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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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gemacht hatten, um ihn zu vernichten? Sie beobachteten die Zeremonie mit zurückgelegten Köpfen, und ihr Blick schweifte des Öfteren zum wolkenverhangenen Himmel, als weilten sie mit ihren Gedanken woanders.
    Calrach und dessen Numrek nahmen einen Ehrenplatz ein. Es fiel Mena schwer, sie nicht anzustarren, fast noch mehr wegen ihres zivilisierten Auftretens und ihrer ordentlichen Kleidung. Das Haar hatten sie sich aus dem Gesicht zurückgekämmt und zu einem Zopf geflochten, der ihnen auf den Rücken hing. Ihre Gesichtszüge unterschieden sich gar nicht sehr von denen der Vertreter anderer Völker. Mena war sich allerdings nicht sicher, ob die Numrek menschenähnlicher geworden waren oder ob sie allmählich das Gefühl hatte, die Menschen hätten eine größere Ähnlichkeit mit den Numrek, als ihr bislang klar gewesen war.
    Die Zeremonie war schlicht. Sie hatten sich als Augenzeugen versammelt. Es wurden keine Trauerreden gehalten, und es gab keine letzten Riten. Keine im Andenken an die Verstorbenen gesprochenen Worte. Keine Musik wühlte die Emotionen auf. Dies alles war in den Tagen zuvor geschehen. Hier auf dem Hafenfels wurde die Asche der beiden Toten verstreut, wie die aller anderen Akaran-Könige zuvor. Corinn hatte klargemacht, dass sie ihren Bruder als König betrachte, obwohl er nie offiziell gekrönt worden sei.
    Als alle Aufstellung genommen hatten, nahm Corinn die Urne aus Melios Händen. Sie nannte ihren Vater beim Namen und wünschte ihm Frieden im Einssein mit der Erde und ein freudiges Wiedersehen mit seiner Gemahlin. Dann nahm sie den Urnendeckel ab. Als sie das Behältnis neigte, rieselte die Asche heraus, wurde vom Wind wie Rauch über die Trauergäste hinweggeweht, über die Insel. Alivers Asche entließ sie gleich darauf auf dieselbe Weise und dankte ihm für seinen Heldenmut, für den man ihn niemals vergessen werde. Dann neigte Corinn den Kopf und forderte die Anwesenden damit auf, der Toten schweigend zu gedenken.
    Mena senkte den Kopf, schloss jedoch die Augen nicht. Sie beobachtete ihre Schwester, die dastand, einen Arm um ihren Bauch gelegt, während sich ihre Finger rhythmisch hin- und herbewegten, zu einem Rhythmus in ihrem Kopf. Sie verharrte still im Wind, als wollte sie ihn mit ihren scharfen Gesichtszügen zerschneiden. Ergriffen wirkte sie nicht. Ungeduldig, ja, aber vor allem unbeteiligt.
    Mena kamen wieder die Fragen in den Sinn, die ihr seit Alivers Tod zusetzten und jetzt auch diesen besinnlichen Moment störten. Sie fragte sich, ob Aliver einen Fehler gemacht hatte, als er sich damit einverstanden erklärte, gegen Maeander zu kämpfen. Hatte er gewusst, dass er unterliegen würde, oder hatte das Verlangen nach Rache seine Urteilskraft getrübt? Sie hoffte, dass dem nicht so gewesen war. Sie wollte gern glauben, dass er seinen Willen in die Tat umgesetzt hatte und dass selbst der Ausgang von ihm gewollt gewesen war. Sie wollte glauben, dass ihr Vater vor vielen Jahren absichtsvoll diese Kette von Ereignissen in Gang gesetzt hatte. Und sie wollte glauben, dass dies alles auf ihn zurückging. Anders als ihre Schwester vermochte Mena sich jedoch nicht mit Gewissheiten zu trösten.
    Als die Asche verstreut war, wandte Corinn sich um und musterte die ernsten Gesichter der Trauergäste. Sie schien wenig Geduld für die Gefühle übrig zu haben, die sie in ihnen las. »Ihr, die ihr hier versammelt seid«, sagte sie mit erhobener Stimme, da sie den Wind übertönen musste, »repräsentiert sämtliche Völker der Bekannten Welt. Tut es mit Stolz und voller Hoffnung auf die Zukunft. Diese Könige Acacias... sie sind frei, genau wie unser Reich. Jetzt liegt es an uns, die Welt zu erschaffen, welche diese beiden Männer sich erträumt haben.« Ihr Blick verweilte einen Moment lang auf Mena, dann wanderte er weiter. »Und nun wollen wir nicht länger trauern und uns stattdessen den kommenden Tagen zuwenden, wie Leodan und Aliver es sich gewünscht hätten. Stellen wir uns ihnen gemeinsam, mit Stärke in unseren Herzen und Vertrauen in alles, was wir tun.«
    Corinn wandte sich von der Klippe ab. Neben Mena blieb sie stehen, neigte sich zu ihr und sagte: »Willst du wirklich wissen, was ich den Numrek versprochen habe? Ihr größter Wunsch ist, in ihre Heimat zurückzukehren und an den Lothan Aklun, die sie einst in die Eiswüste gejagt haben, Rache zu nehmen. Ich glaube, dieser Krieg liegt in unserem ureigensten Interesse. Wenn die Zeit reif ist, werden wir anfangen, uns darauf

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