Acht cropped
mich die Entscheidung treffen lassen, wie ich weiter mit Andreas umgehe. Ich würde lieber erst einmal mit ihm reden und überlegen, ob…“
»Was gibt es da denn noch zu überlegen ?« , fuhr Cordula ihn an. »Du wirst Schluss mit Andreas machen! Glaubst du, ich sehe zu, wie du diesen Bastard weiterhin triffst, während der arme Daniel dich wie einen Heiligen anbetet? Das lasse ich nicht zu, schließlich bin ich auch Daniels Freundin.
»Was willst du mir damit sagen ?«
»Dass ich sowohl Daniel als auch Sonia die ganze Wahrheit erzählen werde, wenn du nicht in den nächsten Tagen Andreas zu verstehen gibst, dass es kein weiteres Treffen mit ihm geben wird .«
Cordula war schon immer sehr resolut gewesen. Marc hatte sie direkt im ersten Jahr auf dem Gymnasium kennengelernt und sich schnell mit ihr angefreundet. Sie passten wunderbar zusammen: Marc war schweigsam und ließ sich gerne führen, während Cordula eine große Klappe hatte und sehr bestimmend war.
Mit ihrer selbstbewussten Art vertrieb sie viele Jungen, die im Laufe der Zeit Interesse an ihr bekundeten. Ihre langen dunklen Haare, ihre schlanke, sportliche Figur und das puppenartig geschnittene Gesicht mit den klaren blauen Augen standen in krassem Kontrast zu der oft derben Wortwahl ihrer schroffen, teilweise sogar verletzenden Bemerkungen. »Du willst dich mit mir verabreden? Hat dir deine Mami heute Abend Ausgang gewährt ?« , hatte Marc sie einmal auf die schüchterne Einladung eines Klassenkameraden reagieren hören.
Cordula hatte einen Leitspruch: Sie wollte nicht irgendeinen Freund, sie wollte den besten. Erst mit 19 Jahren begann sie eine Beziehung mit einem Medizinstudenten, der ihrem Anspruch anscheinend gerecht wurde. Sieben Jahre waren sie ein Paar, bis Cordula sich aus einem nichtigen Grund von ihm trennte. »Er war wohl doch nicht der Richtige. Dann muss ich eben weiter suchen !« , hatte sie über das Ende ihrer Beziehung gesagt. Mehr ließ sie nicht zu, keinen Liebeskummer und keine Gefühlsduselei. »Das Leben hat bestimmte Regeln, und daran muss man sich halten. «
Marc hatte gelernt, mit ihrer Art umzugehen. Lieber ließ er den einen oder anderen verletzenden Kommentar oder eine abwertende Bemerkung im Raum stehen, als sich mit Cordula zu streiten. Er würde eh den Kürzeren dabei ziehen. Und er brauchte Cordula. Ihm war klar, dass er ohne seine starke und selbstbewusste Freundin für alle anderen uninteressant wurde. ET würde Gefahr laufen, zum Außenseiter zu werden, und so hielt er sich lieber in ihrem Schatten.
Und eins musste man Cordula lassen: Sie war eine treue Freundin. Über inzwischen mehr als fünfzehn Jahre hinweg hielt sie engen Kontakt zu Marc, auch wenn sie spürte, dass sie nicht mehr die Rolle in seinem Leben spielte, die sie in ihrer Teenagerzeit eingenommen hatte. Marc hatte sich emanzipiert und neue Freunde gefunden. Aber das Gefühl von Dankbarkeit war ihm geblieben, außerdem verbanden sie gemeinsame Interessen und Freunde, sodass sie einfach zu seinem Leben gehörte wie er zu ihrem.
So lange er so funktionierte, wie sie es wollte.
Jetzt war Marc derjenige, der schwieg. Er überlegte krampfhaft, wie er mit der Situation umgehen sollte.
»Gut, Cordula, du hast deinen Standpunkt mehr als deutlich gemacht. Du hast aber bestimmt Verständnis dafür, dass ich erst einmal etwas nachdenken muss. Ich weiß ja auch gar nicht, wie ich das alles regeln kann. Deshalb sei mir bitte nicht böse, wenn ich mich nicht sofort an deinen Ra t halte und erst einmal etwas Bedenkzeit haben möchte. Ist das okay für dich?
»Aber natürlich!« Ihre Stimme klang fürsorglich und beruhigend. »Nimm dir ein paar Tage, und du wirst feststellen, dass ich natürlich recht damit habe, dass das Einzige, was infrage kommt, das Ende eurer Affäre ist. Ich rufe dich am Sonntag an, okay ?«
Marc legte, ohne eine Antwort zu geben, auf. Nie im Leben hatte er damit gerechnet, auf diese Art und Weise mit seinem Doppelleben konfrontiert zu werden.
Viel zu lange hatte er einfach nur seine liebgewordenen Rituale gepflegt, ohne sich darüber klar zu werden, was passieren würde, wenn die Wirklichkeit ans Tageslicht käme.
Was sollte er jetzt tun?
3
Acht Jahre sind zu lang, um sich von einem Menschen zu trennen, der einen über all die Zeit hinweg einfach nur gutgetan hat.
Marc wollte nicht nur die schmutzige Seite seiner Affäre mit Andreas sehen, die anscheinend für Cordula im Mittelpunkt stand. Für ihn hatte sie eine ganz andere
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