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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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war, zündeten Daramani und er sich einen Joint an. Dawson lehnte sich zurück. Er hatte ganz vergessen, wie gut das war. Und dabei hatte er gehofft, dass es das nicht wäre. Er fühlte sich herrlich und verachtete sich dafür. Warum war er hergekommen? Er schloss die Augen. Ihm kamen ein paar Tränen, auch wenn ihm partout kein Grund einfiel, wieso.
    Bald schwebte er vollkommen entspannt im Hier und Jetzt. Sein Verstand begann, frei zu assoziieren.
    Bist du auf einem Weg, der ins Nichts führt, finde einen anderen Weg.
    Er lachte über den Spruch, denn plötzlich kam er ihm witzig vor. Daramani kicherte gleich mit, obwohl er noch weniger wissen konnte, was so lustig war.
    Das Sankofa-Sprichwort allerdings war nicht minder bedeutend für Dawsons Rätsel. Nichts ist falsch daran, dir aus der Vergangenheit zu holen, was du für die Zukunft brauchst. Eventuell hatte Dawson etwas bei diesem Fall vergessen, musste umkehren und es suchen. Dieser Vogel mit dem nach hinten gedrehten Kopf in Dr. Botswes Diele. Dawson grinste. Generationen von Schulkindern hatten gelernt, was es mit der Figur auf sich hatte.
    Dawson riss die Augen auf. Der nach hinten gedrehte Kopf!
    Er sprang aus dem Sessel.
    »Was los?«, fragte Daramani träge.
    »Ebenezer ist der Sankofa-Vogel.«
    »Ah, ja«, murmelte Daramani.
    Dawson nahm sein Handy und wählte Cairos Kurzwahl. »Ich brauche deine Hilfe«, sagte er.
    »Klar, was gibt’s?«
    »Nimm dir dein Buch mit den Sprichwörtern. Ich suche nach drei verschiedenen Sprüchen – einem mit Fingern, einem mit Knien und einem mit einer Zunge. Such du schon mal, ich mach mich auf den Weg zu dir.«
    »Okay, ich fange sofort an. Bis gleich.«
    Dawson nahm einen letzten Zug von dem Joint und reichte ihn Daramani. »Ich muss weg.«
    »Warum gehst du wieder von mir?«
    »Kein Wee mehr für mich«, sagte Dawson und riss die Tür auf. »Nie wieder.«
    »Okay.« Daramani lachte. »Wir werden sehen.«
    Dawson sah noch einmal hinein. »Chaley, hast du einen Kaugummi für mich?«
    Daramani warf ihm ein Päckchen P.K.-Kaugummi zu.
    Cairo hockte über dem Buch, als Dawson bei ihm eintraf.
    »Hast du schon was?«, fragte Dawson und setzte sich zu ihm.
    »Mann, das sind echt viele Sprichwörter.« Er schnüffelte. »Was ist das für ein Geruch? Warst du irgendwo, wo gequalmt wurde?«
    »Ja, das erzähl ich dir ein andermal. Ist jetzt nicht wichtig.«
    »Okay, hier ist die erste Redensart, die ich gefunden habe. Es heißt: ›Nicht das Knie trägt den Hut, solange der Kopf frei ist.‹«
    »Und was heißt das?«
    »Ich bin mir nicht sicher. Ich glaube, es soll heißen, dass man keine Rolle annehmen darf, die einem nicht rechtmäßig zukommt.«
    »Ja, das klingt ziemlich gut. Gib mir auch eine Ausgabe, dann blättere ich sie von hinten durch.«
    »Hat das hier mit diesen Serienmorden zu tun, die du untersuchst? Du bist heute überall in den Nachrichten, wie du sicher schon weißt.«
    »Ja, leider nur zu gut«, sagte Dawson gequält. »Lassen wir das Thema.«
    »Entschuldige. Red weiter.«
    »Also, wenn dieser Kerl seine Opfer umbringt, sticht er ihnen in den Rücken und verstümmelt sie auf die eine oderandere Weise; dann legt er sie in oder an irgendeinem schmutzigen Ort ab, wie der Korle-Lagune. Ich versuche, hinter die Bedeutung der Verstümmelungen zu kommen. Einem der Opfer, Ebenezer, wurde der Kopf umgedreht ...«
    »Umgedreht?«, hakte Cairo nach. »Du meinst gedreht, so ...«
    »Um hundertachtzig Grad, das meine ich.«
    »Mit anderen Worten, ihm wurde das Genick gebrochen.«
    »Ja.« Dawson verstummte, denn dies war heikles Terrain. »Tut mir leid, Cairo.«
    »Keine Sorge.« Sein Bruder winkte ab. »Ich bin nicht mehr zu empfindlich, was das angeht.«
    »Also gut, jedenfalls frage ich mich, was der Mörder uns sagen will. Was ist die Botschaft? Er tötet die Leute nicht nur, sondern stellt sie in gewisser Weise aus. Gibt es also eine Lehre oder Moral, die er uns mit dem verdrehten Kopf vermitteln will? Und dann fiel mir der Sankofa-Vogel ein. Er ist ein klassisches ghanaisches Symbol, das unser wohl berühmtestes Sprichwort verkörpert. Dr. Botswe hat eine wunderschöne Figur von dem Vogel in seinem Haus.«
    »Verdächtigst du ihn?«
    »Habe ich, aber jetzt nicht mehr. Seine Alibis sind wasserdicht.«
    »Ich verstehe, was du mit den Sprichwörtern meinst«, sagte Cairo, »vor allem mit ghanaischen, die eine religiöse Bedeutung haben. Aber warum will dieser Mörder uns unbedingt etwas mitteilen? Was treibt ihn

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