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Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer

Titel: Achilles' Verse - mein Leben als Laeufer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Achim Achilles
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super.« Den ersten Beutel habe ich mit den Zähnen nicht aufgekriegt. Drücken war keine gute Idee. Es knallte tatsächlich. Flatsch, hing mir der Kleister im Gesicht. Mit der Zunge habe ich aber noch eine Menge erwischt.
    40 Kilometer sind eine elend lange Strecke. Schon nach der Hälfte hatte ich keine Lust mehr. Der Gedanke ans Laufen brachte mich um. Mein Körper gierte nach Kohlehydraten. Ich machte
mich über den zweiten Beutel her und lutschte auch noch die Farbe von der Alupackung.
    Wieder Wechsel. Bücken zum Schuheschnüren. Knie wollen nicht biegen. Füße fühlen sich tot an. Schmerz überall. Zehn Kilometer Martyrium, das war klar. Jeder Schritt wie in Betonpuschen. Wo ist der Gel-Automat? Ich will neue Oberschenkel. Ich kann mich an nichts mehr erinnern. Nur an Monas Gesicht bei Kilometer acht. Meine Elendsgestalt hätte ihr peinlich sein müssen, aber sie brüllte: »Super, Achim!« Wunderbare Frau. Sie war mit einer Freundin frühstücken gewesen. Ich sah große Croissants vor mir fliegen, mit Marmelade. Schüsseln mit Mohn-Marzipan-Joghurt.
    Ich taumele durch die Hamburger Innenstadt. Das Toben der Millionen weist mir den Weg. Ich kann nicht mehr. Ich schwebe. Ich will nicht mehr. Ich könnte noch Stunden. Ich laufe und laufe. Ziel, Ziel, wo ist das Ziel? Ein gelbes Band würgt mich. Eine Hilfskraft hat mir eine Medaille umgehängt. »Ist ja gut«, sagt sie, »Sie haben es geschafft.«

Alles voller Klebe
    Die Verpflegung auf der Strecke ist ein Lieblingsthema des Ausdauersportlers. Während der Marathon-Läufer Frau, Kinder und Verwandte nach einem ausgeklügelten System alle 7 Kilometer am Straßenrand postiert, wo sie mit verklebten Flaschen warten, in denen nach geheimnisvollen Rezepturen angemischte Powerdrinks schwappen, neigt der Triathlet zur Selbstversorgung. In der Flasche am Rad ist Flüssiges, auf Rahmen oder Lenker hat der Sportler gern Teile von Energieriegeln geklebt, die ohne Verpackung so aussehen, als habe Lassie was liegen gelassen. Sicherheitshalber hat der Triathlet auch noch ein paar Beutel Power-Gel im Renntrikot und in der Wechselzone gebunkert. Die Kalorienbilanz dürfte am Ende des Wettbewerbs bestenfalls ausgeglichen sein.

Es ist völlig egal, welche Zeit man für einen Triathlon benötigt. Entscheidend ist, dass man einen Wettbewerb durchgestanden hat. Ein solcher Athlet schießt nämlich in der gesellschaftlichen Rangordnung auf eine Spitzenposition.
    Â 
    Ãœber die Länge von T-Shirt-Ärmeln kann man wundervolle Ehekräche anzetteln. Mona sieht immer so rassig aus, wenn sie sich aufregt. Leider hat sie kein Verständnis für die wichtigen Dinge im Leben, Spuren von Edding-Stiften zum Beispiel. Beim Triathlon bekommt ja jeder Teilnehmer seine Startnummer als Temporär-Tattoo auf den schwimmgestählten Oberarm gekritzelt. Zur Identifikation, falls man den Wettbewerb als Wasserleiche beendet. Mit einem grünen Zettel am Zeh wäre es ja auch schwierig, die Schuhe zu wechseln. Diese Edding-Nummer jedenfalls ist die größte Trophäe des Triathleten: der Nachweis echter Heldentaten.
    Würden bei Laufwettbewerben die Startnummern derart eingraviert, wäre die Beteiligung doppelt so hoch. Diese blöden Blechmedaillen, die es überall gibt, kann kein Mensch mehr auseinander halten. Außerdem sind sie in der Öffentlichkeit nicht zu tragen, ohne dass man für einen Karnevalsprinzen gehalten wird. Zu schwer sind sie auch. Ich hatte sie alle um meine Nachttischlampe gehängt. Neulich nachts sind sie runtergekracht, samt Lampe.
Mona hat die Medaillen am nächsten Tag in den Müll geworfen. Aber ich habe sie alle wieder rausgeangelt. Sie rochen kaum. Dann wurden sie im Keller versteckt, hinter Monas staubiger Staffelei.
    Edding-Startnummern sind kostbar. Orden des Ausdauersports. Sie müssen so lange wie möglich sichtbar gehalten werden. Beim Duschen halte ich den Oberarm immer ins Trockene. Ich habe auch schon versucht, die Nummer nachzuziehen. Aber das fällt auf. Und jetzt kommen die T-Shirt-Ärmel ins Spiel. Ich habe ein etwa 25 Jahre altes Leibchen mit Karl, dem Koyoten, darauf. Es liegt sehr körperbetont an, jugendlich eben, vor allem aber hat es extrem kurze Ärmel. Die Nummer ist zur Hälfte sichtbar, so, dass sie jeder sofort entdeckt, und trotzdem sieht es nicht wie angeberisches Zurschaustellen aus, was es natürlich ist.
    Wenn

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