Accidental Witch 02 - Hexen sind auch nur Menschen
peinlichen Arbeitstag, noch peinlicher als der Freitag nach dem geheimen und wiedergefundenen Treppenhaus. Denn sie hatten nicht nur am Freitagabend Telefonsex gehabt. Am Samstag hatte sie ihn angerufen, weil sie noch ein wenig mehr davon wollte. Und er hatte sich Sonntag bei ihr gemeldet.
Es war schon komisch, was man alles am Telefon sagte, wozu man sonst nicht den Mut gehabt hätte.
Jason sprang aus dem Hummer und rannte durch den eisigen Regen hinüber zu Castleton Court. Er war froh, als er Kiras Auto noch nirgends entdeckte, und fragte sich, was er ihr sagen würde, wenn er sie sah.
Er hatte gerade seinen Regenmantel aufgehängt, als er ihren Schlüssel im Schloss hörte. Durch die Verbindungstür ging er in ihr Büro und wartete dort auf sie.
„Ist das schweinekalt“, meinte Kira, als sie hereinkam, und lehnte ihren nassen Regenschirm in eine Ecke. „Ich hoffe nicht, dass am Abend unserer Geistertour auch so ein Wetter herrscht, sonst können wir den Besuch auf dem Friedhof vergessen.“
„Aber wieso denn?“, entgegnete Jason und freute sich, sie in den farbenfrohen neuen Gummistiefeln zu sehen. „Wir können doch schwarze Schirme ausgeben. Das passt wunderbar zur Umgebung.“
„Oh, das hätte ich beinahe vergessen. Sieh mal“, sagte sie und zeigte ihm ihren rot und gelb gemusterten Regenschirm, wobei sie ihn mehrfach automatisch auf- und zuschnappen ließ. „Ich habe einen gefunden, der zu meinen Stiefeln passt.“
„Das tut er allerdings“, meinte Jason und wünschte, er könnte sie einfach in die Arme schließen. Aber das wollte er nicht riskieren.
Unter ihrer Regenausrüstung trug sie wieder Schwarz. Ihr schlichtes Kleid war sehr figurbetont und dünn, und Jason war sofort wieder erregt.
Doch aus reinem Selbstschutz und um Kira Gelegenheit zu geben, sich wieder einzugewöhnen, ging er zurück in sein Büro.
Sie hatte die bunten Stiefel getragen, die er ihr geschenkt hatte. Das war großartig. Sie waren zu einer Übereinkunft ge kommen, hatten eine Art Frieden geschlossen, und vielleicht hatte Kira sogar einen ersten vorsichtigen Schritt aus ihrem Versteck herausgewagt.
Da sie beide sowohl gefühlsmäßig als auch körperlich sehr intim miteinander geworden waren, zumindest jeder von seinem Kaninchenbau aus, dachte Jason, standen sie sich jetzt auch in der realen Welt sehr viel näher. Und das bedeutete, dass sie entweder auf eine Beziehung zusteuerten oder auf eine Katastrophe.
Jetzt kam es darauf an, nichts zu überstürzen.
Bei ihrer Arbeit und auch in den Zeiten dazwischen konnte er feststellen, dass jeder beim anderen irgendwie auf die richtigen Knöpfe drückte - sowohl im übertragenen Sinne als auch buchstäblich. Sie loteten Grenzen aus, trieben einander zu frechen und zweideutigen Wortspielen und berührten sich immer wieder, um ihr Verlangen noch zu steigern.
Jason hatte sich noch nie so beschwingt gefühlt.
Siebzehn
AM ABEND DER Geister- und Friedhofstour traf Jason kurz nach Einbruch der Dunkelheit auf Rainbows Edge ein und sah das Haus zum ersten Mal in herausgeputztem Zustand. Kira hatte ganze Arbeit geleistet.
Weiße Lichterketten säumten die gotischen Giebel. Gruselig leuchtende Halloween-Kürbisse hingen in den Bäumen. Der beleuchtete Haupteingang, eine schwarz lackierte Doppeltür mit in ihrer Schaurigkeit dazu passenden Kränzen, stand einladend offen.
Draußen erhellten einzelne versteckte Scheinwerfer den Familienfriedhof so, dass die weißen Grabsteine im Schatten lagen und dunkel und unheimlich wirkten. Eine perfekte Bühne für die bevorstehende Veranstaltung.
Es war der Vorabend von Allerheiligen, hatte Kira ihn am Telefon erinnert, an dem die Nachtgeister frei herumstrichen. Und in dem Augenblick, als sie das sagte, war er sogar selbst davon überzeugt.
Kira empfing ihn an der Tür und sah einfach zauberhaft aus.
„Das Haus sieht überwältigend aus“, sagte Jason und küsste sie auf die Wange. „Du hast das wundervoll gemacht.“
„Ich bin froh, dass es dir gefällt“, sagte sie. „Und ich habe noch eine Überraschung.“ Jason sah sie erwartungsvoll an.
„Muss ich die Augen zumachen?“, flüsterte er. „Hat es etwas mit einem Kaninchenbau zu tun?“
„Eine Überraschung, die unseren Gästen gefallen wird“, erwiderte Kira. „Nicht uns.“
„Schade“, meinte Jason. „Okay, schieß los. Was ist es?“ „Milford Marmor und Granit ist es heute Nachmittag gelungen, Addies Grabstein aufzurichten. Ich habe die Gärtner eine Plane
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