Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
stöhnte. In diesem Punkt waren sie sich einig, nur mit dem Unterschied, dass es ein Erbstück seiner Familie war. Ihre Unnachgiebigkeit war ein klassischer Fall von: Es gibt eine gute Nachricht und eine schlechte Nachricht. Das Einhorn zurückzuholen stellte eine genauso große Herausforderung dar, wie es überhaupt gefunden zu haben, dachte er. Aber bei ihrer Entschiedenheit bestand die Chance, dass es sich noch in ihrem Besitz befand, wenn er nach Amerika kam. Der Einsiedler in ihm erschauderte bei diesem Gedanken.
„Bei tiefer gehenden Recherchen“, meinte der Gutachter, „könnte sich Ihr Einhorn noch als nationales Kulturgut erweisen.“ Liam schaltete den Fernseher aus.
„Es ist unser Einhorn“, stellte Angus fest, und er sah Rory genauso erwartungsvoll an wie alle anderen.
Seit über einem Jahrhundert war er näher an dem Einhorn dran als jeder andere MacKenzie zuvor, und Himmelherrgott, Rory würde Caperglen oder den Namen der MacKenzies nicht noch einmal beschmutzen. Er kippte den Rest seines Biers hinunter und knallte seinen Krug auf die polierte Mahagonitheke. „Ich werde es zurückholen!“
Lauter Jubel folgte ihm und erwärmte sein Herz, als er die Kneipe verließ und die Straße hinunter zum Anwesen der MacKenzies ging.
Wenn Drummond Rory MacKenzie Victoria Cartwrights Einhorn geschnitzt hat, befand sich unter dem Sattel ein Geheimfach. Und wenn er dieses Fach fand, war dieses Einhorn sein nationales Kulturgut und nicht das von Victoria Cartwright.
Vier
„DANKE, DASS DU das machst, Mel“, sagte Vickie und hielt die Leiter, während Mel hinaufstieg, um die Halloween-Dekoration vom Dachboden zu holen. „Ich fühle mich auf Leitern nicht besonders wohl.“
„Diese ist ein bisschen wackelig“, sagte Mel. „Du solltest dir eine neue zulegen. Wo soll die Kiste noch sein?“
„Keine Ahnung. Meine Oma ist sonst immer raufgestiegen.“ „Ich habe … Ach, hier ist ja alles.“ Mel kam mit einer Kiste herunter, die so groß war, dass sie sie kaum umfassen konnte, und Vickie bekam sofort ein schlechtes Gewissen, dass ihre Großmutter das immer gemacht hatte.
„Gott sei Dank ist sie nicht schwer.“ Mel stellte die Kiste auf den Tisch. „Und der hier steckte zwischen den Dielenbrettern. Sieht genauso aus wie der Umschlag, den wir an dem Einhorn gefunden haben, oder?“
„Meine Güte“, sagte Vickie. „Oma hat ihn in all den Jahren nie bemerkt?“
„Na ja, die Sonne schien gerade drauf, und die Spuren von den Mäusezähnen sehen ziemlich frisch aus. Vielleicht hat er vorher gar nicht herausgeragt? Glaubst du, Lili hat ihn dahin gesteckt, damit du ihn findest?“
„Das wäre ein beunruhigender Gedanke.“
„Das Einhorn und die Hohepriesterin findest du ja auch nicht beunruhigend.“
„Mein Gott, hast du eine Ahnung. Ich habe immer noch Albträume.“
Mel lächelte. „Vielleicht hilft dir das, Lilis Zauber zu beenden.“
Vickie stöhnte. „Wer braucht schon Feinde, wenn er solche Freunde hat wie dich?“
„Ach, hör auf zu meckern und mach ihn auf!“
„Das habe ich irgendwo schon mal gehört.“ Vickie kam mit dem Briefumschlag ans Fenster. „Es ist noch eine Tarotkarte – der Einsiedler . Siehst du? Lili will mir damit sagen, dass ich da allein durch muss.“
„Da wir gerade drüber reden, zwischen den Zeilen zu lesen …“, sagte Mel. „Ich habe, nachdem du sie gefunden hattest, eine Menge über die Hohepriesterin gelesen, und sie kann auch bedeuten, dass man sich nicht von der Oberfläche blenden lassen soll. Außerdem habe ich gesehen, dass der Einsiedler die Hohepriesterin verstärkt.“
„So wie die Hohepriesterin den Einsiedler verstärkt“, sagte Vickie. „Ich mache das allein.“
„Verdammt“, fluchte Mel. „Nein, warte, die Karte des Einsiedlers kann auch bedeuten, dass man sich allem öffnet, was kommen könnte.“
„Wie zum Beispiel?“
„Keine Ahnung“, sagte Mel. „Einsiedlern?“
Vickie lachte. „Was hast du gemacht? Auswendig gelernt, was du gelesen hast?“
„Hast du ein Problem damit? Irgendjemand muss dich ja aus deinem Trott rausholen.“
„Okay, ich hab verstanden. Der Einsiedler kann also auch dafür stehen, einen klugen Rat anzunehmen. Klug wohlgemerkt.“
Vickie strich die Karte glatt und versuchte, nicht zu grinsen. „Fällt dir jemand ein, der mich beraten könnte?“
„Ich natürlich, verdammt noch mal.“
„Das hatte ich mir schon gedacht. Okay, ich bin bereit, du weise Frau.“
„Ich
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