Acht Augen sehen mehr als vier
umgekippten Einkaufswagen an der Leine hinter sich her. Sie knallt Buddy den Wagen gegen die Beine. Gleichzeitig springt sie an mir hoch und will mich ablecken. Aber Buddys Hand ist ihr im Weg.
„Sie sollen ihn loslassen! Das ist Freiheitsberaubung nach Paragraf …“ Laura, ganz Tochter ihres Vaters.
Ich winde mich in Buddys Griff. Princess zerrt ihm die Arbeitshose vom fetten Bauch. Finn wickelt die verknotete Leine vom Einkaufswagen. Superschlau, Princess an einen rumstehenden Wagen zu binden!
„Wer seid ihr denn?“, keucht Buddy.
„Das frag ich mich auch.“ Raucherstimme ist erstarrt. Der hat wohl zu viel von rauflustigen Jugendbanden und bissigen Hunden gehört? Wie gut für uns.
„Seine Freunde!“ Finn richtet sich auf, wirbelt die Hundeleine wie ein Lasso ums Handgelenk und rollt die Augen. „Was geht hier eigentlich vor?“ O-Ton Kommissar XY .
Emily fummelt mit ihren langen Armen nach meinen Handgelenken, die Buddy trotz allem gekrallt hält.
„Autsch“, schreit Buddy plötzlich und lockert den Schraubstockgriff. „Die schwarze Biene kann stechen.“
Krass! Emily blinzelt mir zu und rammt blitzschnell noch einmal die Spitze ihrer Nagelfeile in Buddys fetten Arm. „Das war für die schwarze Biene “, zischt sie grimmig.
„Autsch, verdammt, lass das!“, jault Buddy und kämpft mit Princess, die ihn umtanzt, weil sie alles für ein lustiges Spiel hält. Aber ich bin endlich frei.
„Er hat sich im internen Lagerbereich herumgetrieben.“ Raucherstimme steckt sich eine Zigarette zwischen die Lippen. „Das ist verboten und kann angezeigt werden.“ Er denkt gar nicht dran, seinem Freund Buddy zu helfen.
„Und warum verprügelt ihr ihn?“ Laura lässt sich nicht beeindrucken. Sie hält ihr iPhone drohend unter die Nase von Raucherlunge. „Mein Vater ist Anwalt. Ihr habt keine Chance!“
„Zwei Männer gegen einen Jungen, höchst unfair“, ergänzt Finn.
„Und nur weil er die Toilette nicht gefunden hat?“ Emily streichelt mein Gesicht. Gleich werd ich ohnmächtig vor Glück.
Buddy leckt Blut von seinem Handrücken und reibt seinen haarigen Arm. „Mal langsam, Leute“, fistelt er. „Am besten macht ihr jetzt alle drei die Fliege! Und zwar schnell. Dann lassen wir es gut sein, was, Stanz?“
Der holt rasselnd Luft und hustet, ehe er sich die neue Zigarette anzündet.
Ich bin einverstanden. Wenn Emily mich nur im Arm hält, fliehe ich mit ihr bis ans Ende der Welt!
„So einfach kommt ihr nicht davon.“ Finn zieht mal wieder seinen Minikalender hervor. „Wir haben drei Kartons voller Elektronikteile entdeckt. Die Geräte stammen eindeutig aus dem Gartenhaus der Villa Wiesenhügel.“
„Was habt ihr?“ Buddys Unterlippe zittert. Raucherstimme Stanz zertritt die frische Zigarette mit seinem Absatz. Er funkelt Buddy wütend an.
„Ich hab dir gleich gesagt, dass die Holzhäuschen kein gutes Versteck sind!“, knurrt er und merkt erst nachträglich, dass er sich verplappert hat.
Hat Finn nur geblufft? Er zwinkert mir zu. Ich streichle Princess und halte sie davon ab, Buddy die Latzhose vollends zu zerfetzen.
„Mehr als drei Kartons!“, behaupte ich kühn und denke an den Stapel, der mein Versteck gefüllt hat. War Finn vor mir in den Hütten? Hat er wirklich nachgeschaut? Egal. Raucherstimme Stanz hat ja soeben gestanden!! Wir vier, die Acht Augen, können das jederzeit bezeugen.
„Die Anzeige wegen Diebstahl läuft schon“, fährt Laura sachlich fort. Sie streicht mit dem Zeigefinger über ihr Handy. „Hallo, Papa, wir sind hier im Bauma…“
Mit einem Satz ist Raucherstimme über ihr. „Du verdammtes kleines Biest!“ Er wirft sie sich wie einen Sack über die Schulter. Laura kreischt wild und schrill. Sie zappelt und windet sich wie eine Schlange. Mit drei Schritten ist Raucherstimme am Rolltor. Ich aber auch und Princess erst! Die springt und tobt vor ihm herum, dass er keinen Schritt mehr tun kann.
Finn und Emily rennen hinterher. Emily fängt das kostbare iPhone auf. Wir biegen die schweißnassen Krallen weg von Lauras Knöcheln und Handgelenken.
„Hilf mir doch, Buddy!“, ruft Raucherstimme.
Aber Buddy zieht Laura einfach von seinen Schultern. „Hör auf, Stanz! Du machst alles nur schlimmer!“, ruft er mit seiner hohen Stimme. „Wir tun ja nichts wirklich Unrechtes. Mertesheimer wird das verstehen.“
„Ich? Ich soll verstehen, dass ihr in Lauras Gartenhaus einbrecht und alles klaut, was irgendeinen Wert hat?“
„Wir klauen nicht für
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