wähnten, kam er sich eher vor wie im tahalischen Sommer und geriet häufig genug ins Schwitzen.
    Nicht weit vom Hafen von Alecia entkleidete er sich erneut.
    Er schälte sich aus dem Brustpanzer, versenkte ihn am Grund eines Flusses und beschwerte ihn mit Steinen. Dann hüllte er sich in einen Umhang, der in den kalten Gemächern der Mein genäht worden war und von dem er hoffte, dass er als echt durchgehen würde. Damit konnte er als Vadayaner gelten. Trotz seiner langen Geschichte hatte der Orden seine Bedeutung längst verloren. Die Vadayaner waren Gelehrte, die unter der zeremoniellen Leitung der Vada-Priesterin das überlieferte Wissen studierten und bewahrten. Es war eine wortkarge Gemeinschaft, welche die Angelegenheiten des Reiches verachtete. Daher würde es nicht weiter auffallen, wenn er sich schweigsam gab.
    Um die Tarnung zu vervollständigen, schor er sich die Haare zu beiden Seiten des Kopfes und band den Rest auf dem Kopf mit dünnen Lederriemen zu einem festen Knoten. Die Haut des Schädels war so blass und rosig wie Schweinefleisch. Deshalb rieb er sie mit einem Färbemittel ein, mit dem normalerweise Holz gebeizt wurde. Als er fertig war, war er von einem echten Gelehrten nicht mehr zu unterscheiden.
    Obwohl er seine unterschiedlichen Verkleidungen mit Würde trug, war er in Wahrheit nichts von alledem, was er darstellte. Sein Name war Thasren Mein. Er war von adliger Abstammung, Sohn des verstorbenen Heberen Mein. Er war der jüngere Bruder von Hanish, dem rechtmäßigen Oberhaupt der Stämme vom Mein-Plateau, und von Maeander, dem Anführer der Punesari, der Elitewachtruppe, die der ganze Stolz seines kriegerischen Volkes war. Obwohl er auf diese Abstammung stolz sein konnte, hatte er sich entschieden, auf alles zu verzichten und Attentäter zu werden. Zum ersten Mal hatte er das Gefühl, sein Leben habe einen Sinn. Nie war er konzentrierter gewesen, nie mehr im Einklang mit sich selbst als jetzt, da er sein Leben dieser Aufgabe gewidmet hatte. Wie viele derer, die auf Erden wandelten, wussten schon, warum sie überhaupt atmeten und welche Bestimmung sie zu vollenden hatten, bevor sie in den Zustand des Nachtodes eintraten? Er konnte sich glücklich schätzen.
    Von einem Fährboot aus beobachtete er, wie die Insel Acacia inmitten schroffer Felsen aus dem blassgrünen Meer aufstieg. Der höchste Punkt der Insel lag am Südende. In der Mitte fielen das Ackerland und die Hügelketten etwas ab, stiegen jedoch gleich hinter der Mitte der Nordhälfte erneut an und bildeten eine Abfolge von Plateaus. Viele Generationen hatten diese zu einer Landschaft gestaltet, die würdig war, den Palast zu beheimaten. Die Akazien, die so dunkel wirkten wie die schwarzhäutigen Talayen des Südens, hatten weit ausladende Kronen und waren hier und da mit weißen Blüten gesprenkelt. Trotz der großen Länge der gewundenen Inselküste waren nur wenige Regionen leicht zugänglich; Strände und Häfen waren rar.
    Als sie an den Schutztürmen des Hafens vorbeisegelten, sah Thasren eine schlaff herabhängende Reichsflagge. Anhand der Farben konnte er sich gut vorstellen, wie sie ausgesehen hätte, wenn es nicht windstill gewesen wäre: eine gelbe Sonne inmitten eines rot umgrenzten Quadrats, mit der schwarzen Silhouette des Baums im Zentrum, welcher der Insel den Namen gegeben hatte. Jedes Kind kannte die Fahne, ganz gleich, in welcher Gegend der Bekannten Welt es geboren war. Der

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