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Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Titel: Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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meiner kraftvollen Anmut. Ich denke an Hawaii. Wenn das hier 380 Meter waren, dann müsste ich nur noch neunmal hin und zurück. Was kümmern mich die Quallen, Haie und Flugzeugträger im Pazifik. Ich habe nackte Walker und gierige Welse überlebt.

Mach mir den Mark Spitz
    Schwimmen ist eine ausgesprochen anstrengende Angelegenheit. Militante Laufkameraden können der Fortbewegung zu Wasser schon deswegen nichts abgewinnen, weil die Muskelmasse am Oberkörper durch regelmäßiges Schwimmen deutlich zunimmt, dadurch auch das Körpergewicht, was sich wiederum negativ auf Statik und Laufleistung auswirkt. Andererseits: Wer viel läuft, hat gelegentlich Probleme mit dem Rücken oder der Hüfte. Eine halbe Stunde Kraulen, zweimal die Woche, entspannt die Wirbelsäule und stabilisiert den ganzen Körper. Kurz vor Olympia können die Freaks das Schwimmtraining ja wieder absetzen.

Triathlon-Novize Achim glüht vor Wettkampffieber. Letzte Vorbereitungen für den Holsten-Cityman. Läuft man besser in einer Radhose? Oder radelt es sich besser in einer Laufhose? Und welche Socken wählt man zur Designerbrille?
    Â 
    Heißa, die Panik ist wieder da. Wie vorm Marathon. Schöne, echte, ehrliche, nackte Angst. Diesmal nur viel mehr. So viel neues. Triathlon meint abtrocknen, zweimal umziehen, Schuhe wechseln.
    Gestern mal probehalber im Garten aus dem Neo gepellt, mit einem Fuß in dem verfluchten Gummiteil stecken geblieben und wie eine Bahnschranke auf den Rasen gekippt. Mona hat sich schlapp gelacht. Welcher Idiot hat eigentlich Foto-Handys erfunden?
    Klaus Heinrich sagt, das Schlimmste am Triathlon seien die Wechsel, vor allem der vom Rad zum Laufen. Das ist natürlich Unsinn. Klaus Heinrich ist einfach nur ein elendes Sensibelchen und horcht ständig auf jede Faser im Leib. Hätte er prächtige Läufermuskeln wie ich, würde ihm das bisschen Wechseln nichts ausmachen.
    Sicherheitshalber mache ich heute trotzdem noch mal Spezialtraining. Acht Kilometer Rad auf dem Kronprinzessinnenweg, dann einen Kilometer laufen, wieder acht auf dem Rad, noch mal laufen, so lange, bis ich was merke. Also stundenlang. Gewechselt wird im Kofferraum auf dem Parkplatz Hüttenweg.

    Das Schönste am Triathlon ist die Materialschlacht. Für ein Stündchen Training braucht man einen kompletten Kombi voll Klamotten. Und hat immer noch nicht genug. Rad-Schuhe mit Klötzen, dazu leichte Laufschuhe für Achims Gazellensprint, und die Adiletten für hinterher.
    Aber welche Socken? Müssen ja für beide Disziplinen taugen. Die bunten Asics-Tukan oder Gore clima control? Sicherheitshalber beide. Und die Falkes RU 4 noch dazu. Dann der Strauß Hosen: Kann man besser mit einer Radhose laufen oder mit einer Laufhose Rad fahren?
    Mütze oder Piratentuch? Dazu natürlich Werkzeug. Ersatzschlauch. Die Standluftpumpe. Handtuch. Und Verpflegung. Eine Flasche Carboload, eine mit Magnesium-Konzentrat und eineinhalb Liter französisches Designer-Eau zum Füßewaschen. Brillen? Viel, Mann! Heute mal die schwarze, wie Lance. Warum sind diese popeligen Plastikdinger eigentlich so teuer, Herr Oakley? Hört er leider nicht. Ist gerade auf seiner 60-Meter-Yacht im Champagnerpool ertrunken.
    Am Hüttenweg ist die Hölle los. Walker-Alarm. Skater mit Kinderwagen. Radrennfahrer, die fluchend durch die Menge schneiden. Rentner mit Kniestrümpfen auf Hollandrädern. Autos. Geschrei. Halbnackte Tattoo-Elsen. Warum arbeiten all diese Faulpelze am helllichten Tag eigentlich nicht?
    Ich friemle Rolands öligen Renner zusammen. Jede Bewegung sitzt. Na ja, fast. Der Sattel ist zu hoch. Und die Schraube die falsche. Ich habe drei Dutzend Inbusschlüssel dabei. Die Hälfte davon ist von Ikea. Und der einzig passende liegt zu Hause. Ich fürchte Quetschungen in der Delikatessenabteilung. Diskretes Ordnen des Rennhoseninhalts mit Kettenfettflossen. Wie erklär ich Mona bloß die schwarzen Flecken?
    Ab auf die Piste. Als Erstes drei eiernde Skater umkurvt. Von hinten surrt ein Schwarm Renner heran. Die haben mindestens 40 Sachen drauf. Ich hinterher. Windschatten. Kopf runter. Dranbleiben, Achim, einfach dranbleiben. Wir fliegen. Hirnpulspochen.
Nach sieben Minuten ist die Rennstrecke am Ende. Ich auch. Die Jungs fahren weiter Richtung Glienicker Brücke. Ich im Regenerationstempo zurück.
    Wechseln. Rolands Vorderrad raus, die Karre ins Auto. Radschuhe aus. Laufschuhe an.

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